Von Bach zu Beats: HeXers "Selbsttherapie" ist ein Gesamtkonzept Album des Monats: HeXer

Von Bach zu Beats: HeXers „Selbsttherapie“ ist ein Gesamtkonzept

Als Kind lernte HeXer (bürgerlich Franz Martens) Gesang und Klavier. Mit zehn Jahren bestand er die Aufnahmeprüfung des Thomanerchors. Mit 14 dann der Wechsel zum Rap.Dass die Klassikkarriere nicht seiner DNA entsprach, dürfte einer der Gründe zur „Selbsttherapie“ sein, mit der HeXer jetzt seine Vergangenheit aufarbeitet.

© HeXer
Die Konzept-EP wird in Zusammenarbeit mit Beat-Produzent theskybeats am 9. Juli veröffentlicht. Bei allen Tracks mit an Bord: Videoproduzent Chesco. Das Konzept setzt HeXer nämlich auch visuell um, sprich bei Cover Artworks und Videos für die einzelnen Titel, die er derzeit im Zwei-Wochen-Abstand rausbringt.

Musikalisch lässt HeXer bei der Vokal-Performanceim positiven Sinn kaum Luft zum Atmen: Wie ein Wortgewitter feuert er eine Strophe nach der anderen ab. Interessant ist auch die rhythmische Vielfalt, mit der er seine Tracks gestaltet. Die einzelnen Stadien der Selbsttherapie ziehen sich mit unterschiedlichem Fokus durch alle Songs: „Schlussstrich“ verfolgt einen chilligen, von Cro angehauchten Vibe mit vergleichsweise optimistisch­em Instrumental und modern genuschelten Autotune Vocals. In „Vergangenheit und Zukunft“ reflek­tiert er sein Mindset der vergangenen Jahre. Passend zum Titel bringt er sich – strotzend vor Selbstbewusstsein – in „Übermut“ vokal an sämtliche Tempolimits. „Rückfall“ und „Frieden“ schließen den Kreis der Konzept-EP und laden zur erneuten Hörsession ein.

Die Videos zeigen HeXer immer in derselben Halle: Beim Opener ist diese zum Beispiel mit Spiegeln ausgestattet. Er rappt und singt quasi gegen sein eigenes Spiegelbild. „Maske“ zeigt den Künstler als Kind bei klassischen Performancesequenzen und als Mobbingopfer. Der Rahmen: Das Notenpult, das im Szenenwechsel zum Hier und Jetzt wieder aufgegriffen wird. Der autobiografische Ansatz der EP sticht deutlich hervor. Die Requisite zeigt immer eine Art provisorisch eingerichteten Raum, der sich stetig verändert und den Rahmen um alle Musikvideos schließt. Auf den Covern ist eine weiße Linie zu sehen, die sich Titel für Titel vervollständigt. Bald wird deutlich, dass es sich um eine Kurve handelt, die beim Track „Rückfall“ plötzlich abfällt und beim finalen „Frieden“ wieder ansteigt. Es handelt sich vermutlich um die Therapiekurve, die im Laufe gedanklicher Neustrukturierung nicht stringent verläuft, letztendlich aber hoffnungsvoll ansteigt – für die Bereitschaft, optimistisch in die Zukunft zu gehen.

HeXer erschafft durch die Erwähnung aller Songtitel in den Tracks 1 und 7 auch einen lyrischen Rahmen. Dieser bietet einmal mehr Anreiz, die EP als Zyklus zu verstehen. Ich ziehe meinen Hut vor HeXer und kann jedem ans Herz legen, das Gesamtkunstwerk aller Tracks und Videos auf sich wirken zu lassen. Denn eins steht fest: Auch wenn einer Therapie vor allem innere Motivation zugrunde liegt, wird ihr Erfolg durch positive Resonanz von außen verstärkt. Dafür schafft HeXer die beste Grundlage. Also gebt dem Jungen eure Liebe!

Instagram: @hexer_official