Betreutes Handwerkeln Ausprobiert: Holzwerkstatt

Ausprobiert: Holzwerkstatt

Mitten im OBI-Markt im Leipziger Zentrum, in einer Hütte aus Holz, befindet sich eine Werkstatt, in die man sich einmieten kann, um zu werkeln, zu hämmern, zu sägen, zu schrauben oder zu schleifen, was das Zeug hält. Auch wir haben uns an die Akku­schrauber ge­wagt und passend zur Jahreszeit dort ein Hochbeet gezimmert.

© Marius Mechler
Was tun, wenn ihr ein altes Erbstück oder den Esstisch abschleifen wollt oder das neue Bett überhaupt erst noch gebaut werden muss, doch das Bauvorhaben aufgrund von Platzmangel und fehlendem Werkzeug zu scheitern droht? Ihr könntet in die Werkstatt eures (Schwieger-)Vaters fahren, der letztlich jedoch immer alles besser weiß und euch nicht in Ruhe werkeln lassen könnte, ohne seinen Senf dazuzugeben, bis es schließlich zu einem handfesten Streit kommt. Ihr könntet die Maschinen und Werkzeuge für hunderte Euro auch selber kaufen und die eigene Wohnung zur Werkstatt umfunktionieren, euch bei den Nachbar:innen unbeliebt machen und anschließend renovieren oder zumindest von Grund auf alles putzen.

Wie ihr seht: Stadtwohnungen und Handwerksarbeiten vertragen sich nicht wirklich miteinander. Doch diese Strapazen sind auch gar nicht nötig, denn der OBI-Markt hinter dem Leipziger Hauptbahnhof hat eine komfortable Lösung, genannt: „Deine Werkstatt“ – Ein Ort zum Selberbauen und Tüfteln für alle, die keine Werkstatt zu Hause haben, deren Sägen stumpf oder Hände beide links sind.

HAUPTSACHE HOLZ

An fünf Tagen in der Woche wird „Deine Werkstatt“ im Leipziger Zentrum von Franciska Bak betreut, die am liebsten einfach nur Franci genannt wird, weil es sich per Du besser handwerken lässt. Franci ist gelernte Bautischlerin und steht sowohl beratend als auch tatkräftig zur Seite, packt dort mit an, wo es nötig ist, passt auf das Werkstück und die Finger auf und lässt diejenigen, die alleine zurecht kommen, in Ruhe bauen. Deutschlandweit gibt es sechs OBI-Filialen, die diesen Service anbieten und einen Raum, Maschinen, Werkzeuge und fachkundige Unterstützung zur Verfügung stellen. Für 2,99 Euro (pro halbe Stunde) kann man sich dort nach vorheriger Terminvereinbarung einmieten und ganz einfach loslegen, egal, ob das Material mitgebracht oder vor Ort gekauft wird. Die einzige Bedingung, so Franci: „Hauptsache Holz!“, da die Werkstatt nicht für Metall- oder Steinarbeiten ausgelegt ist.

 

© Marius Mechler

SELBST IST DIE REDAKTION

Auch uns von urbanite kribbelte es angesichts der kargen Redaktions-Terrasse schon seit Langem in den Fingern. Doch weil auch uns nicht nur das Equipment, sondern auch das Know-how fehlt, haben wir einen Tag lang die Bürostühle und Tastaturen beiseite geschoben und sind in die Zunft des Tischlerns eingetaucht, um ein Hochbeet zu bauen.

An einem Dienstagmorgen stehen wir um 9 Uhr auf der Matte vor Francis Werkstatt-Tür. Die Bretter für unser Hochbeet hat Franci nach einem Beratungstelefonat bereits auf unsere gewünschten Maße zurechtgesägt – Wir müssen die Planken also „nur“ noch zusammenschrauben und das Ganze mit Folie auskleiden. Was einfach klingt, strapaziert unsere Büro-Hirne und -Finger dann allerdings doch mehr als zuvor gedacht. Zum Glück hat Franci ein Auge auf uns und bemerkt unsere Fehler frühzeitig, teilweise sogar schon, bevor sie passieren. Unserer handwerklichen Unbeholfenheit begegnet sie mit fachlicher Kompetenz und die Fehler, die uns ab und an passieren, löst sie mit Kreativität, sodass sie später nicht einmal mehr auffallen.

© Marius Mechler

Auch der passende Schriftzug in urbanite-Blau darf natürlich nicht fehlen. Da ist es doch recht praktisch, dass die Farben nur ein paar Regale weiter zu finden sind und auch sonst alles, was fehlen könnte, vor Ort ist. Und weil ein Hochbeet ohne pflanzliche Bewohner nur hoch, aber noch kein Beet ist, suchen wir anschließend gleich noch passendes Grün in der Gartenabteilung aus. Wir entscheiden uns für Essbares: Minze, Rosmarin, Snack-Paprika, Kapuzinerkresse und Lavendel werden in unser urbanite-Beet einziehen. Insgesamt zehn Säcke drei verschiedener Hochbeet-Erden finden außerdem den Weg in unseren Warenkorb.

Sechs Stunden, 150 Schrauben, zwei abgebrochene Bohrer, zehn blau lackierte Fingerkuppen und eine Blase am Daumen später steht unser knapp 400 Liter fassendes Hochbeet für die Terrasse, das wir anschließend nur noch bepflanzen müssen.

Das Fazit unseres Selbstversuches: Ein Hochbeet bauen ist definitiv aufwändiger als es den Anschein macht, doch das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen! Ohne die passenden Werkzeuge, die Räumlichkeiten und vor allem ohne Francis Unterstützung wären wir allerdings aufgeschmissen gewesen.

© Franziska Seidel

OBI Brandenburger Str. 21 

Mo bis Sa 8-20 Uhr 

Termin für die Werkstatt nach Vereinbarung

(Franci ist Mo, Di, Mi, Fr, Sa 9-18 Uhr vor Ort) 

Hier gibt’s noch mehr Infos