Relegationskrimi in Lotte 3. Liga: RB Leipzig im Profifußball angekommen

RB Leipzig gewinnt im Relegationskrimi gegen Sportfreunde Lotte insgesamt mit 4:2. Damit steigen die Rasenballer in die 3. Liga auf und sind im Profifußball angekommen.

So hatten sich wahrscheinlich die Wenigsten das Relegationsrückspiel RB Leipzig gegen Sportfreunde Lotte vorgestellt. Doch Trainer Alexander Zorniger wäre nicht der Richtige für den ambitionierten Verein, wenn er nicht schon im Vornherein gewusst hätte, dass Lotte sich in der gleichnamigen Kleinstadt nicht noch einmal wie beim Hinspiel am 29. Mai 2013 in Leipzig präsentieren würde.

© Tina Reimann
Und tatsächlich, was es gestern zu sehen gab, war zwar nicht wirklich schön, doch unglaublich effektiv von den Gastgebern. Die Sportfreunde hatten eine klare Taktik: aggressives draufgehen – und die ging auf! Die Roten Bullen ließen sich vor allem in der ersten Halbzeit davon beeindrucken. In der 27. Minute wurden die Gastgeber für ihr intensives Spiel und geschlossenes Auftreten belohnt: Nach einem Freistoß stand Lotte-Kapitän Tobias Willers vollkommen frei und bescherte den Sportfreunden per Kopfball das 1:0. Die Rasenballer hatten in der zweiten Halbzeit einige Chancen, die sie ungenutzt ließen. In der Schlussviertelstunde stärkte Zorniger dann noch einmal die Defensive mit Henrik Ernst und Tim Sebastian. In der Nachspielzeit geschah das, was die Sportfreunde wohl ein „Fußballwunder“ nennen würden: Lotte traf in der 5. Minute der Nachspielzeit zum 2:0, egalisierte damit den Hinspielsieg der Rasenballer und sicherten sich die Verlängerung. Doch ausgerechnet Willers gab seinen Sportfreunden den Todesstoß mit einem Eigentor. Kopfball-Maschine Stefan Kutschke machte den Sieg und damit den Aufstieg in die 3. Liga in der 110. Minute per Foulelfmeter perfekt. Somit steigt RB Leipzig ungeschlagen in die 3. Liga auf – ein wichtiges Etappenziel auf den Weg in noch höhere Fußballsphären.

Rätselraten um Personalien beginnt

Mit dem Aufstieg in Liga 3 – und damit in den langersehnten Profifußball – beginnt nun das große Rätselraten: Wer bleibt, wer geht, wer kommt? Der LVZ sagte Sportdirektor Ralf Rangnick, dass der Kern der Mannschaft bleiben werde, aber auch neue Spieler kämen. Gerüchte und Spekulationen zur eigenen Person bezüglich eines Angebots des FC Everton wiegelte Rangnick damit ab, dass sein Vertrag bei Red Bull noch 2 Jahre laufe und er nicht vorhabe, sich zu verändern – was das bedeutet, weiß man spätestens in ein paar Wochen. Fest steht bisher, dass Stefan Kutschke, Sebastian Heidinger und Paul Schinke den Verein verlassen. Was die Trainerfrage angeht, kann man ebenfalls gespannt sein. Bisher hat es kein Trainer geschafft, länger als eine Saison die Roten Bullen anzuführen. Jedoch hatte bisher auch noch kein Trainer geschafft, das glasklare Ziel – den Aufstieg in die 3. Liga – zu erreichen. Zorniger, der in den letzten Wochen um 10 Jahre gealtert schien, wurde in der Saison 2012/2013 auf Wunsch von Rangnick höchstpersönlich nach Leipzig geholt.

RB Leipzig: Vom Retortenclub zum Leipziger Verein?

Die Rezeption von RB Leipzig ist vor allem medial die eines Retortenclubs, der sich gründete, um die Fußballherrschaft an sich zu reißen: Stichwort Traditionsclubs vs. Werksclubs. Auch in Leipzig und Umgebung sehen viele das sogenannte „Projekt“ als Kommerzialisierung des Fußballs und somit als das Ende des ehrlichen Sports. Doch wer schon einmal etwas über Lizenzen für Übertragungsrechte der Bundesligen gehört hat, über 20 Millionen-Zuschauer-Quoten beim Champions League Finale oder sich die Spieler- und Managergehälter im Profifußball angesehen hat, kann sich vorstellen, dass der Sport Fußball schon lange nicht mehr von „11 Freunden“ gespielt wird.
Natürlich steht immer die Frage im Raum: Was, wenn Herr Mateschitz und die anderen Anteilseigener des Brauseherstellers Red Bull keine Lust mehr auf Millioneninvestitionen in den Deutschen bzw. Leipziger Fußball haben? Diese Argumentation der RB-Gegner ist natürlich legitim und niemand kann darauf wirklich eine Antwort geben. Doch daran wollen die Leipziger erst einmal nicht denken. Sie haben oft genug gezeigt, dass sie nach höherklassigen Fußball in ihrer Stadt geradezu gieren. Über 30.000 Zuschauer wollten die Rasenballer am 29. Mai 2013 in der Red Bull Arena das Relegationshinspiel für den Aufstieg in die 3. Liga sehen – das ist Zuschauerrekord für ein Viertliga-Spiel.

© Marcel Lenk
Auch am Cottaweg haben gestern über 1.000 Leipziger bewiesen, dass sie zu der Mannschaft um Alexander Zorniger stehen. Im Festzelt auf dem RB Leipzig Trainingsgelände fanden sich zahlreiche RBL-Anhänger ein, um den Aufstieg ihres Clubs auf der riesigen Leinwand mit zu erleben. Nach Lotte sind etwa 2.300 Fans gefahren.

Ein wichtiger Faktor für mehr und mehr Sympathien seitens der Leipziger ist, dass es mittlerweile mit Spielern wie Daniel Frahn, Timo Röttger oder Stefan Kutschke auch Indentifikationspotenzial mit dem Verein gibt. Denn Spieler wie sie geben dem Verein ein Gesicht, das von vielen Leipzigern dankend angenommen wird. Das ist auch für RBL eine große Chance, irgendwann als Leipziger Verein gesehen zu werden. Stellt sich nun die Frage, ob das kommende Personalkarussell dieses Potenzial erhält.

Fanfest im RBL-Trainingszentrum ab 18 Uhr

Achtung: Das Fan-Fest wird auf Grund der Hochwasserbedingungen abgesagt!

Alle Fans sind dazu aufgerufen, ab 18 Uhr mit den Roten Bullen im RBL-Trainingszentrum den Aufstieg zu feiern. Der Eintritt ist frei und für Getränke und Essen ist gesorgt.

Achtung: Das Fan-Fest wird auf Grund der Hochwasserbedingungen abgesagt!