Antiwegwerfspaß für Hinz und Kunz Grünes Leipzig #2: Kreatives Upcycling mit kunZstoffe

Ein nachhaltiger Trend im WACHStum: Bienenwachstücher. Wir waren zum Workshop bei kunZstoffe in Leipzig-Lindenau und haben es ausprobiert.

Plastik, wohin das Auge reicht: Wir sind umgeben von Verpackungsmaterialien, Folien, Kunststoffen. Ein Einkauf im Supermarkt bedeutet oft nicht nur einen prall gefüllten Kühlschrank, sondern auch die gelbe Tonne, die überquillt. Schließlich sollen unsere Lebensmittel lange haltbar sein und appetitlich bleiben. Und für unterwegs? Wird das Pausenbrot in Folie eingewickelt. Denn Brotbüchsen und Trinkflaschen gehören doch irgenwie zur Grundschulzeit … Doch Alufolie und Co. schaden nicht nur der Umwelt, sondern auch unserer Gesundheit. Und schon unsere Großmütter wussten: Was frisch bleiben soll, wird in ein Bienenwachstuch eingeschlagen! Das ist plastikfrei, immer wieder verwendbar und leicht selbst herzustellen. Wir waren zum Workshop bei kunZstoffe in Leipzig-Lindenau und haben es ausprobiert.

© Birthe Jähne-Kleemann

Ein nachhaltiger Trend im WACHStum

Ein leichter Duft von Honig liegt in der Luft, als wir das krimZkrams in der Georg-Schwarz-Straße betreten. Das Material-Sammelsurium gehört zum kunZstoffe – urbane Ideenwerkstatt e.V., den es seit 2009 gibt. Hier können sich kreative Köpfe und Bast-ler austoben und gegen Spende mit allem eindecken, was das Herz begehrt: Bei Stoffen, Papier, Holz, Pappmaché, Strickgarn, Gummi und vielem mehr wird hier jeder fündig. Außerdem gehört eine offene  Werkstatt zum krimZkrams, in der jeder Geräte, Zubehör und auch handwerkliche Hilfe vorfindet. In regelmäßig angebotenen Workshops werden unter Anleitung Ideen zum kreativen Upcycling gegeben. Ob Lampenschirme aus Wolle und Papier, Accessoires aus Fahrradschläuchen oder Etuis aus Plastikflaschen – es gilt das Motto „Aus alt mach neu!” Es ist der Grundgedanke des Vereins. Nichts ist für den Papierkorb gedacht, alles kann eine neue Bestimmung finden. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern regt auch unsere grauen Zellen und Fantasie an. Auf Basis von Spenden soll jeder teilhaben können, erzählt uns Marie, die seit Jahren dabei ist. Sie fasziniert vor allem der kreative Gedanke – das Tüfteln und Spielen mit Materialien. Für Peggy spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit und ressourcenschonenden Lebensweise eine große Rolle. „Der Bildungsgedanke treibt mich an”, erklärt sie uns.

Peggy ist es auch, die uns zeigt, wie das nun funktioniert mit diesen Bienenwachstüchern. Und für alle, die sich vielleicht nicht als die größten Bastelfreunde bezeichnen würden: Es ist erstaunlich einfach. Für ein selbstgemachtes Tuch braucht man ein Bügeleisen, Backpapier, Stoffreste und, klar, Bienenwachs. Wer es bekommt, verwendet mehrfach gefiltertes Wachs. Peggy bezieht ihres von der Schlossimkerei Audigast in Groitzsch. Am besten funktionieren außerdem Stoffe mit einem hohen Baumwollanteil oder Leinen. Wir benutzen Reste von nicht mehr gebrauchter Bettwäsche. So bekommt man als netten Nebeneffekt blumige „Einschlagware” anstatt schnöden Alu-Look. Die Tücher werden zurechtgeschnitten – für den Anfang machen sich kleinere und runde Stücke leichter. Rauf damit aufs Backpapier, das auf einer hitzebeständigen Unterlage liegen sollte. Nun verteilt man ein wenig Wachs auf dem Stoff. Es muss wirklich nicht viel sein, Nachlegen ist immer möglich. Ein Tipp aus dem krimZkrams: Mit einer Raspel kann man das Wachs zu kleinen Flocken verarbeiten und gut portionieren. Ist das Wachs verteilt, kommt noch eine Lage Backpapier und dann heißt es: Bügeln! Man merkt schnell, an welchen Stellen ausreichend Wachs ist und wo noch einmal gestreut werden muss. Ist das ganze Tuch „eingewachst”, wird der Stoff vorsichtig, aber recht zügig vom Backpapier angezogen. Kurz trocken lassen et voilà – fertig ist das selbstgemachte „Verpackungsmaterial”!

© Birthe Jähne-Kleemann

Ob als Abdeckung für angeschnittenes Obst und Gemüse, um Pausenbrote gewickelt oder sogar im Gefrierfach – die
Tücher sind vielfältig einsetzbar und können bis zu zwei Jahre lang immer wieder verwendet werden. Sauber bekommt
ihr es mit kaltem (!) Wasser. Wird das Wachs langsam brüchig, ist das Tuch mit einem neuen „Bügel-Gang” und vielleicht einer kleinen Portion neuem Wachs schnell wieder geschmeidig.

Naturschutz beginnt bei jedem Einzelnen

Wusstet ihr, dass Einwegplastik, wie zum Beispiel Frischhaltefolie, bis zu 500 Jahre braucht, um zu verrotten?
Oder dass für die Herstellung von Aluminium Regenwälder abgeholzt werden und dabei außerdem das Abfallprodukt Rotschlamm entsteht, das unter anderem in Meere und Flüsse entsorgt wird? Durch Kampagnen und Aktionen bekommt das Thema Umweltverschmutzung zwar immer mehr Aufmerksamkeit, doch für viele scheint der Gedanke noch immer zu abstrakt, zu weit weg, zu sein. Naturschutz aber beginnt bei jedem Einzelnen.

Wasser sparen, Radeln, Wiederverwenden statt neu zu kaufen – man kann noch mehr tun, als man vielleicht denkt. Um dieses Wissen zu vermitteln und Anleitungen für den Alltag zu geben, bietet der kunZstoffe – urbane Ideenwerkstatt e.V. verschiedene Kurse und Workshops an, geht in Kitas und Schulen und lädt Gruppen in die Werkstatt nach Lindenau ein. Im Rahmen der HuUpA! 2019, der Handwerks- und Upcycling-Akademie, fanden im August und September Kurse zum Klamottenreparieren und Lötenlernen statt. Bereits zum dritten Mal hat der Verein es sich damit zur Aufgabe gemacht, Impulse zu setzen und handwerkliches Interesse zu wecken. Die Ergebnisse des Projekts, das durch die EU, dem Europäischen Sozialfonds, dem Frei-staat Sachsen und der Stadt Leipzig gefördert wird, können vom 16. bis 22. November 2019 bestaunt werden. Auch bei der Europäischen Woche der Abfallvermeidung (16. bis 24. November 2019) ist das kunZstoffe dabei. Interessierte sind zu Workshops und einer Filmreihe zum Thema eingeladen. 

© Birthe Jähne-Kleemann

Um das Miteinander zu fördern und jeden teilhaben zu lassen, bietet der Verein außerdem mit dem hinZundkunZ einen offenen Kulturraum, in dem regelmäßig Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Küfa (Küche für alle) stattfinden. Wer möchte, kann die Räumlichkeiten, die sich direkt neben dem krimZkrams befinden, auch mieten. Die dritte Säule des Vereins ist das ManufakturistaZ-Werkstättenhaus, welches sich über dem krimZkrams befindet. Hier können Künstler und Handwerker günstig Ateliers mieten, um sich ohne Druck ihrem Schaffen zu widmen. Inzwischen haben zehn ManufakturistaZ in dem Haus ihren Platz gefunden.

Wer neugierig geworden ist und Naturschutz in die eigene Hand nehmen möchte, schaut von Dienstag oder Donnerstag (15-19 Uhr) oder mittwochs (10-14 Uhr) im krimZkrams vorbei oder informiert sich unter www.kunzstoffe.de