Welche Regeln gelten? Cannabis-Legalisierung in Deutschland

Nach langem Ringen und intensiven politischen Debatten hat der Bundestag am 23. Februar 2024 die Legalisierung von Cannabis beschlossen. Das Gesetz trat am 1. April 2024 in Kraft und markiert einen bedeutenden Wandel in der deutschen Drogenpolitik. In diesem Artikel erfahrt ihr, welche neuen Regeln nun gelten – beispielsweise wie Eigenbedarf und Eigenanbau geregelt sind, was beim Konsum in der Öffentlichkeit zu beachten ist und wie der Jugendschutz gewährleistet wird.

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Gründe für die Legalisierung

Mit der Legalisierung von Cannabis folgt Deutschland in die Fußstapfen von Ländern wie Kanada, den Niederlanden und Uruguay. Und das, obwohl es lautstarke politische Gegenstimmen von Parteien wie der CDU und der AfD gab. Ausschlaggebend für die Legalisierung waren unter anderem die folgenden Argumente:

1.      Eindämmung des illegalen Marktes

Ein Hauptziel der Legalisierung war es, den florierenden illegalen Handel mit Cannabis zu bekämpfen, durch den bis dahin oft verunreinigte und gesundheitsschädliche Produkte in Umlauf gebracht wurden. Durch die Legalisierung wird sichergestellt, dass nur geprüfte und sichere Ware über die Theke geht, was die Konsumenten besser schützt und die Qualität des angebotenen Cannabis gewährleistet.

2.      Stärkung des Jugendschutzes

Ein weiteres starkes Argument für die Legalisierung von Cannabis war der Jugendschutz. Trotz Verboten hat der Cannabiskonsum unter Jugendlichen in den letzten Jahren nämlich zugenommen. Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung  aus dem Jahr 2018 zeigt sogar, dass jeder zehnte Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren bereits die illegale Droge konsumiert hat. Die Regierung plant, durch klare Regeln und gezielte Aufklärungskampagnen Minderjährigen den Zugang zu Cannabis zu erschweren und sie umfassend über die Risiken für ihre körperliche und psychische Gesundheit zu informieren.

3.      Entlastung der Strafverfolgungsbehörden

Die Legalisierung soll auch die Strafverfolgungsbehörden entlasten. Bisher benötigte die Verfolgung von Cannabisdelikten erhebliche Ressourcen, die nun für wichtigere Aufgaben genutzt werden können. Die Entkriminalisierung von Cannabisbesitz für den Eigenbedarf reduziert die Belastung der Justiz und ermöglicht eine effektivere Nutzung der Ressourcen.

4.      Förderung der medizinischen Forschung

Cannabinoide wie CBD und CBN spielen bereits eine wichtige Rolle in der Behandlung verschiedener gesundheitlicher Probleme. Während CBD für seine beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt ist, soll die Wirkungsweise von CBN eher schlaffördernd sein. Die Legalisierung könnte die Erforschung dieser Wirkstoffe erheblich vorantreiben und neue therapeutische Anwendungen hervorbringen, um die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten zu verbessern.

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Cannabis Regelungen im Detail

Jetzt wird’s konkret: Was darf man eigentlich? Denn mit der Legalisierung von Cannabis in Deutschland sind zahlreiche neue Regelungen in Kraft getreten. Diese betreffen den Eigenbedarf und Eigenanbau, die Möglichkeiten, Cannabis legal zu beziehen, sowie Maßnahmen zum Jugendschutz. Auch der Konsum in der Öffentlichkeit und der Umgang mit Cannabis im Straßenverkehr sind klar geregelt. Schauen wir uns das im Detail an.

Eigenbedarf und Eigenanbau

Das Wichtigste zuerst: Erwachsene dürfen in Deutschland seit dem 1. April 2024 bis zu 25 Gramm Cannabis im öffentlichen Raum und bis zu 50 Gramm im privaten Raum besitzen. Auch der Eigenanbau ist nun erlaubt, aber nur in begrenztem Umfang. Zudem müssen die folgenden Regelungen genau beachtet werden:

  • Es sind bis zu drei Cannabispflanzen pro Person erlaubt.
  • Die Pflanzen müssen so gelagert werden, dass Kinder und Jugendliche keinen Zugang dazu haben. Ein verschlossener Raum oder ein abgeschlossener Schrank sind hier ideal.

Bezugsmöglichkeiten für Cannabis

Hier wird es jetzt etwas kniffliger: Denn während der Konsum und Besitz von Cannabis seit dem 1. April 2024 legal sind, bleibt der Verkauf weiterhin verboten. Woher bezieht man dann sein Cannabis?

Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Eigenanbau oder Bezug über nicht-kommerzielle Anbauvereinigungen, sogenannte Cannabis Social Clubs (CSCs). Diese Clubs dürfen ab dem 1. Juli 2024 den Betrieb aufnehmen und Cannabis an ihre Mitglieder abgeben.

Diese Clubs unterliegen jedoch strengen Vorschriften:

  • Es gibt ein Limit von 500 Mitglieder pro Club. Sie müssen alle ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben.
  • Cannabis darf nur in begrenzten Mengen an Mitglieder abgegeben werden – maximal 25 Gramm pro Tag oder 50 Gramm pro Monat.
  • Die Clubs benötigen eine behördliche Erlaubnis und unterliegen strengen Kontrollen, um die Qualität und Sicherheit des Cannabis zu gewährleisten.

Auch in Leipzig gibt es mehrere dieser CSCs. Diese haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine sichere und legale Umgebung zu schaffen, in der Mitglieder Cannabis anbauen, erwerben und teilen können.

Maßnahmen zum Jugendschutz

Wie bereits erwähnt, ist der Schutz von Kindern und Jugendlichen ein zentrales Ziel des neuen Gesetzes. Deshalb gilt die strenge Regelung: Minderjährige dürfen Cannabis weder erwerben noch konsumieren. Die Abgabe von Cannabis an Personen unter 18 Jahren bleibt somit streng verboten und wird strafrechtlich verfolgt.

Doch der Jugendschutz geht hierbei sogar noch einen Schritt weiter: Auch der Konsum von Cannabis in der Nähe von Schulen, Spielplätzen und anderen Orten, an denen sich Kinder und Jugendliche häufig aufhalten, ist verboten.

Zudem wird es verstärkte Aufklärungskampagnen geben, um Jugendliche über die Risiken des Cannabiskonsums zu informieren und präventive Maßnahmen zu fördern.

Konsum in der Öffentlichkeit

In der Nähe von Schulen und Spielplätzen darf also kein Cannabis konsumiert werden. Doch was ist beim Konsum in der Öffentlichkeit sonst noch zu beachten?

Generell gilt: Der Konsum von Cannabis in der Öffentlichkeit bleibt stark reglementiert. So besteht in Fußgängerzonen ein Konsumverbot von 7 bis 20 Uhr. Zudem gibt es ein strenges Konsumverbot in Parks und an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen. So existiert beispielsweise auch ein Konsumverbot bei den Veranstaltungen der Fußball-EM 2024 in Leipzig.

Umgang mit Cannabis im Straßenverkehr

Für Cannabis am Steuer gelten strenge Regeln, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Dafür wurde ein einheitlicher Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum festgelegt.

Wer diesen Wert überschreitet, muss mit Bußgeldern und Fahrverboten rechnen. Für Fahranfänger und junge Fahrer unter 21 Jahren gilt ein absolutes Cannabisverbot am Steuer und damit ein Grenzwert von 1,0 ng/ml.

Diese neuen Regelungen sollen einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis ermöglichen und gleichzeitig die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung schützen.

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Ausblick und zukünftige Entwicklungen

Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland ist ein bedeutender Schritt, aber das ist erst der Anfang. In den kommenden Jahren wird die Entwicklung genau beobachtet und regelmäßig evaluiert werden, um die Auswirkungen auf die Gesellschaft und die öffentliche Gesundheit zu verstehen. Die Bundesregierung plant, nach vier Jahren eine umfassende Überprüfung der Gesetzeslage vorzunehmen. Dabei wird besonders darauf geachtet, wie sich die neuen Regelungen auf den illegalen Markt, den Jugendschutz und den allgemeinen Cannabiskonsum auswirken.

Besonders interessant wird sein, wie sich die Diskussion um den kommerziellen Verkauf von Cannabis entwickelt. Derzeit ist der Verkauf auf nicht-kommerzielle Anbauvereinigungen beschränkt, doch es könnten in Zukunft auch regulierte kommerzielle Verkaufsstellen entstehen. Dies würde den Zugang zu sicherem Cannabis erleichtern und zusätzliche Steuereinnahmen generieren.

Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich die Legalisierung in der Praxis bewährt und welche weiteren Schritte folgen werden.