Initiiert hat den Leipziger Buchfink der Verein LeseLust Leipzig e.V., der seit Jahren Kinder fürs Vorlesen und Lesen begeistert. Mit dem Projekt „Alle lesen mit – Leipzig wählt ein Kinderbuch“ möchte der Verein noch mehr erreichen: Kinder (und Eltern) selbst sollen entscheiden, welches aktuelle Vorlesebuch sie am meisten bewegt.

Welche Bücher stehen zur Wahl
Beim Leipziger Buchfink steht nicht nur das Buch, sondern auch die Kinder-Leseförderung im Mittelpunkt. Sie wird gleichzeitig mit einem demokratischen Prinzip verbunden: Alle Leipziger:innen, ob groß oder klein, können bis zum 26. Oktober 2025 online abstimmen, welches Buch den ersten Leipziger Buchfink erhält. Hier geht’s zur Abstimmung.
Eine Fachjury hat aus einer Longlist von zehn Neuerscheinungen drei Bücher ausgewählt. Sie alle sind 2024 erschienen, eignen sich hervorragend zum Vorlesen und haben eine große Bandbreite an Themen und Stilen. Nun ist das Publikum gefragt: Welche Geschichte berührt am meisten?
Zur Wahl stehen:
- Ameisen in Adas Bauch – Stefanie Höfler, Illustrationen von Philip Waechter
- Auf der Suche nach der geheimnisvollen Riesenqualle – Chloe Savage
- Der Wortschatz – Rebecca Gugger & Simon Röthlisberger
Alle drei Bücher stellen wir am Ende des Artikels noch einmal genauer vor.
Eines wird gewinnen
Das Ergebnis der Abstimmung wird am 21. November 2025 um 16 Uhr im Oberlichtsaal der Leipziger Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz verkündet. Die Vergabe erfolgt öffentlich und der Eintritt ist frei. Jeder ist eingeladen, vorbeizuschauen. Die Veranstaltung ist gleichzeitig der Auftakt für eine Aktionswoche mit Lesungen und Angeboten rund um das Gewinnerbuch.
Wie kam es zum Buchfink
Der Buchfink selbst hat bereits eine kleine Geschichte: Entworfen wurde er von der Leipziger Illustratorin Franziska Junge als Maskottchen für LeseLust Leipzig. Er ziert nicht nur Plakate und Flyer, sondern soll auch die Auszeichnung schmücken. Dabei versteht der Verein den Buchfink nicht als klassischen Preis, denn er ist nicht dotiert und es gibt kein Preisgeld. Worum es geht, ist ganz schlicht, aber unglaublich wichtig: Aufmerksamkeit für wunderschöne Kinderbücher.
Die Resonanz ist groß: Eltern, Kinder, Bibliotheken und Buchhandlungen sind gleichermaßen begeistert. Kein Wunder also, dass der Verein den Buchfink künftig alle zwei Jahre verleihen möchte. Für Leipzig ist das eine Einladung, Kinderliteratur stärker in den Mittelpunkt zu rücken und gemeinsam mit den Kindern selbst über gute Geschichten abzustimmen.
Im Vorfeld der Abstimmung gibt es auch Gelegenheit, einmal persönlich allen drei Geschichten zu lauschen und die Stimme direkt vor Ort abzugeben:
- Wann: 07. und 21. Oktober, von 16 bis 18 Uhr
- Wo: LeseLust LOKAL (Richard-Lehmann-Straße 36 in 04275 Leipzig)
- Eintritt frei
Rezensionen der drei nominierten Bücher

Ameisen in Adas Bauch – Stefanie Höfler, Illustrationen von Philip Waechter
Wenn Ada aufgeregt ist, kribbelt es in ihrem Bauch wie ein wuseliger Ameisenhaufen. Doch die Ameisen sind nur ein Bild, mit dem Ada beschreibt, was in ihr passiert. Denn gemeinsam mit ihr entdecken wir, dass Gefühle ständig in Bewegung sind – mal laut, mal leise, mal sonnig, mal stürmisch. So wechselhaft wie das Wetter können auch Stimmungen sein, und genau deshalb ist das Buch in Kapitel gegliedert, die nach Wetterlagen benannt sind: von heiterem Sonnenschein bis hin zu grauen Wolken. Stefanie Höfler erzählt mit feinem Gespür, dass Gefühle nicht „richtig“ oder „falsch“ sind, sondern einfach dazugehören. Ada erlebt Freude, Wut, Angst, Traurigkeit und Neugier. All diese Emotionen machen das Leben bunt, auch wenn manche anstrengend sind. Das Buch nimmt Kinder ernst, zeigt, dass Stimmungsschwankungen normal sind, und lädt dazu ein, über das eigene innere Wetter nachzudenken. Philip Waechters Illustrationen greifen die Stimmungen auf. Mal sind sie witzig, mal nachdenklich, aber immer feinfühlig. Das Buch zeigt Kindern, dass es in Ordnung ist, Gefühle nicht sofort zu verstehen. Es macht Mut, über das zu reden, was einen bewegt, und bietet Erwachsenen Anknüpfungspunkte für Gespräche.
Erschienen bei Beltz & Gelberg, 18 €
Auf der Suche nach der geheimnisvollen Riesenqualle – Chloe Savage (Übersetzung Stephanie Menge)
Dieses Bilderbuch nimmt Kinder mit auf eine Reise voller Abenteuer und Geduld. Im Mittelpunkt steht die junge Forscherin Dr. Morley, die unbeirrt ihrem Traum folgt, die geheimnisvolle Riesenqualle zu finden. Der Text ist dicht, spielt klug zwischen sachlichen Details und fantasievollen Passagen, sodass Kinder sowohl Wissen über Forschung als auch Raum für eigene Vorstellungen gewinnen. Dabei zeigt das Buch, dass nicht jede Expedition sofort gelingt und Rückschläge dazugehören. Ein wichtiger Gedanke, der jungen Leser:innen vermittelt, dass Beharrlichkeit Teil jedes Erfolgs ist. Aber nicht nur der Text begeistert, sondern auch die Illustrationen. Chloé Savages „Auf der Suche nach der geheimnisvollen Riesenqualle“ lebt von einer faszinierenden Farbwelt, die sofort ins Auge fällt und die Stimmung der Geschichte trägt. Tiefblaue und grün schimmernde Meeresszenen dominieren, durchsetzt von warmen Rot- und Orangetönen, die Orientierung geben und den Blick lenken. So entsteht eine Atmosphäre zwischen Abenteuerlust und Stille, die das Eintauchen ins Buch zu einem echten Erlebnis macht. Besonders eindrucksvoll sind die großflächigen Szenen, die fast wie Tauchgänge wirken. Man hat das Gefühl, mit ins Meer gezogen zu werden. Die Seiten laden ein, immer wieder Neues zu entdecken und die Geschichte sogar weiterzuspinnen. Wie lebt es sich auf einem Schiff. Oder was macht Dr. Morley nach der Entdeckung der Riesenqualle.
Erschienen bei Sauerländer, 15 €
Der Wortschatz – Rebecca Gugger & Simon Röthlisberger
Oscar stößt beim Buddeln im Garten auf eine schwere Truhe. Statt Gold oder Edelsteinen liegen darin Wörter. Zuerst ist die Enttäuschung groß, doch schnell merkt er: Diese Wörter haben Kraft. Ein Igel wird plötzlich „quietschgelb“, ein Bagger fühlt sich „federleicht“ an. Jedes Wort verändert die Welt – spielerisch, überraschend, manchmal auch chaotisch. Doch die Kiste leert sich, und Oscar weiß nicht weiter. Auf der Suche nach neuen Wörtern trifft er Louise. Sie zeigt ihm, dass Wörter nicht nur gesammelt, sondern auch erfunden werden können – „glitzerweich“ oder „wolkenbunt“ etwa. Gleichzeitig macht sie ihm klar, dass Sprache Verantwortung bedeutet: Einmal ausgesprochen, entfalten Wörter ihre Wirkung, und man sollte sorgsam mit ihnen umgehen.
Die Geschichte bewegt sich dicht und klar zwischen Fantasie und Alltagsbeobachtung. Sie zeigt, dass nicht alles sofort gelingt – manchmal geht ein Wort verloren oder wirkt anders als gedacht. Gerade dieser kleine Frust gehört dazu und macht das Abenteuer mit Sprache so echt. Die Illustrationen verstärken diesen Eindruck: warme, erdige Farben bilden den Hintergrund, aus dem die Wörter in leuchtenden Akzenten hervorblitzen. So spiegelt die Bildwelt, wie Sprache den grauen Alltag verwandeln kann. „Der Wortschatz“ lädt dazu ein, die eigene Sprache neu zu entdecken – zu spielen, zu erfinden, zu staunen. Kinder erleben mit Oscar und Louise, dass Wörter wertvoll sind, weil sie uns die Welt verändern lassen. Ein Bilderbuch, das Lust macht, selbst Sprachschätze zu heben und neue Wortfunken zu erfinden.
Erschienen im NordSüd Verlag, 17 €
Habt ihr einen Favoriten? Wer soll eure Stimme bekommen? Stimmt gern bis zum 26. Oktober mit ab!
Für alle, die zwischendurch auch mal an die frische Luft müssen, hat unsere Familien-Kolumnistin Jenny einige schöne Tipps zusammengestellt.