Rot wie die (Nächsten-)Liebe Vom ersten Mal: urbanite im DRK-Blutspendezentrum auf der Prager Straße

Es gibt viele erste Male im Leben eines urbanites. Als wir im September 2018 das damals neu eröffnete Blutspendezentrum auf der Prager Straße 13 betreten, würde es die erste Blutspende meines Lebens werden.

Es gibt viele erste Male im Leben eines urbanites. Als wir im September 2018 das damals neu eröffnete Blutspendezentrum auf der Prager Straße 13 betreten, würde es die erste Blutspende meines Lebens werden.

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Wir erzählen ja öfter mal, wir würden Blut, Schweiß und Tränen lassen für unsere Beiträge. Dieses Mal aber folgten den großen Worten auch Taten und wir haben, uns unserer Vorbildfunktion durchaus bewusst, im neuen DRK-Blutspendezentrum (Eröffnung war am 27. August 2018) auf der Prager Straße 13 Nadel anlegen lassen.

© Bianca Rositzka
Es herrscht noch ein wenig Eingewöhnungsgewusel, als wir das neue DRK-Zentrum für Blut- und Plasmaspende Anfang September betreten – verständlich nach acht Jahren im Campushaus auf der Karl-Liebknecht-Straße. Dennoch werden wir, auch wenn oder gerade weil wir von der Presse sind, standesgemäß mit diesem ganz eigenen „Der Spender ist König, aber wir wollen sein Blut“-Charme begrüßt. Nicht gerade verhätschelnd, aber dennoch herzlich werden wir aufgenommen und auf unsere heutige Blutspende vorbereitet. Während wir uns also abwechselnd dem Gesundheitscheck und dem intensiven Fragebogen in der Datenschutzkabine stellen, erzählt Philipp von der Öffentlichkeitsarbeit etwas zur Organisation der DRK-Blutspende. 

Spender und Empfänger „Tür an Tür“

© DRK-Blutspendedienst Nord-Ost
Das DRK-Blutspendezentrum in Leipzig ist Außenstelle des Chemnitzer Instituts für Transfusionsmedizin (eines von drei Instituten in Sachsen) und als solches auch nach den Anforderungen an den neuesten Stand moderner Transfusionsmedizin konzipiert. Gemeinsam mit den Standorten in Berlin, Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein liegt Sachsen im Versorgungsgebiet des DRK-Blutspendediensts Nord-Ost, der die Krankenhäuser und Einrichtungen der Patientenversorgung mit Blut und -komponenten nach dem Regionalprinzip versorgt. Das bedeutet, dass eine Blutspende in Leipzig durch die enge Zusammenarbeit mit den hiesigen Kliniken kurze Zeit später auch bis zu drei Menschen in Leipzig helfen kann. 

Blut darf keine Handelsware sein

Die Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes sind eigenständige Gesellschaften mit der Rechtsform einer gGmbH, bedeutet gemeinnützig vom Spender bis zum Empfänger. Vereinfach gesagt: ja, die Blutspende beim DRK erfolgt unentgeltlich. Etwas mehr in die Tiefe gegangen heißt das: Nach dem Regionalprinzip werden die Konserven und Präparate auch nicht meistbietend verkauft, sondern kostendeckend an die Kliniken der Region abgegeben. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal der Rotkreuz-Blutspendedienste und wird oft als Gewinnstreben fehlgedeutet. Kosten fallen an für Organisation und Bewerbung der Spendetermine, Transport, Laboruntersuchungen des gespendeten Blutes, Weiterverarbeitung, Lagerung und Auslieferung der Blutkonserven sowie das notwendige Personal und Forschung im Bereich der Transfusionsmedizin. Blut darf keine Handelsware sein und weder dem Entnehmenden noch dem Spender soll ein finanzielles Motiv geboten werden. Festgehalten wurden diese Grundsätze 1981 auf der Internationalen Rotkreuz-Konferenz im sogenannten Ethischen Kodex, der auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Europarat und der Internationalen Gesellschaft für Transfusionsmedizin getragen wird.

Dennoch gehen die Spender nicht leer aus; mit leckerem Imbiss, hohem Service und wiederkehrenden Präsent-Aktionen soll ihnen ein kleiner Dank zugebracht werden. Und nicht zuletzt ist die Blutspende auch eine Gesundheitskontrolle. 

Ethischer Kodex

• eine Blutspende muss unter allen Umständen freiwillig sein

• finanzieller Gewinn darf kein Motiv für den Spender und die Betreiber einer Blutspendeeinrichtung sein

• die freiwillige unbezahlte Blutspende soll stets gefördert werden

15 Min später bzw. 500 ml leichter …

© Steffen Heyde
Wenn man nicht gerade wie wir den ganzen Vormittag im DRK-Blutspendezentrum verbringt, weil es gerade so schön ist, ist die Blutspende inkl. Anmeldung, Hämoglobinwertmessung, Fragebogen, ärztlicher Untersuchung, vertraulichem Selbstausschluss, Blutentnahme, Imbiss und Ausruhen in maximal einer Stunde erledigt. Bei der Blutplasmaspende muss etwas mehr Zeit eingeplant werden, da das Plasma des Spenders im Entnahmesystem zunächst von den Blutkörperchen getrennt wird und diese dann zum Spender zurückgeführt werden. Daher dauert die Spende alles in allem etwa 45 Minuten und es wird aufgrund der längeren Dauer eine Aufwandsentschädigung angeboten.

© Bianca Rositzka
Der Bedarf an Blut- und Plasmaspenden variiert und ist nur geschätzt vorhersehbar, außerdem muss immer ein Notfallvorrat bestehen. Insbesondere aufgrund der teilweise sehr kurzen Haltbarkeit der Präparate muss an 365 Tagen im Jahr dafür gesorgt werden, dass genügend Blutkonserven jeder der acht Blutgruppen zur richtigen Zeit am richtigen Ort gesichert sind. In Deutschland werden täglich 15.000 Blutspenden benötigt. Mit dem Online-Blutspendebarometer kann tagesaktuell eingesehen werden, wie der Versorgungsstand der Blutgruppen ist. Doch nur weil gerade augenscheinlich „genug“ da ist, heißt es nicht, dass genug da ist: Ein höherer Bedarf z.B. durch größere Unfälle, die Kompatibilität und Verteilung der Blutgruppen sowie ein temporärer Rückgang der Spenderbereitschaft, z.B. durch gesellschaftliche Großereignisse und saisonale Schwankungen, sorgen dafür, dass mit hundertprozentiger Sicherheit niemals „zu viel“ da sein wird. Die meisten Menschen z.B. haben die Blutgruppe A+ (37%); heißt aber auch, dass die meisten Menschen Blut der Gruppe A (oder 0) benötigen. Der Superheld unter den Blutgruppen ist wohl die 0- (Null rhesus negativ), da sie für alle Empfänger mit anderen Blutgruppen geeignet ist. Allerdings haben diese Blutgruppe nur 6% aller Deutschen und – der Nachteil des einsamen Helden – können auch nur Null-Transfusionen empfangen.  

Fasst euch ein Herz

Bis heute ist es nicht gelungen, einen ebenbürtigen, künstlichen Ersatz für die Vollblutspende zu finden. Blut ist nicht künstlich herstellbar. Durch den medizinischen Fortschritt und die daraus resultierenden Behandlungsmöglichkeiten ist der Bedarf an Spenderblut noch weiter gestiegen. Die meisten Konserven werden zur Behandlung von Krebspatienten benötigt, es folgen Herz-, Magen- und Darmkrankheiten sowie Sport- und Verkehrsunfälle. Ein großer Teil der Deutschen ist sogar mindestens ein Mal im Leben auf eine Blutspende angewiesen – und auf die Nächstenliebe von uns als Spendern. 

© DRK-Blutspendedienst Nord-Ost

Wir haben unsere gute Tat an diesem Tag getan und verlassen, wohl gesättigt und um einige Erfahrung reicher, das Blutspendezentrum auf der Prager Straße. Das Fahrrad wird lieber geschoben und auch eine vornehme Blässe wird uns bestätigt, als wir das Büro betreten – aber bis zum Feierabend ist alles wieder gut.

Die lieben Damen aus dem Blutspende-Team waren leider fotoscheu und wollten auch nicht unbedingt erwähnt werden, seien aber zum Abschluss noch mal allerherzlichst gegrüßt. Bis zur nächsten Spende! 

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Zum Hier und Jetzt:
Blutspende in Zeiten von Corona

Blutspende ist systemrelevant! Unter Beachtung einiger Sicherheitsvorkehrungen könnt ihr wie gewohnt – oder gerade jetzt – Blutspenden gehen:

▶ vorher online Termin reservieren: terminreservierung.blutspende-nordost.de

▶ vor Ort wird die Temperatur gemessen und ihr erhaltet ihr einen Mund-Nasen-Schutz

▶ bitte eigenen Kuli für Anamnese mitbringen

▶ wichtig: letzte 4 Wochen nicht im Ausland gewesen und kein Kontakt mit positiv auf SARS-CoV-2 gestesteten Personen 

zum ersten Mal spenden? Mit dem Online-Spende-Check unter drk-blutspende.de/spenderservices/spende-check-neu.php herausfinden, ob sich das Vorbeikommen lohnt 

COVID-19 genesene Plasmaspender gesucht!

Der DRK-Blutspendedienst Nord-Ost hat eine bundesweite medizinische Studie zur Behandlung von COVID-19-Patienten mit „Rekonvaleszentenplasma” initiiert. Zu diesem Zweck werden gesunde Freiwillige gesucht, die eine COVID-19-Erkrankung dokumentiert auskuriert haben.

Weitere Informationen: blutspende-nordost.de/rkp

www.blutspende-nordost.de

Blutspendezentrum Leipzig | Prager Str. 13 | Haltestelle Gutenbergplatz | 04103 Leipzig