Frank Turner ist mit dem Album „Tape Deck Heart“ auf Tour. Am 3. März 2014 kommt er nach Leipzig ins Conne Island. Dass der Musiker ursprünglich aus dem Punkrock kommt, hört man seiner Folk-Rock-Platte durchaus an. Spätestens im Interview aber wird klar, dass der Mann alles andere als ein Neuzeithippie ist, der auf der Folkwelle mitreitet. Nachdem sämtliche F***s vor, zwischen und am Ende der Antworten entfernt wurden, bleibt trotzdem mehr übrig, als nur ein Ex-Punk mit Akustik-Gitarre.
Deine Musik ist Folk Rock mit Punkelementen – das ist eine außergewöhnliche Mischung.
Das hat damit zu tun, wie ich aufgewachsen bin. Als ich ein Kind war, habe ich nur Metal und Punkrock gehört, ohne zu wissen, dass es sowas wie traditionelle Rockmusik gibt. Aber irgendwann habe ich angefangen Bob Dylan und Neil Young zu hören. Und es hat mir gefallen. Aber ich kriege dieses Punk-Ding einfach nicht aus mir raus – selbst wenn ich wollte, was ich eine Zeitlang tat. Aber ich habe so Gitarre spielen gelernt, genauso wie singen. Also, egal was ich tue, ein bisschen Punkrock wird immer in mir bleiben.
Was an dir ist immer noch Punk und was gefällt dir an Folk Rock?
Punk ist energetisch, unabhängig und aufmüpfig. An Folk gefällt mir, dass es jeder hören und genießen kann, ohne einer ideologischen Idee dahinter. Es war eine wirklich gute Zeit in der Punkband – aber alle waren immer sauer und verärgert. Die meisten Punks sind so zwischen 16 und 25 Jahre und tragen schwarze Skinny Jeans. Ich meine, ich war genauso, das ist ok (lacht).
Vermisst du die gute alte Tape-Zeit oder andere Dinge aus den 90ern?
(lacht) Ach, ich weiß nicht so recht. Ja und nein. Ein paar Sachen der 90er vermisse ich schon. Ich finde aber auch, wenn man zu sehr darüber nachdenkt, was man aus der Vergangenheit vermisst, verschwendet man seine Zeit. Wenn man zurückdenkt, scheint immer alles super gewesen zu sein. Aber eigentlich ist das Jetzt auch nicht schlecht (lacht).
Dein Album thematisiert die Trennung von deiner Freundin. Ist es nicht ein komisches Gefühl zu wissen, dass jeder der dein Album hört deine Gefühle und Gedanken kennt?
Für mich ist es eher eine Art Botschaft zu teilen. Es wäre wahrscheinlich komisch, wenn es mir nicht gut ginge – das wäre wirklich merkwürdig. Aber ich trenne schon emotionale Sachen, die ich öffentlich sage und die ich für mich behalte. Und es ist nicht unbedingt so, als würde ich mein Tagebuch veröffentlichen (lacht).
Du warst mal Sänger der Hardcore-Band Million Dead. Warum dieser massive Genre-Wechsel?
Million Dead fand 2005 ein wenig glorreiches Ende. Ich war da völlig fertig und deprimiert, was diese Art von Szene und Musik anbelangt. Ich wollte einfach etwas komplett anderes machen. Und Akustik-Gitarre zu spielen war das komplette Gegenteil von dem, was man in einer Hardcore Band so macht (lacht). Das war genau das, was ich brauchte.
Ich habe gelesen, nach dir ist ein Bier benannt.
Ja, tatsächlich, es ist schon seltsam. Ich meine, ich geriet nicht in Panik, weil ich das jetzt unbedingt wollte. Die Brauerei hat mich gefragt und ich sagte nur: Verdammt, na klar!
Aber was soll das bitteschön noch toppen?
(lacht) Das ist eine gute Frage. Ich weiß es wirklich nicht!
Du sollst in der Underground-Szene ziemlich unbeliebt sein …
Das ist das, was Punks tun, wenn du langsam erfolgreich wirst. Und ich kann mich darüber nicht beschweren, denn als ich 16 war, habe ich genauso gedacht. Es ist nicht so schlimm, wenn mich Leute, die mich nicht kennen, fertig machen und ich gleichzeitig vor vielen Leuten spiele, die mich mögen – das macht Spaß (lacht).
Infos:
Frank Turner tritt am 3. März 2014 um 20 Uhr im Conne Island auf.
Mehr zum Musiker findet ihr unter frank-turner.com