Der Haudegen zwischen Rap, Roman und Naivität Interview mit Hagen Stoll

Hagen Stolls bisheriges Leben liest sich wie eine Packung voller Buntstifte: Sprayer, Rapper, Türsteher, Kleinganove, heutiges Mitglied der Rock-Formation Haudegen und nun auch Autor. Seine Autobiographie “So fühlt sich Leben an“ dokumentiert einfühlsam und ehrlich die vergangenen Jahre Hagens bisheriger Lebensgeschichte.


Hagen Stolls bisheriges Leben liest sich wie eine Packung voller Buntstifte. Eintönigkeit und Langeweile können auf der Stelle wegradiert werden. Sprayer, Rapper, Türsteher, Kleinganove, heutiges Mitglied der Rock-Formation Haudegen und nun auch Autor. Seine Autobiographie “So fühlt sich Leben an“ dokumentiert einfühlsam und ehrlich die vergangenen Jahre Hagens bisheriger Lebensgeschichte.

© Christian Barz
 

Am Anfang stand der Rap und Graffiti – wie kam es dazu?
Ich glaube, ich bin seit frühster Kindheit ein kreativer Mensch. Ein Mensch, den es dahin gezogen hat, etwas zu kreieren. Ob das eine gesprühte Linie oder ein geschriebenes Wort ist – am Ende ufert das Ganze in meiner jetzigen Arbeit, der gemalte Kreis schließt sich sozusagen.

 

Als Rapper Joe Rilla hast du eine turbulente Fahrt mit verschiedenen Hip-Hop-Formationen gemacht. Begegnungen mit Joy Denalane, Azad, Curse, B-Tight und nicht zuletzt die gemeinsame Aggro Berlin Ansage 4 Tour – was blieb von dieser Zeit hängen?
Mein erster Plattenvertrag wird natürlich immer als Meilenstein hängen bleiben. Mein Opa sagte immer: ‚Erfolg ist die logische Konsequenz aus Fleiß’. Und da hat er recht. Dementsprechend sind meine Veröffentlichungen im Rap auch wichtig gewesen, um heute zum Beispiel unser Interview führen zu können (lacht). Ja und die Zeit mit Aggro war natürlich auch eine richtig gute Zeit und wir haben Geschichte geschrieben. Mehr ging da für mich im Prinzip gar nicht.

 

Rilla geht, Rock kommt: Wie kam es dazu?
Rap ist immer noch meine Liebe – mit Hip Hop bin ich aufgewachsen. Aber ich wusste, dass es sich um eine begrenzte Zeit handelt. Ich habe mir Gedanken gemacht, mit welcher Musik ich alt werden möchte. Und das ist nun mal momentan der Rock und mit Haudegen kann ich mich diesbezüglich austoben. Als Rapdinosaurier wollte ich nicht in die Geschichte eingehen. Joe Rilla ist mein alter Alter Ego. (lacht)

Dose geht, Tinte kommt: Wie beschreibt sich diese Metamorphose?
Ein Buch zu schreiben heißt, sich auch seinen Niederlagen zu stellen. Das Schreiben war folglich wie eine Therapie. Ich bin natürlich auch auf Episoden meines Lebens gestoßen, über die es mir schwer fiel zu schreiben. Gerade der Konflikt zu meinem Vater … Ihm wollte ich immer etwas beweisen. Damals habe ich ihn verflucht dafür, heute bin ich selber Vater von zwei Kindern und ich weiß, wie es sich anfüllt, bestimmten Konflikten ausgeliefert zu sein. Wenn deine Tochter schulisch abbaut, denkst du über Nachhilfe nach oder fragst sie wiederholt einfach nur: „Warum begreifst du das nicht?“

 

Auch Therapie für den Leser?
Das wäre anmaßend. Aber ich zeige den Menschen, dass es auf einfachste Weise geht, Perspektiven für sich zu entwickeln. In der Naivität, zum Beispiel, liegt extrem viel Wahrheit und Bauchgefühl. Ich denke, dass es oftmals nicht naiv genug sein kann. Gehe ich naiv an die Musik ran, fällt sie mir leicht – ebenso beim Buch und beim Leben. Letztlich heißt es: Kind bleiben!

Info: Hagen Stoll’s musikalische Lesung von „So fühlt sich Leben an“ findet am 8.2. im Haus Auensee statt.

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