Interview: Joris „Feiert das Leben!“

Mit „Herz über Kopf“ gelang Joris 2015 der große Durchbruch. 2022 kommt Joris nach Leipzig und präsentiert unter anderem sein neues Album „Willkommen Goodbye“.

Mit dem Lied „Herz über Kopf“ gelang Joris 2015 der große Durchbruch. Sechs Jahre später ist er nicht mehr wegzudenken aus der deutschen Musikszene. Im nächsten Jahr kommt Joris sogar nach Leipzig und präsentiert unter anderem sein neues Album „Willkommen Goodbye“. Wir haben mit ihm gesprochen und erfahren, wie er die letzten anderthalb Jahre erlebt hat, was ihn persönlich prägt und was er mit unserer schönen Stadt verbindet.

© Paul Huettemann

Endlich gehts wieder mit Konzerten los. Wie sehr freust du dich darauf?

Es geht ja schon im Sommer wieder auf Tour. Aber eine richtige Tour mit Clubluft und dem ganzen eng Beieinanderstehen und Abfeiern, das gibts dann ab nächstem Frühjahr. Ich merke, dass ich so aufgeregt bin, wie wahrscheinlich die letzten sechs Jahre nicht mehr. Ich glaube, es werden ganz tolle Konzerte, einfach weil die Leute hungrig darauf sind, wieder gemeinsam zu feiern.

Was wirst du aus der schwierigen Zeit der letzten anderthalb Jahre mitnehmen?

Natürlich ist das von uns allen ein Wunsch, irgendwie was mitzunehmen. Ich denke, dass viele Leute mitnehmen, dass man nicht für alles durch die Gegend reisen muss. Das ist so der Nebeneffekt, dass man durch eine Entbehrung auch wieder weiß, was man am freien Leben und Miteinander hat. Wir alle wurden auf eine harte Probe gestellt, aber jetzt erleben wir die ersten Lockerungen. Das Leben wird wieder zurückkommen.

Das hoffen wir doch alle. Am 2. April 2022 bist du auch in Leipzig, was können deine Fans dort erwarten?

Das Haus Auensee wird auf der Tour einer der größten Läden sein. Es wird wahrscheinlich ein Abend, der sehr schnell vorbeigehen wird, obwohl er nicht aufhören soll. In Leipzig sind immer auch die besten Konzerte, weil ich sehr gern in der Stadt bin. Ich habe die Leipziger als wahnsinniges Partyvolk kennengelernt. Es ist beinahe wie ein Homecoming für mich.

© Doering

Was hast du außerhalb der Konzertsäle in Leipzig erlebt?

(lacht) Ich habe hier diverse durchzechte Nächte verbracht und viele gute Partys gefeiert. Ich habe auch tolle Freunde in Leipzig und in einem Studio im Westen größtenteils die letzten beiden Platten aufgenommen. 

Gibt es einen Lieblingssong, den du am liebsten performst?

Das ist so die All-time-classic-Frage. Das ist aber jeden Abend anders, weil jeden Abend auch das Publikum anders ist. Ich und die Band, wir freuen uns, dass wir überhaupt wieder spielen dürfen. Es hat wieder was von: Wir kommen zusammen.

Kurzer Blick in die Vergangenheit: Als „Herz über Kopf“ durch die Decke ging, was war das damals für ein Gefühl für dich?

Ich erinnere mich sehr gut an diese Zeit, weil genau da vieles losging. Es war ein Gefühl von nicht richtig glauben können, was gerade passiert. Ich weiß noch, wie wir im Täubchenthal waren und diese riesige Menschenmenge anstand, wie bei den ganz großen Konzerten, und wir es einfach nicht fassen konnten, wie viele Menschen gekommen waren, um uns zu hören. Das ist ein Gefühl, das ich nie vergessen habe.

Du warst dieses Jahr bei „Sing meinen Song“ dabei und in der Sendung wurde es oft sehr emotional. Was hat dich am meisten geprägt in deinem Leben?

Das Leben selbst hat mich am meisten geprägt. Wir haben es ja alle erleben müssen, wie das Leben spielt und wie schnell etwas, was selbstverständlich ist, auf einmal für anderthalb Jahre ruhen musste. Das sind mittlerweile Dinge, bei denen ich inzwischen weiß, dass viele Dinge anders kommen werden, als ich vorher denke. Ich durfte in den letzten Jahren so viele schöne Momente erleben, die ich so nicht habe kommen sehen, sodass mir das jetzt eine gewisse Ruhe gibt. Ich weiß einfach, dass Dinge, wenn man sie mit Liebe anfasst, schön werden können – das habe ich aber erst lernen müssen.

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Deine Songs sind ab und an melancholisch und nachdenklich. Was inspiriert dich dazu?

Das neue Album ist ein bisschen das, was ich gerade erlebe. Es passiert eben alles gleichzeitig. Das Leben kann wunderschön sein wie bei „Nur die Musik“ oder „Du“, die so Partynummern sind, die das Leben abfeiern, aber es gab natürlich auch Momente, wo ich im Studio saß und jemanden verloren hatte in dieser schweren Zeit. Das gehört eben alles dazu und deswegen auch in meine Musik. Ich glaube, dass ich ein sehr lebensfroher und lebensbejahender Mensch bin. Trotzdem ist Melancholie ein Gefühl, das auch sehr schön sein kann. Das Album ist eine gute Mischung aus allem. Deswegen ist der Titel „Willkommen Goodbye“ einfach richtig.

In deinem gleichnamigen Song heißt es: „Ein kleines bisschen willkommen ist auch immer ein kleines bisschen goodbye“. Was bedeutet das für dich?

Das beruht auf meinen Erfahrungen. Abschiede tun weh und sind immer mit einer gewissen Art von Wehmut versehen. Aber alles, was danach kommen kann, bringt wunderschöne Dinge mit sich, und darauf zu vertrauen und in positive Energie umzulenken, das ist eine gute Erkenntnis, wie das Leben lebenswert bleibt.

Hast du ein musikalisches Vorbild, dem du nacheiferst?

Ich habe viele musikalische Vorbilder. Mit fünf Jahren habe ich die Blues Brothers kennenlernen dürfen. Mein Papa dachte damals, es wäre eine gute Idee, mir den Film zu zeigen. Auch wenn ich den Film damals vielleicht nicht ganz verstanden habe, habe ich eines begriffen: Wenn man mit viel Liebe und Energie und für die gute Sache zusammenkommt und auf der Bühne alles gibt, dann kann man ganz viele Menschen miteinander verbinden. Das ist etwas, was wir auch nie vergessen sollten. Dass das Menschsein auch immer bedeutet, dass wir zusammen auf diesem wunderschönen Planeten leben.

Würdest du sagen, The Blues Brothers haben dich inspiriert, selbst Musiker zu werden?

Unbedingt! Ich habe damals Schlagzeug gespielt und habe die Blues-Brothers-Platte rauf und runter getrommelt.

© Doering

Über deine Songs hinaus erfährt man nicht viel über dein Privatleben. Gibt es dafür einen speziellen Grund?

Also ich würde nicht sagen, dass mein Privatleben besonders unter Verschluss ist, weil ich ja Musik über mein Privatleben mache. Jeder kann mit meiner Musik auch meine Geschichten kennenlernen. Ich heiße ja auch als öffentliche Person Joris, mein echter Name, und habe mir nicht irgendeinen Künstlernamen ausgesucht. Es gibt aber für mich auch eine Grenze bei dem ganzen Prominentenstatus. Mir ist es wichtig, meine Familie vor der Öffentlichkeit zu schützen.

Was erwartet dich in nächster Zeit?

Ich habe einen wunderschönen Open-Air-Sommer vor mir. Es fühlt sich total verrückt an, mit den Jungs und Mädels wieder Musik machen zu können. Das und die Tour im Frühjahr sind die Sachen, wo ich jetzt meine Energien hineinlege. Bald gibt es auch wieder neue Musik. Es läuft also alles sehr fulminant weiter.

Wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du dir wünschen?

Mir reicht einer. Und zwar, dass Corona ganz bald verschwindet.

Abschließend: Was willst du unseren ­Leser:innen unbedingt noch mit auf dem Weg geben?

Geht auf Konzerte, genießt das Leben, so gut es geht, und bleibt gesund. Feiert das Leben!

Am 2. April 2022 ist Joris mit einem Konzert im Haus Auensee | www.jorismusik.de