Wer was bewegen und verändern will, darf sich nicht vom Wetter abhalten lassen. Deshalb versammeln wir uns, trotz anfangs noch strömenden Regens, an der Bushaltestelle am Cossi. Denn der Braunkohle-Tagebau und der Raubbau an der Natur müssen endlich ein Ende haben. Die Elsteraue ist ein einzigartiger Lebensraum, der seltene Tier- und Pflanzenarten beherbergt. Lange genug wurden wirtschaftliche Interessen dem übergeordnet. Das muss ein Ende haben. Stop Cospuden! JETZT!
Hä, was?
Ok, nochmal langsam, wir stecken schon zu sehr in unserer Aktivismus-Rolle. Wir sind unterwegs im Auwald am Cossi und nehmen an einer Entdeckungstour von Natur-Abenteuer-Leipzig teil. „Stop Cospuden – Teamarbeit am Tagebau“ lautet der Titel unserer auserkorenen Expedition, auf der wir in die Fußstapfen der ersten Anti-Braunkohlebewegung Ostdeutschlands treten und uns auf eine Zeitreise von den 70ern bis in die 90er Jahre begeben. Natur-Abenteuer-Leipzig bietet unterschiedliche geführte Touren an, auf denen man zu verschiedenen Themen rund um die Natur allerhand Wissenswertes erfahren, die Umgebung erleben und sich spannenden Aufgaben stellen kann. Entdeckungstouren für Erwachsene, aber auch kinderfreundliche Naturerlebnisse stehen zur Auswahl. Ob auf den Spuren des Eisvogels oder Kräuterwanderungen rund um den Fockeberg, das Programm ist vielseitig.
Los geht’s!
Auf unserer etwa zwei Kilometer langen Route durch den Auwald am Cossi bekommen wir von unserem Guide Falko Haak Einblicke in die Geschichte des Leipziger Tagebaus im Leipziger Süden, von seinen Anfängen bis zur Flutung der riesige Grube mit einer Tiefe von ungefähr 50 Metern – ja, so tief ist der Cossi heute. Unterschiedliche Aufgaben und Rätsel erwarten uns. In kleinen Teams gilt es, an verschiedenen Stationen Punkte zu erspielen, um ans Ziel zu gelangen. Wenn das gelingt, ist der Kampf gegen den Braunkohletagebau Cospuden gewonnen.
Pünktlich zu unserem Ausflug ergießt sich ein kleiner Wolkenbruch über unseren Köpfen – doch wir sind wasserdicht ausgerüstet und bereit, nicht nur nasse Füße zu riskieren, um den Raubbau zu stoppen. Wir starten unsere Tour von der Bushaltestelle am Cossi Richtung Parkplatz. Auf halber Strecke erwartet uns die erste Station mit einem Memory. Danach tauchen wir in den vom Regen durchtränkten Auwald ein, spazieren entlang kleiner Wasserläufe Richtung Naturschutzgebiet und genießen die frische, feuchte Luft. Der Regen hat sich mittlerweile gelegt, vereinzelt lugen sogar Sonnenstrahlen durch die Wolken. Auf einer Wiese mitten im Wald wartet eine Frisbee Challenge auf uns, ein paar hundert Meter weiter eine rutschige Flussüberquerungen, die alle trockenen Fußes hinter sich bringen. Falko gibt uns derweil immer wieder Einblicke in die Schwierigkeiten der Anti-Braunkohlebewegung und erläutert, welchen Hürden sich die engagierten Leute stellen mussten und mit welchen Risiken sie sich angesichts des restriktiven Regimes der DDR konfrontiert sahen.
Fast am Ziel
Schließlich gelangen wir bei strahlendem Sonnenschein am See an, um dort ein Kreuzworträtsel zu lösen. Danach wartet eine Challenge am Nordstrand auf uns, bei der unsere Zielgenauigkeit gefragt ist. Anschließend malen wir mit Kreide bunte Anti-Braunkohle-Banner auf die Straße. So geht Aktivismus! Zum Abschluss ist bloß noch eine Geo-Caching Aufgabe zu bestehen und ein verstecktes Objekt zu finden, um den Tagebau Cospuden zu stoppen. Gesagt, getan!
Drei Stunden hat unsere Tour insgesamt gedauert, auf der wir nicht nur viel Spaß hatten, sondern auch viel über die Geschichte des Tagebaus im Leipziger Südraum erfahren haben. Denn da, wo wir heute Urlaub vor der Haustür machen können und im Sommer Abkühlung von der aufgeheizten Stadt bekommen, wurde noch vor 30 Jahren großflächig Braunkohle abgebaut und war nichts weiter als ein Loch.
Infos zu den Touren unter: www.natur-abenteuer-leipzig.de | Instagram: natur_abenteuer_leipzig
Nächste Termine für “Stop Cospuden”: 25.6. und 3.10.21 | Die Touren sind auch individuell für Guppen buchbar.