„Niemand sollte hören, wo ich herkomme!“ Eingelebt! 10 Jahre Klaudia in Leipzig

Im Januar 2021 verkündete die Lebensuhr der Ungarin zehn kunterbunte Jahre im wunderschönen Leipzig – wir gratulieren und fassen zusammen!

In einem Auto, vollgepackt mit den nötigsten Dingen und dem Vorsatz, ein Austauschjahr in Deutschland zu absolvieren, verschlug es Klaudia Juhász 2011 an das Gymnasium in Markranstädt. Was ursprünglich auf zwölf Monate begrenzt sein sollte, ist mittlerweile ein erfreulicher Dauerzustand. Im Januar 2021 verkündete die Lebensuhr der jungen Ungarin zehn kunterbunte Jahre im wunderschönen Leipzig – wir gratulieren!

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„urbanite Stadtmagazin, Sie sprechen mit Klaudia Juhász“ – Wer die quirlige Ungarin (und jüngste Mitstreiterin an der Stadtmagazin-Front) an die urbi-Strippe bekommt, wird sich kaum vorstellen können, dass die aufgeschlossene IUBH-Studentin einst ein zurückhaltendes, schüchternes Mauerblümchen war. Als sie im Alter von 14 Jahren vom ungarischen Pécs nach Leipzig zog, kaum Freund:innen hatte, weil sie keine:r so richtig verstand, war unvorstellbar, dass sie 2017 ihr Abitur in Leipzig macht und an die Ausbildung zur Kauffrau für Groß- und Außenhandel ein duales Studium anschließt – auf deutsch!

  

Klaudia kam zwar in ihrer Heimat in den Genuss von Deutschunterricht, aber so richtig verständigen, konnte sie sich mit den Sachsen in Markranstädt deshalb noch lange nicht. Es war vor allem der Dialekt, der der Familie Juhász (Mama Krisztina, Schwester Laura und Papa Jozsef) 2011 zu schaffen machte. Kein Wunder also, dass Klaudia ihrer Mutter, die als eine von 30 Deutsch-Lehrer:innen aus der ganzen Welt ausgewählt wurde, um für zwölf Monate an einem pädagogischen Austauschprogramm teilzunehmen, in der Schule eine lange Weile verängstigt am Rockzipfel hing. „Diese Verbundenheit reichte bis in das Lehrerzimmer“, erinnert sich Klaudia. „Daraufhin wollte ich einfach nur so schnell wie möglich fließend Deutsch sprechen – ohne ungarischen Akzent! Niemand sollte hören, wo ich eigentlich herkomme.“

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Kaum hat die heute 23-Jährige diesen Satz ausgesprochen, lacht sie los: „Mittlerweile ist es genau andersrum! Ich bin stolz auf meine Herkunft und auf das, was ich die letzten zehn Jahre in Leipzig erreicht und über mich selbst gelernt habe.“ 

Achtung, Fettnäpfchen!

Mal abgesehen von ein paar sprachlichen Fettnäpfchen, in die Klaudia ab und an tritt (wie „Ich bin sehr fruchtbar in Englisch“), ist von den Startschwierigkeiten nicht mehr viel zu spüren.
Heute lebt die junge Hundemama mit ihrem Freund in den eigenen vier Leipzig-Wänden und plant in naher Zukunft nicht, nach Pécs oder Fehérgyarmat, Klaudias Geburtsort, zurückzukehren. Viel lieber würde sie im Anschluss an ihr duales Marketing-Studium an der IUBH, die Karriereleiter hierzulande weiter hochklettern. „Während meiner Ausbildung zur Kauffrau für Groß- und Außenhandel habe ich gelernt wie es ist, ganz unten in der Hierarchie zu stehen. Und auch wenn ich für diese Einblicke in das Berufsleben sehr dankbar bin, möchte ich in Zukunft doch lieber die sein, die Befehle erteilt.“ An Händeschütteln (statt Küsschen auf die Wange), „überdeutsche“ Pünktlichkeit und die fehlende Suppenbeilage zum Mittag kann sie sich trotzdem nur schwer gewöhnen. Wir urbanites sind froh, dass sich Klaudia einen Teil ihrer Wurzeln bewahrt hat – und ihren schönen ungarischen Akzent!

Übrigens: Seit Oktober 2020 startet die neue Hochschule IUBH im Leipziger Zentrum die duale Ausbildung in den Studienrichtungen Kindheitspädagogik, Soziale Arbeit, Tourismusmanagement und Marketingkommunikation. In letzterem Bereich ist urbanite nun als Praxispartner eingestiegen.