Verantwortung tragen Grünes Leipzig: Ein Streifzug durch Leipzigs Secondhandläden

Mode hat in Leipzig viele Gesichter: Von fair produzierter Kleidung über Upcycling-Konzepte bis hin zu kunterbunten Secondhandläden.

Dass die Textilindustrie zum Klimawandel beiträgt, ist weniger offensichtlich als etwa bei der Autoindustrie. Dabei wirken sich schnelllebige Modetrends, insbesondere die, hinter denen das  „Fast-Fashion“-Konzept steckt, ähnlich nachteilig auf unsere Umwelt aus wie ein stinkender Auspuff. Im Durchschnitt tragen wir ein Kleidungsstück ganze vier Mal, bevor wir es aussortieren. Auf diese Weise landen jährlich tonnenweise Altkleider auf der Müllhalde. Wie könnte der Ausweg aus diesem Dilemma aussehen? Auf Mode verzichten? Sicher nicht.

© Anne Gahlbeck
Mode: Das ist nicht nur ein kulturell aufgeladener Begriff, sondern umschreibt auch ein Gebrauchsgut, mit dem wir einen gewissen Lifestyle verbinden – etwas, über das wir uns definieren, bewusst voneinander abheben; also etwas, mit dem wir uns gerne schmücken. Soweit, so gut. Schwer zuknöpfen lässt sich die Hose erst dann, wenn das Konzept Fast-Fashion ins Spiel kommt:

Der Begriff bezeichnet eine Unternehmensstrategie, deren Ziel es ist, in hoher Frequenz neue, meist günstig produzierte Kleidungsstücke in die Geschäfte zu bringen. Nur mal zum Vergleich: In klassischen Modesegmenten wie der Haute Couture umfasst ein Modejahr zwei Zyklen – also eine Frühjahr-/Sommer- und eine Herbst-/Winterkollektion. Zwölf dieser „Paletten“ erscheinen mittlerweile im Jahr bei Billiglabels. Kein Wunder, dass wir in unseren Kleidungsstücken zunehmend einen Wegwerfartikel sehen und ausblenden, wie sie überhaupt in unserem Schrank landen. Wo wird die Hose oder das Shirt produziert, unter welchen Arbeitsbedingungen und von wem? Wer stellt sich diese Frage beim Shoppen?

Die Wenigsten! Dabei hat Mode viele Gesichter: Von fair produzierter Kleidung über Upcycling-Konzepte bis hin zu neuen Fasern, innovativen Technologien und kunterbunten Secondhandläden. Die unschönen ökonomischen und ökologischen Seiten von „Fast-Fashion“– vom Pestizid belasteten Rohstoff wie der Baumwolle, über den Verbrauch von Wasser und den Einsatz von Chemikalien bei der Produktion bis hin zur toxischen Veredelung von Kleidung – würden damit umgangen oder zumindest gemindert.

Mode aus zweiter Hand – Ein Streifzug durch Leipzigs Secondhandläden:

„Hilde tanzt“ 

Georg-Schwarz-Straße 20

Ihr sucht einen Ort, an dem ihr modisch entschleunigen könnt? Zu so einem Anlaufpunkt zählt die kleine Boutique von Anna Hopperdietz in Lindenau, die sie liebevoll „Hilde tanzt“ taufte und in der ihr seit 2014 Mode für Männer, Frauen und Kinder sowie Schuhe, Taschen, Schmuck und kleine Dekorationsgegenstände kaufen könnt. Wer mal vorbeischaut, sieht, insbesondere die 80er haben es Anna angetan. Der Fokus liegt auf Originalität, Individualität und vor allem auf Qualität: Kaschmir und Seide sind Annas „Gold“ und zu ihrem Aushängeschild geworden – und dass, obwohl ihre Lieblingsstücke „nur“ zweite Wahl sind. Ihr müsst nämlich wissen, dass Anna zwar schon als Kind einen Hang zum modisch Extravaganten hatte, ihren Traum vom eigenen Kleiderschrank in Form eines Secondhandlädchens (neben ihrem eigentlichen Standbein, der Schauspielerei), realisierte sie erst nach der Geburt ihres ersten Kindes. Demensprechend groß ist die Freude, wenn sie ihre Lieblingsstücke an Kunden wiedererkennt: „Das sind Momente, in denen ich merke, dass mein Konzept aufgeht.“ Leipzig und die damals noch sehr graue Georg-Schwarz-Straße hat sie mit ihrer Hilde definitiv zu einem bunteren, nachhaltigeren Ort gemacht.

Di bis Fr 11 – 18 Uhr & Sa 12 – 16 Uhr

  

3 Fragen an: Anna Hopperdietz, das Herz der Hilde

Mode und Nachhaltigkeit – Wie lässt sich das für dich sinnvoll vereinen?

Vor allem durch Wertschätzung den Dingen gegenüber. In einem Kleidungsstück steckt Arbeit, eine Idee, ein Entwurf, ein Schneider. Und es bedeutet Bewusstsein, nicht nur, dass man etwas, was noch wunderschön ist, wiederverwendet, sondern es geht auch darum, wie man einkauft. Also dass man sich in einem kleinen, persönlichen Laden befindet und damit eine Familie direkt unterstützt sowie Kontakt zu den Menschen aufbaut. Konsum ist für mich eines der stärksten Mittel, die Welt positiv zu beeinflussen.

Wo stöberst du nach neuen Outfits?

Ich bin sehr viel unterwegs und halte überall meine Augen offen. Das geht von Flohmarkt bis Wohnungsauflösung – ich habe sehr viele verschiedene Quellen und die wachsen auch ständig. Es vergeht kein Familienurlaub, in dem nicht mindestens an einem Tag alle eingespannt werden und auf Schatzsuche gehen. Und dadurch, dass ich die Sachen für die Hilde selber auswähle, einkaufe und sortiere, kommen mir oft Teile in die Hände, die ich direkt für mich selber zurücklege – „Hilde tanzt“ ist sozusagen mein erweiterter Kleiderschrank. Aber auch die Leipziger Modelandschaft lohnt sich! Wie sehr, zeigt der frisch erschienene „Nice Guide“. Ein Mode-Guide, der nachhaltig durch Leipzig geleitet und individuelle, kleine Läden vorstellt.

Dein Lieblingskleidungsstück?

Es gibt eine Menge Lieblingsstücke, von denen ich mich persönlich mit einem Kuss verabschiede, bevor sie verkauft werden – die bekommt auch nicht jeder. Solche Stücke wollen erkannt werden und suchen nach wahren Liebhabern. In der Hilde erlebe ich manchmal lustige Geschichten: Eines Tages betrat eine wunderschöne, elegante Dame, eine Französin mit zwei Reisekoffern voller Haute Couture den Laden. Nach tollen Gesprächen und einem Abriss aus ihrem Leben und der Feststellung, dass ich ihr ihre Sachen nicht abnehmen kann, schenkte sie mir ihren dunkelgrünen Wollmantel von Escada. Ich liebe diesen Mantel, auch wenn er mir selbst leider zu groß ist. Ich habe wirklich schon einiges erlebt, aber diese Geschichten kann man bei mir persönlich bei einem Kaffee auf meiner Couch erfahren, wenn man bereit dazu ist.

© Anne Gahlbeck

Garderobe – 2nd hand 

Karl-Liebknecht-Straße 51 & Merseburger Straße 31

Die Garderobe findet ihr nicht nur zweimal in Leipzig, sondern auch dann toll, wenn ihr auf der Suche nach Originalen aus den 80ern und 90ern seid – die gibt es hier nämlich in Hülle und Fülle.

Di bis Do 13 – 18 Uhr, Fr 13 – 19 Uhr & Sa 12 – 17 Uhr

Humana: Secondhand & Vintage 

Zschochersche Str. 44, Nikolaistr. 8-10 & Dresdner Str. 80

Die Secondhand-Kette Humana findet ihr an gleich drei Standorten in Leipzig. Fündig werden vor allem die Schnäppchenjäger unter euch.

Plagwitz: Mo bis Fr 10 – 19 & Sa 10 – 16 | Innenstadt Mo bis Sa 10 – 20 | Reudnitz Mo bis Sa 9 -20 Uhr

Kazimir 

Merseburger Straße 33

Seit Ende 2014 existiert der kleine Laden in der Merseburger Straße. Zwischen ausgewählter Secondhand-
Kleidung und Accessoires gibt es auch viele selbstgemachte Dinge, so wie Schmuck von Leipziger Labels – zum Selbertragen oder Verschenken.

Di bis Fr 13 – 18 Uhr & Sa 12 – 17 Uhr

  

Mrs. Hippie 

Karl- Liebknecht- Straße 36

Auf dem Feinkostgelände hat sich dieser im wahrsten Sinne des Wortes „hippe“ Laden niedergelassen, der neben vielen neuen, fairen (und vor allem bunten) Kleidungsstücken auch die verschiedensten Secondhandteile anbietet.

Mo bis Fr 10 – 19:30 Uhr & Sa 10 – 17 Uhr

Oxfam 

Hainstraße 11

Wer bei der unabhängigen Not-hilfe- und Entwicklungsorganisation einkauft, tut ganz nebenbei sogar noch etwas Gutes: Der Erlös fließt nämlich in die Kampagnenarbeit. Vor Ort gibt es gespendete und hochwertige Kleidungsstücke aus zweiter Hand, aber auch Haushaltsgegenstände. Super Sache, super Sachen!

Mo bis Fr 10 – 19 Uhr & Sa 11 – 16 Uhr

Westfach 

Karl-Heine Straße 85

Im Handmade- und RecordStore im Leipziger Westen warten neben Unikaten auch zahlreiche Vintage- und Upcycling-Produktionen auf euch. Insbesondere die flauschigen Wollpullis, die ihr im Winter ergattern könnt, wärmen Leib und Seele.

Di bis Sa 11 – 19 Uhr

ReSales 

Arthur-Hoffmann-Str. 90-94 & Lützner Str. 68

Mit einem vielfältigen Angebot an Secondhand-Mode & Vintage-Fashion bietet ReSales deutschlandweit ein abwechslungsreiches und nachhaltiges Einkaufserlebnis. In Leipzig findet ihr die Kette an gleich zwei Orten.

Mo bis Fr 9 – 18:30 Uhr & Sa 9 – 13 Uhr

Schwesterchen und Schwesterchen 

Weißenfelser Straße 5

Dem Schönen und Besonderen eine zweite Chance geben, das ist zwei Schwestern in Schleußig gelungen. Seit 2009 verkaufen sie Secondhand-Kostbarkeiten für Damen, Herren und Kinder und versuchen dabei immer, das gewisse Etwas im Blick zu behalten.

Mo bis Fr 10 – 18 Uhr

© Anne Gahlbeck
 

Hier werden die Kleinsten fündig: 

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KlimBim Second Hand & Outlet

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