Kulturzentrumin alten Gewölben Leipzigs Geschichte: Moritzbastei

Von den Zeiten, in denen Leipzig von hohen Mauern und bewachten Eingängen umgeben war, ist heute nicht mehr viel zu sehen. Nur noch eine Ecke des Stadtzentrums erinnert daran und um diese geht es in der heutigen Ausgabe unserer Reihe zu Leipzigs Geschichte: Die Moritzbastei.

© Endruhn

Bau zur Stadtverteidigung

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war Leipzig als Folge mehrerer Angriffe auf die Stadt gut befestigt worden. Die bis zu sieben Meter hohe Stadtmauer und der davor liegende breite Graben sollten den Angreifenden eine Belagerung schwer machen. Im Jahr 1551 beauftragte Kurfürst Moritz von Sachsen (1521–1553) den damaligen Leipziger Bürgermeister Hieronymus Lotter (um 1497–1580) mit dem Bau einer Bastei. Eine Bastei oder Bastion war eine aus der Mauer herausragende oft unter­kellerte Plattform, von der aus man die Stadt besser verteidigen konnte. Den Namen „Moritzbastei“ – nach dem kurfürstlichen Auftraggeber – erhielt die Anlage erst im 18. Jahrhundert. Davor wurde sie unter anderem „Petersbastei“ genannt, da sich das Peterstor und die Petersstraße in unmittelbarer Nähe befanden. Ihren Zweck erfüllte die Moritzbastei dann in größerem Umfang während des 30-jährigen Krieges.

Ab 1631 wurden Leipzig und seine Umgebung immer wieder Schauplatz großer Schlachten. Die Stadt wurde dabei auch von den verschiedenen Lagern wiederholt besetzt. Mit dem Fortschreiten der Entwicklung in der Kriegstechnik wurden befes­tigte Stadtanlagen im 18. Jahrhundert jedoch wirkungslos, oft zurückgebaut oder umgenutzt. Das betraf auch die Moritzbastei, die damit ihre militärische Bedeutung für immer verlor. Die Gewölbe wurden nun als Lager benutzt oder als Werkstatt für Glocken- und Schriftgießer vermietet. Die Fläche auf der Bastei funktionierte man zu einem Platz zum Wäschetrocknen um.

Schule auf der Festungsmauer

Dieser erste Dornröschenschlaf wurde durch den Bau der ersten Bürgerschule Leipzigs ab 1796 beendet. Da die Mauern der Bastei doch nicht so massiv und stabil waren, wie der Architekt Johann Carl Friedrich Dauthe (1746–1816) sie einschätzte, konnten bis zur Eröffnung der Schule im Jahr 1804 nur zwei Flügel des Gebäudes fertiggestellt werden. Der dritte Flügel wurde von 1825 bis 1834 erbaut. Als die Bürger­schule aus Platzgründen in ein neues Haus umzog, wurde darin ab 1875, auf Initiative von Henriette Goldschmidt (1825–1920), eine Fortbildungsschule für Mädchen (später: Städtische Schule für Frauenberufe) eingerichtet. Auch das Museum der bildenden Künste war einige Jahre in einem der Flügel untergebracht. Die Geschichte eines der schönsten klassizistischen Gebäude der Stadt endete mit einem Bombenangriff am 4. Dezember 1943, bei dem es bis auf die Außenmauern zerstört wurde.

Vom Schutt zum Club

Die Ruinen des Schulgebäudes sind nach Kriegsende abgetragen und zusammen mit anderem Schutt in die Kellergewölbe gebracht worden. Dann begann der zweite Dornröschenschlaf der Moritzbastei für ungefähr dreißig Jahre. Aber so tief, wie er schien, war er gar nicht. Denn Pläne für die Nutzung des ehemaligen Festungs- und Schulgeländes gab es schon Ende der 1940er-Jahre. Eine der Ideen war die gastronomische Nutzung der Räume, die allerdings aus Kostengründen und wegen des hohen baulichen Aufwandes nie verwirklicht wurde. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort für einen zentralen Klub für die Studierenden der Karl-Marx-Universität (heute: Universität Leipzig) geriet das Gelände zu Beginn der 1970er-Jahre wieder stärker in den Fo­kus.1974 begannen die Freilegung und der Umbau der Moritzbastei, die sich inzwischen in einen von der Natur zurückeroberten „Lost Place“ verwandelt hatte. Der bauliche Aufwand und die Kosten waren immer noch nicht gesunken und so griff man bei der Schuttberäumung vor allem auf die Arbeitskraft der Studierenden zurück. Diese beräumten etwa 40.000 Kubikmeter Schutt in 150.000 Arbeitsstunden.

1979 konnten bereits Veranstaltungen stattfinden. Endgültig fertiggestellt war die „MB“ allerdings erst 1982. Während der Wendezeit fanden in der Moritzbastei von Studierenden organisierte Gesprächsrunden und Diskussionen statt. Seit 1993 ist die Moritzbastei Betriebs GmbH für das Kulturzentrum verantwortlich. Die Angebote sind dabei vielfältig und stehen nicht nur den Studierenden offen. Neben Partys und Konzerten bietet das Programm auch Lesungen, Open-Air-Kino und historische Führungen.

www.moritzbastei.de | Instagram: @moritzbastei