Manchmal entsteht eine gute Idee, wo man sie überhaupt nicht erwartet. So ist es Jessica Kunstmann, Leonore Herzog, Nicole Berth und Sarah Mühl passiert. Die vier jungen Frauen haben das erste deutschsprachige Outdoor-Magazin für Frauen gegründet: „The Female Explorer“ (Dt: „Die Abenteurerin“). Es soll ein Sprachrohr sein von und für Frauen, die gern draußen und unterwegs sind.
Angefangen hat alles am Männertag 2020. Am 21. Mai 2020 saßen die vier Gründerinnen in ihrem Ladenstudio im Leipziger Osten zusammen, um an Projekten zu arbeiten und gemeinsam Zeit zu verbringen. Beim Durchblättern der Lieblings-Outdoor- und Reisemagazine fiel ihnen auf, dass viele Themen, die auf Reisen beschäftigen, in keinem der Hefte zur Sprache kamen. „Wir haben zuerst überlegt, selber Berichte zu schreiben und einzureichen“, erzählt Sarah Mühl. Schnell war aber klar: „Wir können das selbst! Und dann haben wir aus Versehen ein Unternehmen gegründet.“
Noch am Tag der Idee gingen Social-MediaKanäle an den Start, der erste Entwurf entstand am selben Abend. Einmal draußen mit der Idee, gab es kein Zurück mehr. Und ein Rückzieher kam auch für keine der jungen Frauen infrage. „Wir waren sofort so überzeugt von diesem Konzept, dass wir es direkt umgesetzt haben.“
Die Vier wissen, was sie tun. Schon seit einiger Zeit teilen sie sich den Arbeitsplatz, arbeiten immer wieder gemeinsam an Projekten. Sarah Mühl ist Designerin für Visual Marketing, „Leo“ Herzog arbeitet als Fotografin. Jessica Kunstmann und Nicole Berth betreiben eigene Blogs. Sie alle vereint neben ihren Kreativ- und Lifestyle-Jobs die Liebe zum Reisen. Ob zu Fuß, in Wald und Wiesen, auf Bergen, im Van, allein oder mit der Familie – jede bringt ihre individuellen Erfahrungen mit.
„Warum gibt es noch kein Outdoor-Magazin für Frauen?“
„Ich glaube, es hat bisher niemand danach gefragt“, wirft Jessica in den Raum. Sarah ergänzt: „Ich glaube, durch die Entwicklung, dass Frauen inzwischen generell mehr Fokus auf sich und ihre Bedürfnisse beanspruchen, wird der Wunsch jetzt erst laut. Vielleicht liegt es daran, dass die Szene in den letzten Jahren gewachsen ist, vielleicht wurde das Thema bisher nicht genügend beachtet.“ „Die meisten Magazine sind männlich geprägt. Das wurde den Frauen sozusagen einfach übergestülpt“, erklärt Nicole. „Frauen reisen anders als Männer – vor allem, wenn sie allein sind. Sie haben andere Gedanken und andere Bedürfnisse.“ Über Themen wie das Tamponwechseln in der Wildnis oder das Reisen mit Kindern wurde in bisherigen Outdoor-Zeitschriften allerdings nicht gesprochen. Klar beschäftigen sich Frauen aber genauso auch mit Technik und dem richtigen Equipment – zum Beispiel, wenn es um Reparaturen am Van geht. Der Blickwinkel ist eben ein anderer.
Mit „The Female Explorer“ soll die weibliche Perspektive auf das Reisen, Sport und Bewegung im Freien und den Umgang mit der Natur ausgedrückt werden. Die oberste Prämisse der vier Gründerinnen ist dabei Authentizität. Im Heft werden nur Geschichten abgedruckt, die erlebt wurden. Es geht um den Austausch – von Erlebnissen der Bereicherung, aber auch des Scheiterns. „Das Bedürfnis, die eigenen Erfahrungen miteinander zu teilen, scheint riesig.“ Das haben die Freelancerinnen schnell gemerkt. Die Instagram-Community wächst mit jedem Tag, Userinnen geben sich unter Posts gegenseitig Reisetipps. Nahezu täglich flattern 50 bis 80 Nachrichten in den Posteingang.
„In der Zukunft denken wir groß“
Das erste Crowdfunding-Ziel, das sie sich gesetzt hatten, wurde innerhalb von sieben Wochen überboten. Mehr als 56.000 Euro kamen am Ende der Kampagne zusammen. Auch viele Männer unterstützten die Idee. Mit dem Geld können die Vier das Magazin nachhaltig produzieren und Grafik, Layout und Lektorat fair bezahlen. Außerdem werden damit die Kosten für das Werbevideo und den Online-Shop sowie für die Verpackung und den Versand der Dankeschön-Pakete für die Unterstützer/-innen abgedeckt.
Die erste Ausgabe, in der 14 verschiedene Autorinnen zu Wort kommen, wird noch im Herbst im Online-Shop erhältlich sein. Mit der Frühlingsausgabe soll es in den freien Handel gehen.