Bäumchen wechsle dich Leipzigs Geschichte: Clara-Zetkin-Park

In unserer neuen Reihe begeben wir uns für euch auf die Spuren der Vergangenheit in Leipzig und zeigen euch bekannte Ecken und Orte aus einer neuen Perspektive. Episode 1: Der Clara-Zetkin-Park.

In unserer neuen Reihe begeben wir uns für euch auf die Spuren der Vergangenheit in Leipzig und zeigen euch bekannte Ecken und Orte aus einer neuen Perspektive. Episode 1: Der Clara-Zetkin-Park.

© Paula Kuhn / Marius Mechler

An warmen Tagen gleicht ein Spaziergang durch den Clara-Zetkin-Park eher einem Hindernislauf. Hier kreuzt sich die Schlange vor dem Kaffeewagen mit der vorm Eisstand, rund um die Sachsenbrücke erklingen verschiedenste Musikrichtungen und überall schlängeln sich Fahrradfahrer:innen, Hundebesitzer:innen, Jogger:innen und Kinderwagen hindurch. Gerade in der aktuellen Pandemie ist der Clara-Zetkin-Park ein Zufluchtsort für viele. Es ist eine Möglichkeit sich zu bewegen, den eigenen vier Wänden zu entfliehen und das Gefühl von Freiheit zu genießen.

Heute umfasst der Clara-Zetkin-Park die Fläche des ehemaligen Scheibenholzparks und des früheren König-Albert-Parks. Von 1955 bis 2011 gehörten auch der Palmengarten und der Johannapark noch dazu. Seit nun zehn Jahren sind letztere aber wieder unter ihren eigenständigen Namen bekannt. Die Statue der Politikerin, Friedens­aktivistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin steht damit heute gar nicht mehr in dem nach ihr benannten Park, sondern im Johannapark.

Clara Zetkin ist vor allem als Vorkämpferin der politischen Gleichstellung und wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Frau in Deutschland bekannt. So verdanken wir ihr unter anderem den Internationalen Frauentag. Von 1920 bis 1932 gehörte sie außerdem, als eine von wenigen Frauen, dem Deutschen Reichstag an, bevor sie nach der Machtergreifung der NSDAP in die Sowjetunion floh. Hier starb sie im Jahr 1933 im Alter von fast 76 Jahren.

© Marius Mechler

Die Spuren der Vergangenheit

Der älteste Teil des heutigen Clara-Zetkin-Parks ist die Anlage rund um die Galopprennbahn Scheibenholz. Dieser wurde von 1870 bis 1877 zu einem Park umgestaltet, mit dem Ziel, so die Verbindung des Stadtkerns zum Auwald zu erhalten. Zudem sollte das Gebiet vor Be­bauung geschützt werden. 1897, zwanzig Jahre nach der Eröffnung des Scheibenholzparks, wurde unmittelbar im Anschluss an die Anlage der König-Albert-Park gestaltet. Grund dafür war die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung. Im Rahmen der Ausstellung waren bereits der Inselteich und das Bassin an der Anton-Bruckner-Allee geschaffen worden. Anschließend wurde der Park ringsum fertiggestellt. Bis zum Jahr 2026 sollen am Bassin übrigens die historischen Terrassen wieder ausgebaut werden.

Bereits vor der Umbenennung und offiziellen Eröffnung wurde die Fläche des heutigen Clara-Zetkin-Parks vielseitig genutzt – so fanden von 1950 bis 1958 regelmäßig die Leipziger Stadtparkrennen für Motorräder, Sport- und Rennwagen statt, an denen die Rennfahrelite aus ganz Deutschland teilnahm. Der größte Teil der Strecke führte durch und um den Clara-Zetkin-Park herum. Zeitweise stand dort sogar ein Übungsturm der Gesellschaft für Sport und Technik für Fallschirmspringer.

Zur kulturellen Bedeutung des Parks trägt auch der noch heute beliebte Musikpavillon bei. Mit öffentlichen Konzerten sollten der Park und die Lebensqualität der Bürger:innen verbessert werden und auf den Vorschlag engagierter Leipziger:innen wurde der Pavillon im Jahr 1912 errichtet. Um die Wendezeit herum sah es schlecht aus für den Musikpavillon. In die Bedeutungslosigkeit abgerutscht, zerfiel der Bau nach und nach. Um dem entgegenzuwirken, wurde der Pavillon ab dem Jahr 2004 nicht nur erneuert, sondern um ein Café erweitert. Zum 100-jährigen Jubiläum wurde 2012 das sanierte Deckengemälde eingeweiht, welches die Historie dieses Kulturstandortes widerspiegelt.

© Paula Kuhn / Marius Mechler

Damals wie heute

Das Besondere am Clara-Zetkin-Park ist auch heute noch seine Vielseitigkeit: Erwachsene und Kinder kommen hier auf ihre Kosten und das mitten im Zentrum Leipzigs. Er ist eine einzigartige Park- und Kulturanlage wie sie wohl nur wenige Großstädte in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum vorweisen können. Der in den 1950ern entstandenen Bewegung des Kulturparks verdankt der Clara-Zetkin-Park die vielen Kultur- und Sportanlagen. So sind insgesamt sechs Spielplätze in und um die Parkanlage verteilt. Außerdem verfügt der Park über eine Minigolfanlage, ein Schachzentrum, Basketballkörbe, eine Freikegelbahn und Skaterampen.

Auf dem Elsterflutbett tummeln sich Ruderboote, Kanus und Stand-up-Paddelboards. Dazu kommen Konzerte, Freilichtkino, Pferderennen und weitere Open-Air-Veranstaltungen in den warmen Monaten. Damit liegt dem Clara-Zetkin-Park auch eine Vorbildfunktion inne, denn er zählt zu den ersten Parks in Deutschland, die im Sinne der Kulturparkbewegung entstanden sind. Um Pfingsten herum wird der Clara-Zetkin-Park außerdem zum Schauplatz des Wave-Gotik-Treffens. Hier verwandeln sich die Wiesen in ein Viktorianisches Picknicks, bei dem Frauen und Männer in wallenden Röcken und Mänteln, mit spitzenbesetzten Schirmen und verzierten Gehstöcken im Schatten der Bäume wandeln.

Mehr zum Clara-Zetkin-Park erfahrt ihr unter www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus