Lehren und lernen seit mehr als 600 Jahren Leipzigs Geschichte: Universität Leipzig

Seit dem späten Mittelalter existiert die Universität Leipzig nun schon ununterbrochen. Das macht sie deutschlandweit zur zweitältesten Einrichtung ihrer Art.

© Paul Trainer / Universität Leipzig, SUK
Das Cityhochhaus thront direkt neben dem Neubau der Universität Leipzig.

Von Prag in die Handelsstadt

Die Geschichte der Universität Leipzig begann im Janu­ar 1409 mit einem Streit an der Prager Karls-Universität. Als Folge verließen etliche Magister und Studierende die Stadt an der Moldau und suchten eine neue akademische Heimat. Die fanden einige von ihnen noch im selben Jahr in Leipzig. Die Stadt gehörte damals zur Markgrafschaft Meißen, die sich unter der Herrschaft der Wettiner befand. Leipzig lag an zwei sich kreuzenden Fernhandelsstraßen und eignete sich damit perfekt als neuer Hochschulstand­ort.

Am 2. Dezember 1409 war es dann soweit und die Universität Leipzig wurde im Speisesaal des damaligen Tho­masklosters (heute: Gelände nördlich der Thomaskirche) gegründet. Im ersten Wintersemester hatten sich 369 Personen eingeschrieben. Zu Beginn bestand die Hochschule aus vier Fakultäten: Der Artistenfakultät und der medizinischen, theologischen und juristischen Fakultät. Gelernt, gelehrt und gewohnt wurde vor allem im Großen und Kleinen Kolleg. Diese Gebäude wurden zur Gründung der Universität von den wettinischen Markgrafen gestiftet. Sie befanden sich auf den Grundstücken zwischen der heutigen Goethe- und Ritterstraße. Einige Vorlesungen wurden auch in den Kirchen und Klöstern der Stadt gehalten. Ein Hauptgebäude gab es zunächst nicht.

© Verlag Trinks & Co
Das ehemalige Gebäude der Universität Leipzig war prunkvoll und mit vielen Verzierungen versehen.

Die Universität wird stetig größer

Das änderte sich erst in den Jahren 1543/44. Denn mit der Einführung der Reformation im derzeitigen Herzogtum Sachsen wurden alle Kloster aufgelöst und gelangten an die Landesherren. Das betraf auch das Dominikaner­kloster am heutigen Augustusplatz. Der Herzog Moritz von Sachsen übertrug allen Besitz des ehemaligen Konvents an die Universität. Darunter fiel auch die aus dem 13. Jahrhundert stammende Paulinerkirche. Sie wurde vor allem innen neu umgestaltet und war von nun an die offizielle Universitätskirche.

Zusammen mit den danebenliegenden ehemaligen Klostergebäuden bildete sie das Collegium Paulinum. Dieses diente fortan als zentrales Hauptgebäude der Hochschule. Obwohl sich das Studium über die Jahrhunderte stetig weiterentwickelte und immer mehr Fakultäten und Studienfächer entstanden, änderte sich am klösterlichen Erscheinungsbild der universitären Gebäude kaum etwas. So kam es dazu, dass viele Lehrveranstaltungen bis ins 19. Jahrhundert immer noch in Häusern stattfanden, die aus dem Mittelalter stammten und den Ansprüchen der modernen Universitätslehre nicht mehr genügten.

Anstelle des alten Klosters am Augustusplatz entstand deshalb bis 1836 das Gebäude des Augusteums, welches der Architekt Albert Geutebrück entworfen hatte. Zwischen 1891 bis 1897 wurden die Fassaden der Paulinerkirche und des Augusteums vom Architekten Arwed Roßbach nochmals einheitlich umgestaltet. In dieser Zeit entstanden unter Roßbach ebenfalls die Neubauten des Albertinums und des Johanneums. Auch die alten Kollegien in der Ritterstraße wurden abgerissen und durch Neubauten ersetzt.

© Mirko Vieser / Universität Leipzig, SUK
Der erste Neubau nach dem Abriss, wurde dem ehemaligen Gebäude und der Pauliner Kirche nie gerecht.

Abbruch und Neubau

Diesen repräsentativen Bauwerken war nur eine relativ kurze Lebenszeit bestimmt. Während der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg wurden sie stark zerstört. Der Lehrbetrieb konnte trotzdem bereits 1946 wieder aufgenommen werden. Die neue Deutsche Demokratische Republik brachte der Universität einen neuen Namen. Von 1953 bis 1990 hieß sie Karl-Marx-Universität. Auch das Antlitz des Hauptgebäudes sollte der sozialistischen Moderne entsprechen. Um Platz für einen Neubau zu schaffen, wurden im Jahr 1968 die Reste der kriegszerstörten Bauten gesprengt und abgetragen. Nicht nur sie mussten weichen. Gegen den Protest vieler Leipziger:innen wurde ebenfalls die unversehrt gebliebene Paulinerkirche vernichtet.

© Paul Trainer / Universität Leipzig, SUK
Der Blick vom Cityhochhaus auf das Leibnizforum, Neues Augusteum, Auditorium Maximum (Audimax), Paulinum, Hörsaalgebäude und dem Seminargebäude.

In den 1970ern entstanden das Uni-Hochhaus (heute: City-Hochhaus oder „Uniriese“) und das neue Hauptgebäude mit einem großen Bronzerelief an der Eingangsseite, welches Karl Marx’ Gesicht zierte. Nach der Wiedervereinigung 1990 erhielt die Universität nicht nur ihren alten Namen zurück. Mit Blick auf das 600-jährige Gründungsjubiläum im Jahr 2009 sollten auch neue Gebäude entstehen, die an die Vorgänger erinnern. Und so wurden die sozialistischen Konstruktionen wieder abgerissen beziehungsweise saniert. Der Campus Augustusplatz besteht inzwischen aus einem Institutsgebäude, einem Seminargebäude,einem Hörsaalgebäude, der Mensa am Park, der Campusbibliothek und dem Neuen Augusteum. Das Herzstück dieses neuen Gebäudekomplexes ist das 2017 wiedereröffnete Paulinum, welches sowohl als Aula als auch als Universitätskirche dient. Heute studieren 31.022 Menschen an 14 Fakultäten und in 152 Studiengängen an der Universität Leipzig.

© Randy Kühn / Universität Leipzig, SUK
Der fertiggestellte Neubau der Universität Leipzig aus dem Jahr 2017 strahlt modern und lässt die Geschichte nicht vergessen.