An in die Küche: Die Churreria Einmal Soulfood mit Zimt und Zucker bitte!

In der Halle des Westwerks versteckt sich ein Stand mit Gebäck, das es derzeit nur einmal in Leipzig zu finden gibt. Die Rede ist von Churros. Obwohl das traditionelle iberische Fettgebäck mit Zimt und Zucker längst als Soulfood rund um die Welt gefeiert wird, ist es in Deutschland teilweise noch recht unbekannt. Das will die Leipziger Churro-Queen Sophie jedoch ändern …

© Diana Drubig

Ein neuer alter Foodtrend

Als wir die Westwerkhalle betreten, schlägt uns direktein herrlicher Duft entgegen. Der Nase folgend zieht es uns Richtung Churreria, wo uns Inhaber­in Sophie freudestrahlend begrüßt und uns mit ihrer Berta bekannt macht. Bei Berta handelt es sich um einen mit Lichterketten dekorierten Oldtimer-Food-Anhänger, in dem Sophie seit Dezember 2020 ihr Geschäft betreibt. Unterstützt wird sie dabei von drei Mitarbeiter:innen, die den Laden gemeinsam rocken und zusammen „echt coolen, trendigen shit machen – und das mega hochwertig und mit wahnsinnig viel Liebe“, wie uns Sophie mit einem Augenzwinkern erzählt. Im Gespräch erklärt uns Sophie, dass Churros zum Beispiel in Kalifornien, Lateinamerika, Spanien und Australien einen absoluten Hype erfahren und in den USA auch als „The Spanish Donut“ bezeichnet werden. Doch eigentlich handele es sich um einen alten neuen Foodtrend, erzählt sie weiter, denn in Madrid gebe es bereits seit 1894 eine Churreria, die 365 Tage im Jahr geöffnet hat und so viele Churros pro Tag unter die Leute bringt, dass Sophie sich, nach eigener Aussage, bei solchen Verkaufszahlen nach kurzer Zeit zur Ruhe setzen könnte. In Deutschland seien die läng­lichen Krapfen allerdings noch eine Randerscheinung, was Sophie am liebsten sofort ändern würde. Ihr Traum ist ein zweites cooles Ladengeschäft im Leipziger Zentrum und danach ein Franchising-Konzept aufzubauen.

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© Diana Drubig

churreria x urbanite

Sophie hat das Churro-Fieber endgültig in uns geweckt, als sie uns von ihrer Idee, eine eigene urbanite-Churro-Bowl zu kreieren, berichtet. Keine zwei Minuten später stehen wir nicht mehr vor, sondern in der Berta, wo wir uns kurzerhand von Sophie an den Geräten einweisen lassen. Eine originale spanische Churrosfritteuse, in der Sonnenblumenöl schwimmt, das später als Biotreibstoff weiterverarbeitet wird und ein Extruder (eine Presse), durch den der rohe Teig gepresst wird, der dann in die Churrosfritteuse darunter plumpst, sind unsere Handwerksutensilien. Damit es losgehen kann, erhit­zen wir das Öl auf 185 bis 190 Grad Celsius. Als die gewünschte Temperatur erreicht ist, dürfen auch wir mal ran. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Um den Teig zu portionieren, drehen wir an einem Rad, das am Extruder befestigt ist,  und trennen die rohen Churro-Stangen nach Belieben ab, damit sie ins heiße Fett fallen können. Kaum ins Öl getaucht, beginnt die Leckerei auch schon, goldbraun zu werden. Wenn sie von außen knusprig und innen weich sind, dann sind die Churros perfekt, lernen wir von Sophie. Gelingt einem das, darf man sich schon fast Churrero beziehungsweise Churerra nennen, erklärt die Inhaberin lachend. Danach geht es an die kreative Arbeit: Das Topping, für das viele verschiedene Süßigkeiten zur Auswahl stehen. Doch für eine richtige urbanite-Bowl muss sich das Blau unseres Logos natürlich darin wiederfinden. Dafür hat Sophie Sahne eingefärbt. Da ihr frische und nachhaltige Waren wichtig sind, nutzt sie nicht etwa Lebensmittelfarbe, sondern mischt vitaminreiche Spirolinaalge unter, um sie auf natürliche Weise zu färben. Für die besondere Würze wird noch etwas Tonkabohne hinzugefügt. Nachdem wir sie ihrem heißen Bad entnommen haben, bestreuen wir die Churros mit Zimt und Zucker. Danach werden Fädenvon weißer belgischer Schokolade und selbstgemachter Johannisbeersoße über die fast fertige Bowl gezogen. Zum Schluss kommen für den Frischekick noch etwas Blau- und Brombeeren darauf. Wir und unsere Geschmacksknospen sind begeistert.

© Esther Killyen

Vielfältig und ausgeklügelt

Kaum zu glauben, dass fast alles hier im Laden vegan ist. In einem Gespräch bei Kaffee und Churros erzählt Sophie uns, dass ihr Konzept nicht schon immer so vielfältig und ausgeklügelt war. Erst nach und nach kamen immer mehr Details und Ideen hinzu. Anfangs sollte der Stand nur im Dezember an den Wochenenden als eine Art Weihnachtsmarktersatz in der Westwerkhalle stehen. Jedoch wurde aus den Wochenenden dann auch ein Verkauf unter der Woche. Durch die große Variabilität passen Churros zu jeder Jahreszeit und beim Verzehr kann man mit gutem Gewissen die umweltfreundliche und handgefertigte Qualität genießen. Ihr könnt von dem feinen Fettgebäck nicht genug bekommen und wollt Teil der Churreria werden? Perfekt, denn Sophie sucht dringend Verstärkung für ihr Team!

Westwerk | Karl-Heine-Straße 85-93

Instagram: @diechurreria

© Diana Drubig