„Und plötzlich ist es ein neuer Song“ Leipziger Bands im Fokus: NevAmind (jetzt: The Orchanic)

Diesen Monat stellen wir euch die Leipziger Band NevAmind vor. Schon seit über 12 Jahren besteht die Band, die sich selbstreflektierend und diszipliniert stetig weiterentwickelte. Bassist Jonas und Schlagzeuger Steve im Gespräch über alte Zeiten und neue Ziele.

Mit 14 versuchten sie sich zu zweit an den Songs von Nirvana und nannten sich Nevermind. Heute, fast 12 Jahre später, haben sie ihre eigene Richtung gefunden. Ihre Musik ist mit ihnen gewachsen und hat deutlich mehr Wandel durchgemacht als ihr Name. Hinter der Musik von NevAmind stehen heute vier bodenständige junge Köpfe mit Disziplin und Herz für ihre eigenen Ideen.

© Steve Ziegenhardt

 

„Talking about music is like dancing about architecture“

 

Die Frage nach der Musikrichtung ist mittlerweile wie die zu den Plänen nach dem Studium („Öhm…“). „Inzwischen halten wir es einfach und sagen Alternativerock oder Poprock, weil alles andere nur verwirrt. Unsere Musik ist für die Ohren und das Herz gemacht“. Ein künstliches Abgrenzen von anderen Gruppen lassen sie bleiben, entweder man lebt ihre Musik mit ihnen oder tut es eben nicht. Hören, Fühlen, Mucke machen. Alles Weitere ist für die Wissenschaft.

© Steve Ziegenhardt

Stetig voran in kleinen Schritten

 

Früher als kleine Rockstars belächelt, hielten sie seit den ersten Gehversuchen 2001 an ihrer Idee fest. Damals liebevoll beschrieben mit „ein wildes, wütendes Stück Tonkunst“ (2005) oder später „Marcus schreit nicht mehr, er singt“ (2006) treffen sie heute vieles auf der Bandbreite zwischen ruhig und rockig – aber mitten ins Herz. Selbstkritisch und diszipliniert arbeiten sie stetig an ihren Zielen. Ein bisschen träumen darf aber immer sein, weswegen sie sich schon mal Künstlernamen ausgedacht haben: „Stone“, „Jones“, „Jake“ und „Lennart“ proben zwei Mal pro Woche in der Völkerfreundschaft – wie schon damals. „Das erinnert an die alten Zeiten. Früher musste man auf einen Termin warten, um dort proben zu können… heute ist da außer uns nur noch eine Band.“

Reinhören

© NevAmind
Ohne die Versuche von damals wären die Songs heute sicher nicht, wie sie sind. Ihre ersten beiden Alben Evolution und Sunday Girl sind nur noch als nostalgische Erinnerungsstücke auf den Rechnern der Jungs zu finden. „Bei Evolution in 2005 dachten wir, das wäre Rock, aber wenn wir es heute hören, stellen wir fest, dass wir noch weit entfernt davon waren.“ Das letzte Album „Twilight of Gods“ erschien 2008. Einen Einblick in ihre Musik bekommt ihr hier:

Hello Miss Sunshine

A Whisper in the Trees

Wake the dead

NevAmind arbeiten bereits seit der Beendigung der letzten Platte an neuen Songs. „Manchmal ist es ein lustiges Wort auf der Shampooflasche, woraus ein ganzes Lied entsteht, mal sind es Erlebnisse, die verarbeitet werden wollen, und ein anderes Mal sitzt man im Probenraum rum, spielt so hin und her, plötzlich passt es und rockt – neues Lied. Manchmal kann es aber auch Monate dauern, bis ein Song fertig ist, weil einfach alles sitzen soll. So ging es uns bei A Whisper in The Trees. Ansonsten ist die Melodie schon wichtiger als der Text. Dafür braucht man nur in die Charts zu schauen. Für uns liegt der Fokus auf ihr, weil wir unsere Emotionen dadurch viel besser ausdrücken können. Sonst hätten wir ja auch Dichter werden können.“

Das neue Album 2014

© C. Gathmann
Nach fünf Jahren Arbeit sind 14 neue Songs bereit, im März professionell aufgenommen zu werden. „Vermillion Island“ soll das neue Album heißen, pünktlich zum neuen Jahr wird es schon mal eine Promo-CD geben. Professionalität hat allerdings ihren Preis, weswegen die vier Studenten bei Sell a band auf Unterstützung hoffen. „In der heutigen Zeit ist es dank dem Web einfacher, labellos erfolgreich zu sein. Aber da wirklich jeder diese Möglichkeit hat, ist der Vorteil des Internets schon wieder erloschen: es herrscht eine völlige Reizüberflutung an Bands. Wir hatten bis jetzt immer das Glück, dass Leute, die uns zum ersten Mal gehört haben, zu uns kamen und wirklich froh waren, dass sie uns diese Chance gegeben haben. Und so machen wir weiter, denn Chancen gibt es immer wieder – vielleicht auch mal an höherer Stelle.“

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