Kleine Messe, großer Rummel Leipzigs Geschichte: Cottaweg

Eingebettet zwischen dem Elsterbecken und der Kleinen Luppe liegt der Festplatz am Cottaweg. Aber wie wurde er zum Heimatort für die Leipziger Kleinmesse? Das erzählen wir euch in der neuesten Ausgabe unserer Reihe zur Leipziger Geschichte.

© Cindy Hiller

Vom Zentrum an den Rand

Auf den klassischen Leipziger Warenmessen im Frühling und im Herbst wurde zwar großer Handel betrieben, aber auch das Vergnügen und die kleineren Geschäfte kamen selten zu kurz. Und so fanden auch Kleinhändler:innen, die Waren des täglichen Bedarfs und Lebensmittel anboten, ihren Platz auf dem Markt oder auf den großen Plätzen, rund um das Stadtzentrum. Ebenso zogen die Aufführungen von Schausteller:innen, Mario­nettentheater und Glücksspiel nicht nur das Messepublikum, sondern auch die Bewohner:innen des Leipziger Umlandes auf den Straßen in ihren Bann. Daraus entwickel­tesich ein besonderes Jahrmarktstreiben. Dazu gesellten sich mit der Entwicklung der modernen Technik auch kuriose Automaten, Karussells und andere Fahr­geschäfte. Wann genau sich der Begriff „Kleinmesse“ dafür durchsetzte, ist nicht zu datieren. Er entstand vermutlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts, um die große internationale Hauptmesse davon abzugrenzen.

Die letzte Kleinmesse in der Innenstadt fand im Jahr 1906 auf dem Königsplatz (heute: Wilhelm-Leuschner-Platz) und dem Rossplatz statt. Sie musste dem Ausbau der Infrastruktur, unter anderem der Anlage der Straßenbahn, weichen. Ein neuer Veranstaltungsort war zwar schnell gefunden, aber die Skepsis, ob das Publikum diesen neuen Messeplatz annehmen würde, war groß. Denn das Festgelände wurde auf die Ranstädter Viehweide vor dem Frankfurter Tor verlegt (heute: Festwiese an der Jahnallee). Im Jahr 1907 wurde der neue Standort mit der Osterkleinmesse eröffnet. Die bösen Vorahnungen über ausbleibende Gäste bestätigten sich glücklicherweise nicht und der Rummel blieb ein beliebter Bestandteil eines jeden Messebesuchs.

Umzug nach Lindenau

Doch auch an dieser Stelle vor den Torender Stadt durfte die Kleinmesse nicht lange bleiben. Denn die von Wiesen und Wasserläufen geprägte Elster-Luppe-Aue sollte umfassend umgestaltet werden. Die Flüsse wurden begradigt oder ganz verfüllt und bis 1925 entstand das Elsterbecken. Der bisherige Messeplatz sollte einer großen Sport- und Freizeitanlage weichen. Diese Pläne wurden zwar zunächst nicht umgesetzt, denn unter der NS-Herrschaft entstand 1935 dort ein Aufmarschplatz, die Kleinmesse musste trotzdem abermals ihren Standort wechseln. Der Umzug erfolgte vis-à-vis auf die westliche Seite des Elsterbeckens nach Lindenau. Hier lag schon eine Radrennbahn, welche allerdings 1938/39 abgerissen wurde. Entlang der Allee des Cottawegs legte man abermals ein neues Areal für die Kleinmesse und ihre inzwischen zahlreichen Fahrgeschäfte an. Das Gelände bot Platz für 120 Schausteller:innen und bis zu 700 Verkaufsstände.

Der neue und bis heute besteh­ende Messeplatz wurde 1936 eröffnet. Während des Zweiten Weltkrieges diente er als Halde für die Trümmer der zerstörten Stadt. Auch eine Baracke für Zwangsarbeiter:innen befand sich darauf. Die erste Nachkriegsmesse eröffnete im April 1946. Die Jahre der DDR-Zeit waren zwar geprägt von Mangel und dem langsamen Verschleiß der Fahrgeschäfte, die Popularität des Volksfestes war jedoch ungebrochen. Im Jahr 1978 besuchten 600.000 Menschen das Festgelände. Zum Vergleich: Die Stadt Leipzig hatte damals nur 563.980 Einwohner:innen. Nach der politischen Wende gründete sich im Jahr 1990 der Leipziger Schaustellerverein e. V., der seitdem für die Durchführung der Kleinmessen und weiterer Veranstaltungen verantwortlich ist.

Ein großer Sportplatz

Doch nicht nur die Leipziger Kleinmesse hat ihren Standort auf dem Gelände entlang des Cottawegs gefunden. Nördlich des Festplatzes befindet sich die RBL-Fußball-Akademie. Hier trainieren seit 2011 die Profis des RB Leipzig sowie die verschiedenen Jugendmannschaften. Die Anlage umfasst neben dem Akademiegebäude unter anderem vier Natur- und zwei Kunstrasenplätze, spezielle Trainingsflächen, eine Tribüne und einen öffentlichen Kinderspielplatz. An dieses große Gelände schließt sich das Vereinsgelände des BSV Schönau 1983 an. Oberhalb davon liegt noch die Ovalbahn des Motodroms am Cottaweg. Hier wird nicht Fußball gespielt, sondern auf zwei Rädern beim Speedway über die Rennstrecke gedriftet.

www.leipziger-kleinmesse.net | Instagram: @leipzigerschaustellerverein