
Spätmittelalterlicher Ursprung
In seinem Werk „Leipzigisches Geschicht-Buch oder Annales“ aus dem Jahr 1719 berichtet der Theologe und Historiker Johann Jacob Vogel folgendes:
„Anno 1458. Hat Churfürst Friedrich Marggraff zu Meissen und Hertzog zu Sachsen den Weyhnachtsmarckt öffentlich ausgeschrieben und die Stadt wegen der geleisteten treuen Dienste so Ihme von dem Rathe und der Bürgerschafft erwiesen damit begnadiget.“
Mit dieser Erwähnung ist der Leipziger Weihnachtsmarkt einer der ältesten in Deutschland. Wie er genau ausgesehen hat und welchen Umfang er hatte, ist allerdings nicht bekannt. Weihnachtsmärkte dienten in dieser Zeit vor allem den ortsansässigen Menschen, um sich mit allem Wichtigen für die kalte und dunkle Jahreszeit einzudecken. Im Gegensatz zu heute boten sie deshalb hauptsächlich Lebensmittel, besonders Fleisch und handwerkliche Produkte, wie Töpfe und Körbe an. Die Produktpalette erweiterte sich jedoch zunehmend um Dinge, die für die Adventszeit und die Vorbereitung des Weihnachtsfestes wichtig waren. Denn mit der Vorweihnachtszeit verbanden sich schon immer verschiedene Rituale. Dazu gehört seit vielen Jahrhunderten beispielsweise das Schenken, um Nächstenliebe auszudrücken. Die Beschenkten waren zunächst hauptsächlich Kinder, die Spielzeuge und Süßigkeiten bekamen. Die kleinen Präsente und Naschereien konnten ebenfalls auf dem Weihnachtsmarkt an Bäckerei- und Spielzeugständen gekauft werden.
In Leipzig hat der Weihnachtsmarkt bis ins 18. Jahrhundert wahrscheinlich auf dem Markt vor dem Alten Rathaus stattgefunden, denn 1785 wird von vorweihnachtlichen Verkaufsbuden berichtet. Das frühe 19. Jahrhundert wurde in Leipzig besonders durch die Völkerschlacht 1813 bestimmt. Auch die Jahre davor waren von Besatzungen und durchziehenden Heeren geprägt. Trotzdem hat es auch im Jahr 1806 einen sogenannten Christmarkt gegeben, der allerdings nicht auf dem Markt, sondern in der Grimmaischen Straße und auf dem Neumarkt abgehalten wurde.
Markt mit Programm
Einen Entwicklungssprung vom reinen Einkaufen von Vorräten und kleinen Weihnachtsgeschenken hin zum umfassenden Eventhighlight machte der Leipziger Weihnachtsmarkt erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Obwohl die Versorgungslage in der DDR meist eher mangelhaft war, fand der Weihnachtsmarkt statt und bot sowohl Weihnachtsschmuck, Spielzeug als auch Waren des täglichen Bedarfs an. Doch es sollte auf dem Weihnachtsmarkt nicht nur eingekauft werden. Ebenso war die kulinarische Versorgung der Besucher:innen mit Glühwein, Tee, Süßigkeiten oder Würstchen inzwischen zum festen Bestandteil geworden. Im Jahr 1969 wurde der Sachsenplatz (heute: Standort des Museums der bildenden Künste) fertiggestellt und beim damaligen Weihnachtsmarkt als Erweiterung genutzt. Auf der dortigen Bühne fand vor allem das Programm für die Kinder statt, unter anderen mit täglichen Auftritten des Weihnachtsmannes. Auch die Sprechstunde des Weihnachtsmannes sowie eine Kinderbackstube und das Basteln von Weihnachtsgeschenken waren damals schon beliebte Veranstaltungen. Im Messehaus am Markt war eine Modellbahnausstellung zu sehen.
Neue Traditionen
Nach der Wende wurden viele der bereits bekannten und beliebten Elemente, wie der Märchenwald und die feierliche Ankunft des Weihnachtsmannes auf dem Markt beibehalten. Doch es wurden auch neue Traditionen entwickelt. So vergrößerte sich der Weihnachtsmarkt im Jahr 1999 vom Hauptbereich vor dem Alten Rathaus bis zum Nikolaikirchhof, denn dort war damals erstmalig das finnische Dorf aufgebaut worden. Der Märchenwald fand in diesem Jahr seinen Standort auf der Grimmaischen Straße. Da der Leipziger Weihnachtsmarkt in den vergangenen Jahren immer mehr wuchs, wurden der Märchenwald und das finnische Dorf mit der Zeit bis auf den Augustusplatz gedrängt. Hier befinden sie sich aber zusammen mit dem Riesenrad und dem Südtiroler Dorf in bester Gesellschaft. Seit über 20 Jahren gibt es außerdem passend zum Weihnachtsmarkt Glühweintassen, die von einigen fleißig gesammelt wurden und werden. Parallel dazu erscheinen seit 2016 Kindertassen mit beliebten Motiven, wie dem Sandmännchen, die ebenfalls heiß begehrt sind.
www.leipzig.de/weihnachtsmarkt
Tipp: Wer mal eine ungefähre Ahnung davon bekommen möchte, wie es vor 500 Jahren auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt ausgesehen hat, der sollte „Alt Leipzig“ auf dem Naschmarkt besuchen. Auf diesem historisch anmutenden Teil des Weihnachtsmarktes leben alte Kunst- und Handwerkstraditionen wieder auf.
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