König Boris ruft zum Widerstand auf König Boris von Fettes Brot im Interview

Fettes Brot kommen nach Leipzig, um zu beweisen: „3 is ‘ne Party“. Vorab sprachen wir mit König Boris, der zum Leipziger Widerstand aufruft.

Fettes Brot kommen nach Leipzig, um zu beweisen: „3 is ‘ne Party“. Dabei können die drei Hamburger darauf bauen, dass sie bei der Sause im Haus Auensee mit großer Wahrscheinlichkeit nicht unter sich bleiben werden. Vorab sprachen wir mit König Boris, der zum Leipziger Widerstand aufruft.

© Jens Herrndorff
Was lief bei dem Album „3 is ’ne Party“ anders als bei den letzten sechs?

Es ist das Neueste – das ist schon mal anders (lacht). Wir haben geschafft, eine Platte zu machen, die den Kern von Fettes Brot sehr gut trifft. Die Pause, die wir gemacht haben, hat dazu geführt, dass wir mit klassischen Fettes-Brot-Themen wie z.B. Hamburg, Frauen und Party wieder spielerisch umgehen konnten. Und trotzdem haben wir das Ganze in ein modernes Gewand gepackt.

Würdet ihr euch eigentlich immer noch als Hip-Hop-Truppe bezeichnen?
(Überlegt) Also, ich sage mal so: Unsere Wurzeln liegen im Hip Hop. Das ist die Musik, die uns gesagt hat: ‚Jungs, das könnt ihr, macht mit’. Wir waren aber auch schon immer Typen, die viele andere Einflüsse zugelassen und die Grenzen, die vermeintlich verboten waren, mit großem Spaß übertreten haben. Insofern sind wir vielleicht ein bisschen größer geworden als unser Genre.

Wie seht ihr die Kritik an euren nicht mehr ganz so am Hip Hop orientierten Sound?
Das war ja auch schon viel schlimmer. Es gab Zeiten, da hat das schon mehr wehgetan. Mittlerweile gehen wir damit recht gelassen um. Wir haben auch ein gesundes kritisches Umfeld, das uns rechtzeitig sagt, wenn wir anfangen zu spinnen. Und dass wir nicht die Lieblinge der Musik-Presse sind, haben wir mittlerweile auch akzeptiert. Aber solange die Hallen voll sind, in denen wir spielen, lässt sich das ganz gut ertragen (lacht).

Ihr hattet einen riesen Erfolg mit „Nordisch by Nature“ und habt dann irgendwann die Single vom Markt genommen. Warum?
Das haben wir gemacht, damit wir fast 20 Jahre später immer noch darauf angesprochen werden (lacht). Wir haben sogar Todesanzeigen dafür geschaltet. Es war eine außergewöhnliche Aktion. Das hat so vorher noch nie einer gemacht und dadurch hat es natürlich auch eine Art Aufmerksamkeit generiert. Auf der anderen Seite hatten wir damals ein bisschen Angst, auf dieses eine Lied festgenagelt zu werden und als plattdeutsches One-Hit-Wonder in die Geschichte einzugehen. Das sehen wir heute natürlich völlig anders. Heute wissen die Menschen, was sie zu erwarten haben, wenn sie Fettes Brot hören. Heute würden wir einen erfolgreichen Song nicht mehr vom Markt nehmen. Aber damals war es genau das Richtige für uns. Und das schöne ist, der nächste Song, der dann kam, war „Jein“ – insofern hatte sich das Thema mit dem One-Hit-Wonder auch erledigt.

Gefällt dir bei den aktuellen deutschen Acts jemand besonders?
Ich finde die deutsche Rapszene gerade wieder sehr interessant – ob es jetzt Cro ist, Casper oder auch Haftbefehl. Das sind alles Künstler, die mir Spaß machen und bei denen ich das Gefühl habe, da passieren neue Dinge. Da sind Menschen am Start, die sich Gedanken machen und nicht einfach nur Klischees bedienen. Es gab auch schon deutlich langweiligere Zeiten für den deutschen Rap.

Hast du eine Ahnung, wohin das gehen könnte?
Ich glaube, dass Rapmusik, speziell auf Deutsch, ein fester Bestandteil der Musikszene in Deutschland ist. Es ist kein Phänomen, was irgendwann mal wieder verschwinden wird. Es wird sicher dahin gehen, dass es mal viele geile Bands gibt und dann wieder mal nur wenige. Aber ich glaube nicht, dass es etwas ist, was wieder verschwinden wird. Wir werden unseren Teil dazu beitragen, das bunt und lebendig zu halten.

Ihr seid seit über 20 Jahren eine Band. Wie funktioniert das?
Wir haben immer versucht, respektvoll miteinander umzugehen. Egos dürfen nicht zu groß werden, man muss sich auch mal selbst überprüfen und fragen, ob das jetzt eigentlich cool ist, wie man gerade ist? Und wir sind immer noch mehr Freunde, als das wir Geschäftspartner sind.

Ihr tretet im Februar in Leipzig auf. Verbindest du etwas mit Leipzig?
Ich finde Leipzig ist eine total schöne und auch eine interessante Stadt, mit noch bezahlbaren Mieten. Ich glaube ja auch, dass Leipzig die neue große Szene-Stadt werden wird, wenn sie es denn nicht schon ist. Aber da kommt natürlich auch schnell das böse Wort Gentrifizierung ins Spiel.

Das Problem hat die Distillery. Der Club soll Wohnhäusern weichen.
Ja, dann heißt es Widerstand leisten, sich engagieren und sagen: ‚Ihr könnt nicht alles machen, was ihr so vorhabt. Ihr müsst auch die Leute fragen, die schon da sind!’.

Was können die Leipziger von eurem Konzert erwarten?
Vollen Einsatz – selbstverständlich. Und unser Ziel ist immer, die Leute mit einem Lächeln nach Hause zu schicken. Wir werden natürlich viel von unserem neuen Album spielen. Aber für die Nostalgiker kann ich auch Entwarnung geben, es werden auch viele alte Hits dabei sein.

Infos:

Was: Fettes Brot live in Leipzig

Wann: 6. Februar 2014

Wo: Haus Auensee

Hier kommt ihr zu Fettes Brot nach Hause.