
Gemeinsam kamen über 100 Alben zusammen, von bekannten bis hin zu völlig neuen Künstler:innen. In mehreren Ausscheidungsrunden – zunächst in Dreier- und Vierergruppen, später über Sechzehntel-, Achtel-, Viertel- und Halbfinale – wurde nach und nach das Gewinneralbum ermittelt. Das Turnier lief von Mitte Dezember bis weit in den Januar, teilweise mit über 1000 Stimmen pro Abstimmung.
Mir ist bewusst, dass durch das Losverfahren und die musikalische Ausrichtung auf deutschsprachige Indie Musik meiner Follower:innen keine repräsentative Liste entstanden ist. Dennoch glaube ich, dass sich darin viele spannende und vielleicht noch unentdeckte Perlen finden lassen. Heute starte ich mit den Plätzen 113 bis 61 – die Top 60 folgen in den nächsten Wochen.
Zu einigen meiner Favoriten werde ich ein paar Worte verlieren, einige wurden bereits in früheren urbanite Artikeln besprochen. Feedback, Kritik und Kommentare sind jederzeit auf meinem Instagram-Account frischundhaltbar willkommen!
113 The Third Sound – Most perfect solitude

„Most Perfect Solitude“ ist das inzwischen sechste Studioalbum der Berliner Band um den isländischen Musiker und Autor Hakon Adalsteinsson, den die geneigten Musiklovers unter euch eventuell schon von „The Brian Jonestown Massacre“, „Golden Hours“, „Singapore Sling“ oder „Tess Parks“ kennen könnten.“Most Perfect Solitude“ ist das inzwischen sechste Studioalbum der Berliner Band um den isländischen Musiker und Autor Hakon Adalsteinsson, den die geneigten Musiklovers unter euch eventuell schon von „The Brian Jonestown Massacre“, „Golden Hours“, „Singapore Sling“ oder „Tess Parks“ kennen könnten.
112 Covey – Middle Ground
111 Fahnenflucht – Molotov Zitrone
110 Wingenfelder – Schlicht und ergreifend
Nach 14 Jahren beenden die Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder, die mit ihrer Band „Fury In The Slaughterhouse“ bereits deutsche Musikgeschichte schrieben, mit diesem Album das Kapitel ihrer gemeinsamen Band „Wingenfelder“
109 Von Flocken – Palmen Von Cannes

Die Band um Texter und Sänger Christoph Bietz ist ein herrlich vielfältiges, verfrickeltes und noch viel zu unbekanntes Singer-Songwriter-Roadmovie-Indiepopalbum im Bandgewand gelungen, anzusiedeln irgendwo im weiten Feld zwischen Gerhard Schöne und „Herrenmagazin“, zwischen „Neufundland“, „Faber“ und „Dreimalumalpha“, zwischen „Eels“, „Bilderbuch“ und Jan Plewka von Selig. Variable und ideenreiche Arrangements mit 80er-Synthies, teils bluesigen, teils fuzzigen Gitarren, präsenten Drums und herrlich akuten Basslines treffen auf Lyrics, die uns allen die alltägliche Ambivalenz der Dinge vor Augen halten.
108 Katastrophen Kommando – Netikettenschwindel
107 Keshavara – III

Wunderbar weirder, surreal spaciger, avantgardistisch absurder transkultureller Mix aus 70er Jahre Funk, Bollywood-Soundtrack und Neo-Psychedelic, auch sprachlich raffiniert garniert mit einem spannenden Mischmasch aus Deutsch, Englisch, Hindi und Gibberish.
Das Album könnte euch gefallen, wenn ihr Lust auf einen abgefahrenen Musiksmoothie habt, den Mixer mit Bands wie „Khruangbin“, „Selig“, „Yīn Yīn“, „Eobique“, „King Gizzard“ und „Vögel die Erde essen“ füllt und mal richtig gut durchmixt.
06 Lowknox – Kind am Brunnen

Intelligente und relevante Texte über Montagsdemos, elterliche Ratlosigkeit, Einsamkeit, ewig-gestrige Früher-war-alles-besser-Menschen oder die schlichte Liebe zu Musik treffen auf einen Stilmix irgendwo im breiten Spektrum zwischen melodischem Skate-/ Hardcore-/ Emopunk und deutschsprachigem Indie.Dabei bleibt es von vorn bis hinten eingängig, ohne einzulullen, angenehm aggressiv, ohne vor Köpfe zu stoßen und politisch, ohne drohend mit dem Finger zu wackeln. Wenn ihr mit Musik von „Muff Potter“,“ Hi! Spencer“, „Kettcar“, „Schrottgrenze“, den frühen „Jupiter Jones“ oder den „Wohlstandskindern“ was anfangen könnt, dürfte euch auch dieses Album verdammt gut in Ohren und Beine gehen.
105 Emil Bulls – Love will fix it
104 Donkey Kid – Heavyweight Champion
103 Stay Focused – Values

„Stay Focused“ ist eine dreiköpfige Band aus Limburg an der Lahn im mittleren Westen Deutschlands. Nicht nur aus diesem Grund scheinen sie dem Midwest-Emo nicht abgeneigt zu sein, wobei ich das nur als eine Schublade des Musikschrankes bezeichnen würde, den Values uns hier aufbaut. Neben den schönen, verspielten Melodien, zweistimmigen Gesängen, twinkly-tappigen Gitarren- und gegenläufigen Basslines sowie den anspruchsvollen Drums lassen sich immer wieder Einflüsse aus den Hardcore-, Pop-Punk- oder Postrockbereich erkennen. Auch textlich bleibt es nicht eindimensional; unter anderem befasst sich Sänger und Gitarrist Fabio mit Themen wie Freundschaft, Verlust und Mental Health. Abgerundet durch zwei Tracks mit den Gastsängerinnen Lorain und Muenzi ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild, das euch gefallen dürfte, wenn ihr für Bands wie zum Beispiel „Carly Cosgrove“, „Arm’s Length“,“TTNG“, „American Football“ , „Sorority Noise“ und „The Hotelier“ etwas Liebe übrig habt.
102 Blossoms – Gary
101 Blush Always – An Ode to?
Bereits das zweite Album der Leipziger Musikerin und Songschreiberin Katja Seiffert. Herrlicher schroff-verträumter 90er-Indie-Alternativepop zwischen den „Smashing Pumpkins“, „Soccer Mommy“, „Placebo“ und „Alanis Morissette“.
100 Aurora – What Happened To The Heart
99 Yu – Please Hold The Line
98 Hathors – When The Sun Is Out/ When Skies Are Grey
97 Apsilon – Haut Wie Pelz
96 Soft Play- Heavy Jelly
Britisches Hardcore-Punk-Rap-Duo, formerlyn known as “slaves”.
95 Die Verlierer – Notausgang
94 Stress – Im Garten der Sinne

Die Kölner Band Stress existiert seit 2022 – anfänglich zu Pandemiehochzeiten noch zu zweit, inzwischen auf fünf Mitglieder angewachsen, und macht Musik im wabernden Nebel zwischen deutschsprachigem Indie, Punk und ein paar dezenten Spoken-Word-Influences. Auf ihrem Debutalbum „Im Garten der Sinne“ komprimieren sie 12 Lieder auf 35 Minuten und singen von urbaner Unruhe, von Stress und Euphorie, von Widerstand und Veränderung.Beim Song “Im Elfenbeinturm” (“Europa: Friede, Freude, Pushbacks!” – Starke Zeile. Starkes Lied!) musste ich an “Alle verlieren” von „Smile and Burn“ und „Kummers“ “Schiff” denken. Bezogen auf jüngere, aktuelle und noch “frische, wachsende” Bands würde ich sie musikräumlich in der Nähe von „Desolat“, „Knarre“, „Flittern“ oder „Im Taxi rauchen“ einordnen. Auch dezente Einflüsse von z.B. „Kraftklub“, „Schrottgrenze“ oder den frühen „Madsen/ Hoerstuatz“ könnte man vermuten.
93 Giver – The Future holds nothing but confrontation
92 Efterklang – Things we have in common
91 Monta – Pacific

Absolute Indie-Perle, leider viel zu wenig wahrgenommen. Der auch unter dem Alias „Miles“ bekannte Tobias Kuhn hat hier das erste „Monta-Album“ seit 2007 veröffentlicht. Unbedingt auf die Frühling-Sommer-Playlist packen!
90 Carly Cosgrove – The Cleanest Of Houses Are Empty
Für mich eine DER besten New-Midwest-Emo-Bands der USA. Fans von „The Get Up Kids“ und „Jimmy Eat World“ – aufgehorcht!
89 Das Feuilleton – Ab morgen bin ich unpolitisch
Die nächste Leipzig-based Band in dieser Liste. Deutschsprachiger Post-Punk aus dem Klez.e-Umfeld.
88 Paula Carolina – Extra
87 Isolation Berlin – Electronic Babies
86 Christin Nichols – Rette sich, wer kann
85 Elena Rud – Heimlich weinen
84 Kerle Fornia – Ist das der Weg nach Colorado
83 Yīn Yīn – Mount Matsu

Bereits im Januar 2024 erschien das dritte Album der holländischen Band „Yīn Yīn“, die darin mit uns gemeinsam den titelgebenden fiktiven Mount Matsu bestreiten. Das japanische Wort „Matsu“ steht hierbei für die Kiefer, welche unter anderem ein Symbol für Hoffnung auf die Zukunft und Wiedergeburt darstellt.So mannigfaltig und divers wie die Vegetation, die sich beim Aufstieg eines Berges bietet, so vielschichtig sind auch die Einflüsse und die Stilrichtungen, die sich beim Anhören dieses Albums in unsere Ohren säuseln:Zwischen „Kraftwerk“ und „Khruangbin“, zwischen warmen Röhrenampgitarrensounds, Synthies und Guzheng, zwischen Spaghettiwesternsoundtrack, Neo-Surfrock, Thai-Psychedelic, Nu-Disco, gezielt eingestreuten Gesangsharmonien und schmeiß-die-Hände-in-die-Luft-Wohnzimmerpartyfeelings lädt „Yīn Yīn“ uns alle auf eine aufregende Reise ein, deren grobe Richtung uns jeweils durch bildhafte Songtitel vorgegeben wird, aber dennoch der eigenen Fantasie viel Raum gibt und bei jedem Hördurchgang neue Nuancen erkennen lässt.
82 Jenobi – Irregularity
81 Would – Be Okay To Not Be Okay

Das neue und gleichzeitig erste Album von Would ist ein Soloprojekt des PALILA-Frontmanns Matthias Schwettmann mit deutlich introvertierteren und sanfteren Songs als der doch etwas „klassischere Indie“ seiner Hauptband. Irgendwo zwischen Americana und melancholischem Singer-Songwriter-Folk mäandert sich das Album tagebuchähnlich durch das Leben des Sängers, der schon seit Ende der 90er Songideen im Homerecording aufnahm. Einflüsse wie Elliott Smith, John Frusciante und Wilco lassen sich nicht leugnen. Hier und da musste ich außerdem auch an Bands wie die „Bright Eyes“, „Deep Blues Somethingl“ und „Radiohead“ denken.
80 Deadletter – Historical Strength
79 Antonio Hoffmann – Tiergarten

Antonio Hoffmann ist Halbitaliener, Vollblutmusiker und hat vorher bei Leo Grande gespielt. Wenn du entspannte abwechslungsreich instrumentierte Singer-Songwriter-Musik von Niels Frevert, „Lampe“, Gisbert zu Knyphausen, „Komparse“ oder Moritz Krämer mögen solltest, wäre „Tiergarten“ wohl eine absolute Anhörempfehlung für dich.
78 Das Format – Das Format

„DAS FORMAT“ macht Krach. Und Spaß. Und Bock. Treibender, herrlich präsenter Bass, schiebende Drums, jedes Instrument inklusive der Stimme immer kurz vorm clippen. Oder kurz drüber. Egal. Postpunk meets Noise meets Poesie. Hypnotisch repetitiv ohne sich zu wiederholen. Lyrisch stark, besonders wenn -wie bei richtig guten drummern- die besten parts erst durch Weglassen noch besser werden. (Ergibt dieser Satz für andere Menschen außer mir Sinn?) Inspiration zu den Texten fanden „DAS FORMAT“ u.a. bei „Erich Kästner“, „Trio“, Frank Goosen, Jorge Bucay und Peter Licht. Ähnlich vielschichtig ist das Album – bei jedem Durchlauf gibt es neues zu entdecken.
77 Lysistrata – Veil

Lysistrata würde ich im großen Baum der Musik irgendwo im Geäst zwischen Post-Hardcore und Noise Punk einordnen, wobei sich zwischendurch immer wieder auch hymnisch-harmonische Momente, fett treibende Basslines und ohrwurmeske Riffs einschleichen, nur, um sich dann später wieder in ein großes noisiges Chaos aufzulösen. Grandios! Sollten noch Referenzbands benötigt werden, würde ich, um beim Bild des Musikbaums zu bleiben, weit gefächert z.B. folgende Blätter abzupfen: „Fjørt“, „Fugazi“, „Incubus“, „Drive Like Jehu“, „Soundgarden“, „Slowdive“, „Metz2 oder die Leipziger Band „Scudici“.
76 SIND – Erstmal für immer
75 Luis Schwamm – Alte Möbel und junge Nervositäten
Luis ist einer von zwei Köpfen der Band „NOTH“ und dies ist sein Debütsoloalbum. Traumwandlerisch leichter Indie-Singer-Songwriterpop – Eine DER Neuentdeckungen und Geheimtipps des letzten Jahres.
74 Die Mausis – In einem blauen Mond
73 Klez.e – Erregung
72 Shutcombo – Streitgeist
71 Mein neues Nicki – Am Ende alles gut

Und NOCH ne Leipziger Band. Mehr dazu hab ich HIER schon geschrieben.
70 Sprints – Letter to self
69 Chartreux – Fatigue

Und NOCH ne Leipziger Band! Mehr dazu hab ich HIER schon geschrieben. 😎
68 Cloud Nothings – Final Summer
67 Amber – Room For Understanding

Bei diesem Debütalbum von Amber aus Bielefeld erwartet euch ein mal wieder in Zeitgeist angekommener Stilmix aus Indie, Emo und Post-Punk, ergänzt durch harmonische Vocals, punktuell durchschimmernde Einflüsse zwischen Hardcore und Surfpop und shoegaze-wavig flirrende Gitarren- und Synthie-Flächen. Insgesamt ein sehr kurzweiliges, dynamisches Album, das ich natürlich gern ALLEN nahelegen möchte, insbesondere aber all jenen unter euch, denen bei Bands wie „Sorority Noise“, „Shoreline Kali Masi“ oder „Carpoolny“ das Herz aufgeht und die Augen funkeln.
66 Illegale Farben – Monte Fiasko
65 Wolfgang Müller – Das Ende von Allem
64 Wunderhorse – Midas
63 The Last Dinner Party – Prelude to ecstasy
62 Hinds – Viva Hinds

Nach einem reichlichen Jahrzehnt Bandgeschichte, mit ihrem inzwischen vierten Album und Auftritten beim Glastonbury, beim Coachella oder als Vorband für Coldplay oder The Strokes kann man bei den „HINDS“ aus Madrid wohl kaum noch von einem Geheimtipp sprechen. Kreativ, verspielt, mal melancholisch-shoegazig, mal synthig-dreampoppig angehaucht, mal dreckiger fuzzig-funky Surf-Garage-Rock. Garniert mit Kollaboration mit „Beck“ und Grian Chatten von den „Fontaines D.C.“ macht das Album von vorn bis hinten Spaß und Lust auf noch ein paar Sommernächte mit lauter Musik und lauter guten Leuten. Wenn ihr Musik von artists wie Courtney Barnett, „Blur“, den „Cranberries“, „Brockhoff“, „Wet Leg“ oder „Blush Always“ mögt, solltet ihr diesem Album unbedingt ein paar Durchläufe gönnen.
61 Belgrad – Lysis
Fortsetzung folgt…
Für Feedback oder weitere Musikideen könnt ihr mich gern auf meiner Instagramseite kontaktieren.
Unter anderem gibt es dort jeden Freitag den Versuch, ohne die üblichen Musikalgorithmen, dafür aber durch eure persönlichen Vorschläge einen möglichst breit gefächerten Fundus an Neuveröffentlichungen von kleineren und größeren Bands und Künstler:innen vorzustellen und gemeinsam abzustimmen, welche davon in unsere “frisch & haltbar Playlist” wandern dürfen
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