„Wenn ich die PIN-Nummer deiner Kreditkarte richtig errate, bezahle ich heute Abend unser Date damit“ Interview: Timon Krause

Mit sehr viel spannenden Themen und Badeenten kommt Mentalist Timon Krause im Herbst mit seiner Show “Mind Games” am 29. Oktober nach Leipzig.

© Murat Asian

Was ist ein Mentalist? Erklär doch mal mit eigenen Worten, was das für dich umfasst?

Zu einem Mentalisten gehört zum einen, die psychologische Kunst, den Menschen zu verstehen. Das heißt, den eigenen Geist und den Geist der anderen so gut kennenzulernen, dass man Verhalten scheinbar vorhersehen, beeinflussen und lesen kann. Was da eben noch mit dazukommt, ist das Entertainment. Die meisten Mentalist:innen sind zugleich auch Bühnenkünstler:innen und machen eine Show daraus, wo es eben so scheint, als könnte man Gedanken lesen oder Telepathie vollbringen oder in die Zukunft schauen. Das ist der Unterhaltungsfaktor dabei.

Was ist das Geheimnis beim Gedankenlesen?

Das Geheimnis ist eine Vielzahl an Geheimnissen. Irgendwo ist es immer eine Kombination aus Menschen lesen, Menschen beeinflussen, Statistik, sich auf den Menschen einlassen, hier und da auch den ein oder andere Kunstgriff, also Tricks, die das Ganze noch beeindruckender erscheinen lassen. Das ist ähnlich wie beim Tanzen. Das hat was mit Rhythmusgefühl zu tun, mit Körpergefühl und damit, dass du die richtigen Schritte im richtigen Moment setzt. Ähnlich ist es beim Mentalismus, da kommt vieles zusammen.

Wer schafft es denn eigentlich, bei dir die Fäden zu ziehen und die Knöpfe zu drücken?

Die Fäden zu ziehen und Knöpfe zu drücken – das ist eine gute Frage. Ich glaube so ziemlich alle, die mich gut kennen, weil ich gar nicht mal so ein verschlossenes Buch bin. Ich bin, glaube ich, eher ein offenes Buch zum Lesen für meine Partnerin, meine Freunde und meine Lieben. Die wissen in vielen Fällen auch genau, wie sie das von mir bekommen, was sie bekommen möchten. Also ich bin da nicht immun.

Ich habe gehört, dass du deine eben schon erwähnte Freundin bei eurem ersten Date auch beeinflusst hast. Erzähl mal …

Beeinflusst habe ich sie nicht, das klingt dann gleich so manipulativ. Mein Move war, und ich muss leider auch zugeben nicht nur beim ersten Date mit ihr, dass ich gesagt habe, ich kann Gedanken lesen. Du gibst mir deine Kreditkarte – ich errate deine PIN-Nummer – und wenn ich richtig rate, bezahle ich damit heute Abend unser Date. Wenn ich richtig geraten habe, hat das zweierlei Effekte gehabt. Zum einen war das sehr beeindruckend und zum anderen musste ich nicht für das Date bezahlen. Was für mich ganz gut war, weil ich ein armer Philosophie- und Theaterstudent gewesen bin zu der Zeit.

Ich denke, deine Tricks sind vor allem gute Vorbereitung oder? Wie kann man dich aus dem Konzept bringen und bist du auch durchschaubar?

Auf der Bühne sind die Leute, die schwer zu lesen sind oder die mich etwas aus dem Konzept bringen, die, bei denen ich etwas falsch eingeschätzt habe oder ich jemanden auf der Bühne habe, dem das scheißegal ist. Es macht nichts, wenn jemand skeptisch ist. Es macht auch nichts, wenn jemand es mir schwer machen möchte. Aber sollte die betreffende Person keinen Bock auf die ganze Sache haben, ist die nötige Spannung irgendwo nicht gegeben und es wird sehr schwer. Also die Verlängerung davon wäre quasi, wenn ich jemanden auf der Bühne habe, der sich die Ohren zuhält und sagt, dass er mich nicht hört. Da kann ich dann irgendwann auch nichts mehr machen.

Haben Menschen nicht Angst, dass du ihre Gedanken lesen kannst und sie durchschaust?

Ich würde sagen, das hält sich so ungefähr die ersten 60 Sekunden. Dann lauf ich gegen die Tischkante und die merken, dass ich eigentlich ziemlich verklatscht bin und gar nicht so furchteinflößend, wie sich das anhört. Ich sag mal, das ist keine Sache, die ich außerhalb der Bühne ausschalte, sondern etwas, was ich auf der Bühne anschalte. Es ist ja auch natürlich anstrengend, durch die Welt zu laufen und die Leute analysieren zu wollen. Das mach ich nicht, und das verstehen die meisten ziemlich schnell. Es ist ja auch sehr kontextbezogen. Nur weil ich auf der Bühne jemandes PIN-Nummer erraten kann in einem relativ sterilen Kontext, heißt das ja nicht, dass ich durch die Welt laufe und PIN-Nummern über den Köpfen der Leute sehe.

Gibt es schwer zu lesende Personen?

Viele glauben, dass sie schwer zu lesen sind oder es einem schwerer machen. Dabei sind sie manchmal so angespannt, dass sie es mir eigentlich einfacher machen. Das ist ähnlich wie, wenn ich zu dir sage: „Denk nicht an ein rotes Auto“. Dann denkst du ja dran. Aber wie vorhin schon gesagt, sind die Leute, denen es egal ist, die, die schwer zu lesen sind. Im privaten Bereich sind es vor allem die Menschen, die sehr direkt und sehr ehrlich sind. Weil viele Leute um den heißen Brei herumreden. Aber wenn Leute genauso direktund ehrlich sind und sich eigentlich nicht hinter ihren Worten versteckt, es keinen doppelten Boden gibt, ist das etwas, was mich aus dem Konzept bringt, weil es so ungewohnt ist. Aber trotzdem superschön.

Was dürfen die Zuschauer:innen von deiner Show erwarten?

Die jetzige Show heißt Mind Games und es geht auch um die Mind Games, die im Alltag mit uns gespielt werden und die wir selber spielen. Das ist natürlich viel Info, wird aber in ganz viel Entertainment verpackt. Ich habe eine Liveband mit dabei, die das Ganze untermalt. So ein paar Fragen, die wir in der Show beantworten sind zum Beispiel: Was ist die Psychologie vom Spuk? Was passiert mit Menschen, wenn sie glauben, dass sie mit Toten sprechen können? Wie können wir das Phänomen auf der Bühne nachstellen? Wir versuchen so, die Psychologie dahinter nach vorne zu bringen, natürlich mit einem Augenzwinkern und auf sehr unterhaltsame Weise. Es gibt auch erstmals wieder einen großen Hypnose­teil. Es geht ein stückweit um Richtung Aberglaube und Wahrsagerei. Letztendlich geht es um die menschliche Natur und die Psychologie dahinter.

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