Mechanische Skulpturen, Installationen und eine Videoarbeit von Jonas Roßmeißl Ausstellung: CLEANING DATASETS in der G2 Kunsthalle

Mit „CLEANING DATASETS“ von Jonas Roßmeißl zeigt das G2 Schaulager am Dittrichring im Stadtzentrum Leipzigs erstmalig eine Einzelausstellung. Durch Sonderausstellungen in Zusammenarbeit mit diversen Künstler:innen will die G2 Kunsthalle vor allem junge Kunst fördern. Der ehemalige Student der Hochschule für Grafik und Buchkunst behandelt in seinen Arbeiten die Auswirkungen digitaler Bildfindungsprozesse und -mechanismen der Gegenwart. Noch bis zum 18. Juni könnt ihr die Ausstellung besuchen.

© G2 Schaulager
Ausstellungsansicht: Jonas Roßmeißl – CLEANING DATASETS

Einige seiner Werke verwehren die direkte Übertragung in Bilder und so versucht Roßmeißl den Fokus auf die physische Wahrnehmung der Arbeiten zu richten. Angelehnt an die Geschichte des Gebäudes, welches ehemals ein Rechenzentrum war und zur massenhaften und systematischen Verarbeitung von Daten diente, präsentiert Jonas Roßmeißl seine Arbeiten, die sich mit dem technologischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte und der wachsenden Anzahl von Bildschöpfungen befassen.

Kerzenwachs und verzerrtes Spiegelbild

Im ersten Raum der Ausstellung fallen direkt zwei an der Wand montierte und mit Kerzenwachs überzogene Apple-Rechner in den Blick. Die abgebrannten Kerzen bilden mit ihrer organischen Wirkung ein gelungenes Zusammenspiel mit der hochwertig designten Technik. In der Mitte der Rechner wurde ein kreisrunder Spiegel aus dem Aluminium heraus poliert, sodass die Betrachter:innen in ein verzerrtes Spiegelbild blicken. Bevor man den nächsten Raum betritt, führt der Weg vorbei an einer hölzernen Jesusfigur aus dem 19. Jahrhundert, die durch ein Metallgestell frei im Raum aufgebahrt ist. Einzelne Holzkreuze wurden maschinell aus dem Körper herausgefräst und sollen auf die systematisch kollektive Massenproduktion anspielen.

© G2 Schaulager
Ausstellungsansicht: Jonas Roßmeißl – CLEANING DATASETS

Die Arbeit „Großer Fernseher“ im folgenden Raum soll als Symbolbild für den massenhaften Einzug von Bildschirmen in den privaten Raum gelten. Das Gerät wirkt monumental. Roßmeißl hat das Gerät im Bau abgeändert und mit dem Bildschirm zur Wand platziert, wo es ein leeres Bild projiziert.

Von Ghettoblaster bis kirchliche Gesänge

Für die nächste Arbeit hat Jonas Gewaltvideos aus dem Internet genommen und mit einer Bildanalysesoftware jeglichen Kontext und Merkmale der Personen entzogen, sodass man letztlich nur die Bewegungen von bunten Strichmännchen sieht. Die Videoinstallation ist in einer Sitzecke platziert. Auf dem Sofa daneben liegt ein Ghettoblaster mit einem alten Handy. Über Kopfhörer läuft Rap, der von kirchlichen Gesängen unterlegt ist. Die Sitzecke bietet einen Raum, um kurz zu verweilen und die Videoinstallation in Verbindung mit der Musik auf sich wirken zu lassen. Die kirchlichen Gesänge spannen mit Blick auf die Jesusfigur einen gelungenen Bogen und verbinden, auch wenn die Absicht dahinter unklar ist, die Arbeiten miteinander.

© G2 Schaulager
Ausstellungsansicht: Jonas Roßmeißl – CLEANING DATASETS

Die nächste Arbeit ist ein selbstventilierter Fahnenmast, welcher ohne erkennbare äußere Quelle weht. Um den Fuß des Mastes liegen mehrere Kilo Federn. Die Szenerie erzeugt eine gewisse Spannung, da man denkt, dass die Federn durch den hörbaren Wind wegfliegen müssten. Dadurch gelingt es dem Künstler, dass man beim Betrachten die eigene Umgebung hinterfragt und sich skeptisch durch den Raum bewegt.

Mit eigenen Sinnesorganen wahrnehmen

Die letzten Arbeiten der Ausstellung liegen als Ensemble zusammen. Ein elektronisches Gerät, genannt Jammer, und ein Laptop, bei dem eine Blendgranate zwischen Deckel und Boden geschweißt wurde. Der Jammer ist ein technisches Gerät, welches die Handynutzung stört und sie somit zu einem nutzlosen Objekt verwandelt. Vor allem hier wird wieder Roßmeißls Anspruch deutlich, dass man die Werke mit den eigenen Sinnesorganen und ohne technisches Gerät wahrnehmen soll. Er versucht aktiv dagegen vorzugehen, dass man die Werke bloß durch die Handy-Kamera wahrnimmt. So auch die Blendgranate, die einen daran hindert, den Laptop zu öffnen.

Sie würde zudem das eigene Sehvermögen und damit das visuelle Wahrnehmungsorgan des Menschen kurzzeitig außer Kraft setzen. Somit soll in diesem Raum eine Art Safe Space erschaffen werden, in dem man keine technischen Inhalte auf Bildschirmen konsumieren kann. Mit den Kerzen am Anfang der Ausstellung bis hin zu dieser hochfortschrittlichen Technik schließt sich der Kreis und Roßmeißl gelingt es, dass man sich als Betrachter:in immer wieder in neuen Situationen findet, in denen man die Umgebung und die eigene Wahrnehmung kritisch hinterfragt.

Bei der Ausstellung gibt es keine Wandinformationen zu den Werken, allerdings ist der Zugang ausschließlich durch öffentliche Führungen möglich, sodass alle nötigen Informationen über die Informationsblätter oder das Team des G2 Schaulagers vermittelt werden.

Es wird gebeten, sich dafür über das Buchungssystem anzumelden. Individuelle Besichtigungstermine können möglich gemacht werden. Dafür bitte eine Mail an info@g2-leipzig.de oder ruft die G2 Kunsthalle unter 0341 35573793 an.

G2 Kunsthalle
Dittrichring 13
04109 Leipzig

www.g2-leipzig.de | @g2kunsthalle