Vergessenes Magdeburg

Auf einmal gab es da eine Facebook-Seite, die Orte in Magdeburg zeigt, an die lange Zeit niemand mehr gedacht hatte. In wenigen Wochen erreichte „Vergessenes Magdeburg“ mehrere tausend Likes. urbanite schaute für euch hinter die Kulissen und traf die Gründer der Seite.

Leerstehende Industriegelände, verwittert im Laufe der Jahrzehnte. Alte Herrenhäuser, gezeichnet von der Geschichte. Niemanden interessieren diese Gebäude noch – fast niemanden! Die Szene rund um die Urbexer hat diese Lost Places für sich entdeckt. Gemischt mit ästhetischer Fotografie, wurde daraus ein Facebook-Projekt.

Urban Exploration, kurz Urbex, meint die private Erforschung von verlassenen Gebäuden im urbanen Raum. Dabei sind vor allem jene Anlagen interessant, die auf eine lange Geschichte zurückblicken. Vergessene Orte gibt es überall auf der Welt und überall auf der Welt gibt es Menschen, die diese erforschen. In Magdeburg ist daraus eine Facebook-Seite entstanden, die den Titel „Vergessenes Magdeburg“ trägt. urbanite sprach mit den Initiatoren über das Projekt und ihre Motivation.

„Die Anfragen explodierten.“

 

Uwe und sein Kumpel Yves haben ein Hobby: Sie geocachen seit circa fünf Jahren. Auf ihrer GPS Schnitzeljagd fanden sie interessante Orte, von denen niemand mehr weiß, wie lange sie noch erhalten bleiben. Daraus entstand bei den beiden Männern die Idee, diese Lost Places für die Nachwelt zu erhalten. Während des Geocachens fotografierten sie diese Orte mit ihrer Handycam, um später mit einem professionelleren Equipment dorthin zurückzukehren.

„Diese Bilder haben wir uns dann hin- und hergeschickt, um dem anderen zu zeigen, was man wieder entdeckt hat“, erklärt Uwe die Anfänge der Idee. „Just for Fun habe ich dann eine Facebook-Seite erstellt und da die Bilder veröffentlicht. Wir haben nie damit gerechnet, dass das so viele Leute interessiert. Wir wurden davon überrollt.“ Bereits am ersten Tag bekam die Seite 50 Likes, inzwischen sind es mehr als 8.000.

Schnell fand auf der Seite auch ein reger Austausch der Interessierten untereinander statt. „Die Anfragen explodierten. Wir haben dann Eileen, eine Fotografin aus Duisburg, ins Team geholt“, erzählt Uwe. Alle drei Teammitglieder sind Admins der Seite und können ihre Bilder nach Belieben posten. „Man erkennt genau die drei unterschiedlichen Fotografiestile“, sagt Yves. „Ich mag zum Beispiel keine Farbe.“

Nicht-zu-viel-aber-doch-genügend-verraten-Gratwanderung

 Eine Regel hat die Seite: genaue Adressen dürfen nicht genannt werden, um den „Tourismus“ zu den Orten zu vermeiden. „Es ist eine nicht-zu-viel-aber-doch-genügend-verraten-Gratwanderung. Man muss den Usern genügend Anhaltspunkte geben, dass sie herausbekommen können, wo sich die Lost Places befinden. Konkrete Angaben machen wir aber nicht“, sagt Uwe. Die Urban Exploration bewegt sich an der gesetzlichen Grauzone. „Deshalb sind wir noch vorsichtig beim Veröffentlichen der Bilder, die User uns schicken. Wir müssen uns erst rechtlich beraten, bevor wir da in einen regen Austausch gehen können“, erklärt Uwe die Risiken des Projekts.

Durch die steigende Beliebtheit der Seite, steigt natürlich auch das Arbeitspensum, das hinter der Pflege und Aktualisierung steckt. Auch das Antworten auf die vielen Anfragen nimmt viel Zeit in Anspruch, die die Drei aber gern investieren. „Also am Tag gehen da bestimmt eineinhalb Stunden drauf. Wir müssen das Material sichten, die Bilder bearbeiten, mit den Usern in Kontakt bleiben. Je mehr Likes die Seite hat, umso höher wird der Anspruch der User und auch unser eigener Anspruch wächst. Aber uns freut die große Resonanz sehr“, sagt Uwe. „Dafür lohnt es sich! Einmal hat jemand geschrieben: ‚Großes Kompliment! Mit euren Fotos gebt ihr Geschichte und Geschichten die Chance sich selbst zu erzählen.’“

Mit Bildern Geschichte erzählen und bewahren

Die Seite spricht ein bunt-gemischtes Publikum an: Frauen und Männer sind zu gleichen Anteilen vertreten und nahezu jede Altersgruppe interessiert sich für „Vergessenes Magdeburg“. Die Fotografien vernetzen die Generationen und viele erkennen die eigene Geschichte oder die der eigenen Familie wieder. „Die ersten der von uns fotografierten Gebäude werden schon abgerissen – da sind wir froh, dass wir Bilder gemacht haben“, erklärt Uwe die Motivation Geschichte zu bewahren

Wie lange sich der Erfolg einer Facebook-Seite hält, kann niemand sagen. „Wir hoffen, dass unsere Fotos ganz lange die Menschen interessieren und vielleicht noch ein paar Likes dazukommen. Unsere URL haben wir uns jetzt gesichert. Es entsteht nun eine Seite unabhängig von Facebook, die von allen gesehen werden kann. Hoffentlich geht das noch ganz lange so weiter“, sagt Uwe und lächelt. 

Wenn ihr euch auch auf die Entdeckungstour durch die vergessenen Orte in Magdeburg machen wollt, gelangt ihr hier zur der Facebook-Seite.

Nicht bei Facebook registriert? Dann gehts hier zur Website des Projekts, die bald noch weiter überarbeitet wird. Vorerst seht ihr auch dort die Facebook-Alben. 

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