Gerade die Auenbiotope, darunter auch z. B. der Leipziger Auwald, sind nicht nur charakteristisch für die Region Mitteldeutschland, sondern dienen vielen Leipziger:innenauch als beliebte Naherholungsziele. Doch sind gerade diese besonderen und empfindlichen Landschaften bereits seit Jahren u. a. durch Abholzungen oder übermäßigen (Wasser-)Tourismus stark bedroht. Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) möchte auf diese und weitere Missstände nicht nur aufmerksam machen, sondern auch durch zahlreiche Exkursionen zur aktiven Mitarbeit auffordern – frei nach dem Motto von Konrad Lorenz: „Man liebt nur, was man kennt, und man schützt nur, was man liebt.“
Natur kennt keine Grenzen
Die Arbeit des AHA verteilt sich, neben dem Hauptsitz in Halle, auch auf die zahlreichen Orts- und Regionalgruppen u. a. in Sachsen und Sachsen-Anhalt, und so auch auf die Regionalgruppe Leipzig und Umland. Dabei arbeiten die einzelnen Gruppen auf ehrenamtlicher Basis und eng vernetzt zusammen. Hierzu findet jeden Monat eine Mitgliederversammlung im Vereinshauptsitz in Halle statt, zu der jede:r willkommen ist. „Neuzugänge sind bei uns immer gern gesehen – seien es interessierte Einzelpersonen oder auch ganze Kommunen, die sich mit einer neuen Orts- oder Regionalgruppe dem AHA anschließen wollen“, erklärt Isabell. Doch nicht nur der Verein setzt auf Vielfalt und Teamwork, auch die Natur selbst lädt sozusagen dazu ein, länderübergreifende Aktionen stattfinden zu lassen.„Schließlich sind alle Grenzen menschengemacht. Die Natur und damit eben auch Flüsse, wie die Weiße Elster oder die Saale kennen so etwas nicht“, erklärt Andreas und Isabell ergänzt: „Was bringt es z. B. einen Fluss an der einen Stelle zu reinigen, wenn er an anderer Stelle verschmutzt wird?“ Daher verteilen sich die Exkursionen und Arbeitseinsätze neben Sachsen und Sachsen-Anhalt u. a. auch auf Gebiete in Brandenburg und Thüringen. „Es ist aber natürlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – jede:r kann von überall aus etwas tun“, so Andreas.
Keine Bildung ohne Bindung
Ein Hauptanliegen des AHA ist es, das Wissen über die für die Region typischen Auenbiotope an andere weiterzugeben und zu vertiefen. Dabei macht es die aktuelle Pandemie den Vereinsmitgliedern zunehmend schwer, Umwelt- und Naturschutzthemen an die Allgemeinheit heranzutragen, denn „virtuell haben unsere Veranstaltungen einfach nicht dieselbe Wirkungsentfaltung. So ein Baum will auch angesehen und angefasst werden. Das ist digital einfach nicht möglich“, erklärt Andreas und ergänzt: „Das bürgerliche Engagement wurde durch die Corona-Einschränkungen stark gedrosselt, teilweise ist es ganz zum Erliegen gekommen. Nur wartet die Natur ja nicht, bis die Pandemie vorbei ist … “
Neben der Zusammenarbeit mit anderen (Naturschutz-)Vereinen, sucht der AHA vor allem auch Anschluss an Schulen und andere Bildungseinrichtungen, um schon früh an Themen wie Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutz heranzuführen. Zu enge Lehrpläne oder schlicht fehlendes Interesse würden jedoch die aktive und vor allem regelmäßige Zusammenarbeit mit den Schulen erschweren, meint Andreas. Auch würden viele übersehen, dass es mit einer einmaligen Aktion oft nicht getan ist. „Es ist zwar sehr löblich, einen Baum zu pflanzen. Dass dieser anschließend noch regelmäßig gegossen, beschnitten und abgeerntet werden will, vergessen aber leider viele“, erklärt Isabell. Umso wichtiger erscheint es also, Umweltbildung noch bewusster in Lehrpläne und in den Alltag zu integrieren.
Naturschutz fängt vor der eigenen Haustür an
Gerade eine naturnahe Entwicklung der Auenbiotopesei dringend notwendig, denn nur ohne Eingriffe des Menschen könne sich die Natur am vielfältigsten entwickeln, so Andreas. Vor allem in Naturschutzgebieten sollte diese ungestörte Entwicklung gewährleistet werden können. „Doch vielen fehlt das Wissen, wie man sich in Naturschutzgebieten richtig zu verhalten hat. Menschen lassen dort z. B. ihre Hunde frei herumlaufen – das wiederrum stellt jedoch eine Gefahr für die seltenen Bodenbrüter dar“, erklärt Isabell. In den Auenwäldern gehört zudem noch dazu, dass bei Hochwasser eine vollständige Überflutung möglich sein muss, denn die Auenbiotope stehen als Teil der Flusslandschaft im ständigen Austausch mit dem Fluss selbst, weshalb diesen innerhalb der Arbeit des AHA ebenfalls eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Na? Lust bekommen mehr über die Natur vor eurer eigenen Haustür zu erfahren? Der AHA bietet jeden Samstag kostenlose Exkursionen an. Auch in und um Leipzig kann einiges bewirkt werden. Vor etwa elf Jahren hat sich daher auch hier in der Stadt eine Regionalgruppe gebildet, die ein Hauptaugenmerk auf den Schutz und den Erhalt der Auenlandschaft, der Weißen Elster, der Parthe und der Pleiße legt.
Sitz des Vereins: Große Klausstraße 11, 06108 Halle (Saale)
Regionalgruppe Leipzig und Umland: Otto-Adam-Straße 14, 04157 Leipzig