Nachgelesen: "Es gibt keine Toten" von Anne Kuhlmeyer Buchrezension: „Es gibt keine Toten“

Was wäre der Sommer ohne ein schönes Buch zur Hand, das man gemütlich im Park oder im Garten lesen kann? Wir haben für euch „Es gibt keine Toten“ von Anne Kuhlmeyer gelesen, einen wirklich gelungenen Krimiroman, der hier in Leipzig spielt.

Was wäre der Sommer ohne ein schönes Buch zur Hand, das man gemütlich im Park oder im Garten lesen kann? Wir haben für euch „Es gibt keine Toten“ von Anne Kuhlmeyer gelesen, einen wirklich gelungenen Krimiroman, der hier in Leipzig spielt.

© Cover

Klappentext:

Ein Afghanistan-Veteran hat sich im Keller seines Hauses im münsterländischen Coesfeld erhängt, nur glaubt seine minderjährige Geliebte nicht an Selbstmord. Als Marlene Katz und ihr Kollege die Ermittlungen aufnehmen wollen, ist das Mädchen spurlos verschwunden.
Aber nicht nur dieser Fall beschäftigt die Kommissarin. Ihr Privatleben gerät aus den Fugen, als sie plötzlich versetzt werden soll. Ihre Beziehung scheitert, in der neuen Dienststelle ist der Teufel los und dann verursacht sie auch noch einen Unfall unter Alkoholeinfluss. Inmitten dieser Katastrophen lernt sie den charmanten Daniel Schönfelder kennen, den Chef einer Leipziger Sicherheitsfirma. Er deckt ihre Unfallflucht. Hals über Kopf schmeißt Marlene ihren Job bei der Polizei und folgt Daniel nach Leipzig.
Als bei einem Sprengstoffattentat am Leipziger Völkerschlachtdenkmal fünf Menschen sterben, sind Daniel und Marlene mitten im grausamen Geschehen. Fast gleichzeitig explodiert eine Bombe im jüdischen Gemeindehaus der Stadt. Islamisten sollen verantwortlich sein, heißt es. Doch Daniel vermutet die Täter in der rechten Szene und setzt ungewöhnliche Mittel ein, um die Wahrheit herauszufinden. Marlene verliert zunehmend den Boden unter den Füßen. Ist sie Zeugin? Mitwisserin? Mittäterin?

Wow, was ein Buch! Da fällt es selbst dem Vorzeigelesemuffel schwer, den Schmöker aus der Hand zu legen. Gut gemischte, verkorkste Charaktere und eine schlichte, zum Teil jargonhafte Ausdrucksweise vermischt mit den Themen Gewalt, Zorn, Zweifel und natürlich die Liebe sind anscheinend die perfekten Zutaten für einen packenden, lesenswerten Krimiroman, der einem eine Gänsehaut verschafft. Und obwohl der Roman vorwiegend im Winter spielt, bringt die eine oder andere Szene auch warme Gedanken.

Auswahl der Figuren

Anne Kuhlmeyer schafft es, in ihrem Roman „Es gibt keine Toten“ bereits zu Anfang des Buches den Leser zu fesseln. Das fängt schon bei der Auswahl der äußerst interessanten Charaktere an.
Die Hauptfigur, Marlene Katz, eine Polizistin aus Coesfeld landet nach einer Reihe unglücklicher Ereignisse in Leipzig, wo sie bei einer Sicherheitsfirma anfängt zu arbeiten. Schnell wird klar, dass sie nicht die knallharte Vorzeigepolizistin ist, die man sich vorstellt. Kurz gesagt, ihr Leben läuft gerade wirklich den Bach herunter. Im Laufe des Buches wird sie immer wieder mit der Frage nach Recht und Gerechtigkeit und Gut und Böse konfrontiert. Ihr innerer Konflikt wird mehr als einmal deutlich, wobei sie ihre Vergangenheit als Polizistin nicht loslässt. Marlene Katz ist eine Person, die einerseits durch ihre Härte unsympathisch wirkt, andererseits aber auch eine verletzliche Seite besitzt, die jeder Mensch an sich hat. Besonders die minderjährige Lara Roggenkamp hat es ihr angetan. Für sie entwickelt Marlene einen Beschützerinstinkt, der so gar nicht zu ihren Werten als ehemalige Polizistin passt und sie in Schwierigkeiten bringt.

Thema: Rechtsextremismus

Die rechte Szene ist auch heutzutage noch ein wichtiges Thema in Deutschland (Stichwort NSU-Prozess). Anne Kuhlmeyer spricht in ihrem Roman dieses Thema auf eine außergewöhnliche Weise an. Demnach können nicht nur die Rechtsextremisten die Übeltäter sein, die Terror und Gewalt verbreiten. Hier schlagen die „Opfer“ zurück, und wie! Auch wird das Misstrauen am deutschen Rechtssystem und an den staatlichen Ordnungsprinzipien angesprochen.

Der innere Aufbau

Anne Kuhlmeyer benutzt verschiedene Erzählperspektiven aus den Blickwinkeln der verfeindeten Personengruppen, leicht verwirrend. Denn teilweise ist es etwas schwierig, zu erkennen, wer auf welcher Seite steht und wer gerade überhaupt erzählt. Trotzdem schafft sie es, besonders durch parataktischen Satzaufbau, Details zu beleuchten und in Spannungsmomenten den Leser vollkommen in das Geschehen mit einzubringen. Besonders das Attentat am Völkerschlachtdenkmal und das wirklich ergreifende, actiongeladene Finale des Buches lassen mitfiebern. Gänsehaut pur!

Fazit: Wer einen spannenden, einfachen Roman mit thematischem Tiefgang sucht, hat ihn nun gefunden. Ein schnell zu lesendes Buch, das jedoch auch zum Nachdenken anregt. Aber nicht zu sehr, schließlich bringt uns die Sonne schon genug zum Schwitzen.

Infos:

Anne Kuhlmeyer
Es gibt keine Toten
Krimiroman
KBV-Verlags-und Medien GmbH
ISBN 978-3-95441-160-3
Infos zum Buch auch hier.