Erster Mai – Feiertag mit Geschichte
Der erste Mai ist ein geschichtsträchtiges Datum. In vielen Staaten gesetzlicher Feiertag, sind auch in Deutschland die meisten Arbeitnehmer:innen am Tag der Arbeit von der Beschäftigung befreit. Doch warum ist das so? Der Ursprung des ersten Mai liegt in der US-amerikanischen Arbeiterbewegung, genauer bereits vor 136 Jahren. Damals riefen Gewerkschaften zu einem mehrtägigen Generalstreik auf. Ihr Ziel: Die Reduzierung der täglichen Arbeitszeit auf acht Stunden. Das Ergebnis: 400.000 Arbeiter:innen auf den Straßen, Polizeigewalt, Chaos und Hinrichtungen – kurzum eine ganz neue Dimension an Arbeiter:innenkämpfen in den USA.
Schnell schwappte der Tag der Arbeit auch nach Europa über. Schon 1890 machten Arbeiter:innen weltweit unter dem Motto “Heraus zum 1. Mai” auf ihre Anforderungen aufmerksam – beispielsweise in Deutschland mit 100.000 protestierenden Arbeiter:innen, vor allem in Dresden und Berlin. Anschließend bemühte man sich, den ersten Mai als gesetzlichen Feiertag umzusetzen. Dies klappte bundesweit zunächst jedoch nur für das Jahr 1919. Denn während der Tag der Arbeit unter anderem in Sachsen auch danach als Feiertag bestehen blieb, war dem in anderen Bundesländern nicht so – bis sich die Nationalsozialisten den Maifeiertag unter den Nagel rissen und als Propagandamittel deutschlandweit zum offiziellen Feiertag machten.
Maifeiertag: Von Prämien und Politik
Auch in Leipzig kann der erste Mai auf eine spannende Geschichte zurückblicken. So wurde der Feiertag vor allem zu DDR-Zeiten intensiv zelebriert – als Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus. Die Teilnahme an den Mai-Demonstrationen war damals Pflicht. Die Massen sollten durch Druck und mit Verlockungen mobilisiert werden. Gratis Bockwurst? Fünf Mark Prämie? Hat es alles schon gegeben.
Ebenso existierten jedoch auch Ideen, um den DDR-Umzügen in Leipzig einen etwas originelleren Anstrich zu verpassen. Ein Beispiel ist die Aktion einiger Kunststudent:innen der HGB: Diese trugen 1984 ein überlebensgroßes Ölgemälde mit dem Kopf Erich Honeckers auf dem Mai-Umzug mit sich umher. Zwei mal drei Meter groß war das Kunstwerk und laut Axel Krause, einem der Initiatoren, “größer, bunter, glänzender und kitschiger, kurz fetziger” als die Standardfotos des höchsten Politikers der DDR, so der Leipziger Künstler gegenüber dem MDR.
Viel los in Leipzig zum ersten Mai
Der erste Mai in Leipzig hat also Tradition und ist für viele linke Menschen einer der wichtigsten politischen Tage im Jahr. Grundsätzlich geht es dabei stets um die Forderungen der Arbeiter:innen und um linke Perspektiven für die Zukunft, gewisse Themenschwerpunkte variieren jedoch Jahr für Jahr. Im letzten Jahr etwa lag der Fokus der Leipziger Demonstrationen, Kundgebungen und Veranstaltungen auf Themen mit Bezug zur Corona-Pandemie. So beispielsweise beim Bündnis Leipzig nimmt Platz, die 2021 eine Kundgebung unter dem Motto “Solidarisch durch die Krise – Grundrechte sind nicht verhandelbar” organisierten.
Dieses Jahr ist das Spektrum wieder breit gefasst – thematisch geht es viel um den Krieg in der Ukraine:
➤ 1. Mai – Rad-Korso | organisiert durch die IG Metall Leipzig | Treffpunkt ist um 10:30 Uhr an der Anton-Bruckner-Allee im Clara-Zetkin-Park
➤ 1. Mai – Kundgebung unter dem Motto “GeMAInsam Zukunft gestalten” | organisiert durch den Deutschen Gewerkschaftsbund | Beginn ist um 12:30 Uhr auf dem Leipziger Markt
➤ 1. Mai – Demonstration unter dem Motto “Revolutionäre 1. Mai Demo – Rot ist der Mai!” | organisiert durch ein Bündnis von Organisationen (Solidaritätsnetzwerk Leipzig, Internationale Jugend, Frauenkollektiv) | Start ist um 15 Uhr am Südplatz, danach geht es weiter bis zum Rabet
➤ 1. Mai – Demonstration unter dem Motto “#NichtaufunseremRücken!” | organisiert durch die Rote Wende Leipzig | Start ist um 15 Uhr am Südplatz, danach geht es weiter bis zum Rabet
➤ 1. Mai – Fahrraddemo unter dem Motto “Friedensfahrt Leipzig für unsere Partnerstadt Kiew” | organisiert durch durch die Scientists for Future Leipzig, Churches for Future Leipzig und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Leipzig e.V. | Start ist um 15 Uhr am Simsonplatz & Ende circa eine Stunde später im Clara-Zetkin-Park
➤ Anarchistische 1. Mai Demonstration | organisiert im Rahmen der Anarchistischen Tage Leipzig | Start ist um 18 Uhr am Liselotte-Hermann-Park