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Line und Christian sind spontan zu Gast in Leipzig. Sie haben zugesagt, unser erstes urbanite Wohnzimmer-Konzert Ende Oktober musikalisch zu begleiten. Leise Töne und ruhige Keyboard-Klänge schweben durch das Leipziger Nachtcafé. Im Hintergrund sieht man, wie Christian live den Gesang von Line mit Illustrationen anreichert oder Video-Kollagen abgespielt werden. Eine sehr eindrucksvolle Zusammenführung von Musik und Bildern, wie wir sie selten gesehen haben.
Vom Verschwundenen singen
Die beiden Dänen haben hier in Deutschland etwas gefunden, was für die meisten Deutschen nur schwer zu erzählen ist. Es geht um verschwundene Orte und Lebensgefühle im politischen Osten des Landes. Orte wie das Dorf Eythra, das 1987 den Braunkohletagebauen vor den Toren Leipzigs zum Opfer fiel. Line und Christian gehen behutsam vor und tasten sich an die verschwundenen Orte und die Menschen, die in ihnen lebten, heran. Sie entwickeln ein Gefühl für das Unsagbare und verpacken es in ihre eigenen Worte und Klänge. Das lässt die verschwundenen Orte wieder aufleben und bewahrt sie vor dem Vergessen.
Wie alles begann
Linebug sind eher durch Zufall in Zeitz gelandet, loben aber die Bedingungen für Künstler:innen, die vor Ort gegeben sind. Eigentlich wollten sie nur über die Orte singen, die ihnen tagtäglich begegneten, als sie merkten, dass viele Menschen in Zeitz und Umgebung eher abwertend darüber sprachen. Das war ihnen erst unverständlich, sie machten sich jedoch auf die Suche nach den Erlebnissen, die dahinter standen.
Was sie fanden, waren Geschichten, die oft mit der Vergangenheit in der DDR und den Veränderungen durch die Wende zu tun hatten. Diese Geschichten besingen Linebug in ihren Liedern.
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Die Kunst, das Verschwundene zu bewahren
In ihren musikalischen Projekten schaffen es Linebug, das Unsagbare in Worte zu fassen. In ihrem aktuellen Album, das im Frühjahr 2025 erscheinen soll, geht es um Orte und Momente, die aus der Geschichte verschwunden sind. Eythra, Hoyerswerda, Eisenhüttenstadt, Prora und viele andere Orte werden zu Protagonisten ihrer Lieder
„Es geht nicht nur um die Orte selbst“, erklärt Line. „es geht auch um das Lebensgefühl, das mit ihnen verbunden war. Wir möchten diese Geschichten, diese Erinnerungen in unserer Musik bewahren und sie vor dem Vergessen schützen.“ Durch die Verbindung von Musik, visuellen Eindrücken und Video-Kollagen schaffen die beiden eine ganz eigene Atmosphäre, die ihre Zuhörer:innen in die Vergangenheit entführt und die verlorene Zeit wieder spürbar macht.
Das merken wir auch beim Live-Konzert in Leipzig.
Zwei ehemalige Bewohner:innen des Dorfes Eythra sind zu Gast und sichtlich gerührt von Linebugs Song und den Erinnerungen, die dieser aufleben lässt. Es sind Momente und Begegnungen wie diese, die Line und Christian an ihrem Projekt festhalten lässt. Sie haben das Gefühl, hier gibt es etwas, das erzählt werden muss. Und es macht etwas mit den Menschen. Es berührt sie und es bedeutet ihnen etwas.
Linebug sind gekommen, um zu bewahren
Für Linebug ist der Umzug nach Zeitz also weit mehr als nur eine geographische Veränderung. Es ist ein künstlerischer Neuanfang, der ihre Musik und ihren kreativen Ansatz in eine neue Richtung führt. Sie nutzen die Möglichkeit, an den verlorenen Orten des Ostens der Republik zu forschen und Geschichten zu erzählen, die in den Mainstream-Erzählungen der deutschen Geschichte oft zu kurz kommen. Ihre Musik ist eine Ode an das Vergangene, eine Hymne auf die Menschen und die Orte, die nicht vergessen werden sollten.
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„Es ist eine Art Rückkehr“, so Line, „zu den Dingen, die längst verschwunden sind, aber die dennoch immer noch Teil von uns sind. Wenn wir es schaffen, diese Erinnerungen wachzuhalten, dann haben wir etwas geschafft.“ Und in einer Welt, die oft von Vergessen und Übersehen geprägt ist, ist es genau dieser kreative Akt des Erinnerns, den Linebug in ihrer Musik und Kunst verankern.
Linebugs neues Album „Portraits Of Invisible Places“ erscheint im Frühjahr 2025. Alle Konzert-Termine der Band könnt ihr hier verfolgen.