Zwischen den Zeiten Erfahrungsbericht Hypnose | Teil 2

Unsere Autorin ließ sich auf eine Hypnosetherapie ein – erfahrt in unserem zweiten Teil wen sie während der Hypnose kennenlernt

Drei Wochen liegen zwischen meiner ersten und zweiten Hypnose-Sitzung in der Praxis von Tomas Schröck. In dieser Zeit hat sich viel bewegt in mir: Längst bekämpft geglaubte Unsicherheiten und Vertrauensprobleme waren des Öfteren meine Begleiter.

Ich gebe zu: So richtig Lust auf den Termin habe ich nicht. Mir ist mulmig bei dem Gedanken, dass es mich nach jeder Sitzung so aus den Angeln hebt. Meine Bedenken teile ich mit Tomas, gemeinsam besprechen wir mögliche Ursachen. Er erklärt mir, wie sich Denk- und Verhaltensmuster in den frühesten Jahren einprägen können, wenn Kinder versuchen, das Verhalten der „Großen“ nach ihren Möglichkeiten zu verstehen und sich anzupassen. Das alles ist nicht neu für mich, trotzdem merke ich, wie mich diese Worte beschäftigen. Ohne Vorwarnung laufen mir die Tränen herunter, lautlos. Wenn ich mich bereit fühle, könnten wir hier ansetzen, lädt mich Tomas ein. Immer wieder betont er „Du bestimmst das Tempo.“ Und ich bestimme, dass wir den nächsten Schritt gehen und schließe meine Augen.

© Motoki Tonn + Britt Gaiser on Unsplash

 Eine starke Liebe zu dem Kind, das ich selbst bin

In welchem Alter sehe ich mich, wenn ich an diese kindliche Verunsicherung denke? Spontan denke ich an die Sechsjährige im Schuleinführungskleid, die mitten zwischen Bekannten und Verwandten steht, die sich hektisch und nur verschwommen bewegen. Ich fühle mich eingeengt, nicht frei. Gleichzeitig versucht dieses kleine Mädchen, die Aufmerksamkeit der anderen zu gewinnen, sie möchte laut sein und traut sich nicht. Nun soll ich als erwachsene Birthe in die Szene hineingehen. In meinem ersten Impuls gehe ich vor der Kleinen in die Knie, bringe mich auf Augenhöhe. Alles in mir möchte sie so fest umarmen und ihr sagen, dass alles in Ordnung ist und dass sie keine Angst haben muss. Mein kindliches Ich klammert sich fest an mich, immer wieder schauen mich diese unsicheren Augen an: „Kann ich deinen Worten wirklich glauben?“

Während ich auf einem Sessel liegend in diese Vorstellung eintauche, kann ich gar nicht mehr aufhören, zu weinen. Noch nie habe ich eine derart starke Liebe zu diesem Kind gespürt, das ich selbst bin.

Nach der Sitzung fühle ich mich unglaublich geerdet. Wie in Watte gepackt laufe ich nach Hause. Tomas hat mir empfohlen, noch ein paar Tage abzuwarten, bevor ich mit jemandem über meine Erfahrungen spreche. In den nächsten Wochen soll ich außerdem immer mal wieder Kontakt mit der kleinen Birthe aufnehmen, ihre Bedürfnisse hören. Sie sitzt noch am selben Abend „neben mir“, ich lächle immer mal wieder zu ihr herüber.

In der folgenden Zeit fühle ich mich, öfter als sonst, in der Zeit entrückt, gedanklich in der Zukunft, in der Vergangenheit, seltener im Jetzt. Mein Kopf bietet mir ab und zu Verhaltensweisen an, die nicht meinen üblichen Mustern folgen. Gleichzeitig rutsche ich in anderen Situationen umso stärker wieder in sie hinein. Ich beobachte mich, manchmal fällt mir das Loslassen vom Essen leichter. Ganz genau kann ich natürlich nicht sagen, welchen Anteil daran die Hypnose hat.

Ausgeliefert

Auch Tomas lasse ich an meinen Beobachtungen teilhaben bei unserer dritten Sitzung. Wieder schließe ich meine Augen, lasse mich von seinen Fragen leiten. Wir sprechen darüber, in welcher Art das Essen mir Verbindung zu meinem Körper gibt. Wenn ich genau darüber nachdenke, geht es für mich wohl um die eigene Kontrolle über ihn. Ich habe das Gefühl, diese wurde mir früher genommen. Oder habe ich sie abgegeben? In meinem Kopf tauchen schemenhafte Bilder auf von Händen auf meinem Körper, die mich anfassen, an mir zerren. Ich fühle mich ausgeliefert. Es geht um Grenzen. Grenzen, die zu setzen ich mich kaum traue. Aus Angst, meinem Gegenüber Unbehagen zu bereiten. Aber auch aus Angst, dafür nicht geliebt zu werden.

Wieder mit dem Kind an meiner Hand tauche ich in die Unsicherheit ein, die es mir so schwermachte, zu meinen Bedürfnissen zu stehen. Früh lernte ich das Gefühl kennen, dass die eigenen Entscheidungen andere enttäuschten. Meine Eltern trennten sich zeitig; die Frage, bei wem meine Schwester und ich zukünftig würden leben wollen, konnte man nicht klären, ohne dass es Verlierer gab. Immer wieder kam ich in Situationen, in denen meine Handlungen Ärger und Enttäuschung auslösten – ich gewöhnte mir an, auf der Hut zu sein und meine eigenen Bedürfnisse zu übergehen. Immer musste ich mich rückversichern, ob ich nach meinen Entscheidungen noch immer geliebt wurde. Heute weiß ich, dass in meiner Familie jeder seine eigenen Unsicherheiten hatte und unter deren Einfluss handelte, das Kind in mir allerdings konnte das nicht von sich trennen.

Über zwei Stunden geht die Sitzung, danach fühle ich mich erschöpft. Noch kann ich nicht einordnen, in welche Richtung mich die Gedanken leiten werden, aber ich habe Zuversicht und Geduld. Mehr als abwarten und beobachten kann ich in der nächsten Zeit nicht tun.

→ In Teil 3 unserer Reihe zieht Birthe ein Resümee ihrer Hypnose-Erfahrung.

Hier könnt ihr nochmal lesen wie die Hypnosetheratpie gestartet hat 

www.hypnosestudio-leipzig.de