Ein großes Brimborium Made in Leipzig: Brimborium Verlag

Der im Dezember 2021 in Leipzig neu gegründete Independent-Verlag „Brimborium“ will den literarischen Finger in die Wunden unserer Gesellschaft legen, die oft nur notdürftig behandelt werden, und soll, ganz im Zeichen seines Namens, „viel Brimborium um wichtige Themen machen, von denen viele Menschen oft nichts wissen wollen“, so die Devise von Verlags­gründerin Marsha Richarz. 

© Enrico Meyer
Verlagsgründerin Marsha

Marsha ist 29 Jahre alt, arbeitet als Inklusionslehrerin an einer freien Schule, ist Slam-Autorin, Mitglied der Lesebühne Schkeuditzer Kreuz und seit vergangenem Jahr nun auch noch Verlegerin. Ein wahres Multitalent also. Ihren Verlag Brimborium versteht Marsha als Projekt, mit welchem sie die Dinge miteinander kombiniert, die ihr sehr am Herzen liegen. Einerseits möchte sie kreativen Menschen eine künstlerische Perspektive geben, Empowerment schaffen und jene literarischen Projekte fördern, die, so Marsha, „noch in den Schubladen herumliegen“. Andererseits will sie auch Geschichten verlegen, die thematisch oft auf wenig gesellschaftliches Gehör stoßen: Zum Beispiel die Inklusion von Menschen mit Behinde­rung. Die frischgebackene Verlegerin würde gerne einen literarischen Beitrag leisten, um damit für mehr Sichtbarkeit und Repräsentation von Menschen mit Behinderung zu sorgen. Langfristig plant sie, den Inklusionsgedanken aller­dings nicht nur nach außen zu verfolgen, sondern auch innerbetrieblich zu verwirklichen. Denn: „Wenn der Verlag weiter wächst, kann ich als Arbeitgeberin selber zur Inklusion beitragen und Arbeitsplätze anbieten“, so Marsha. Außerdem arbeitet sie derzeit zusammen mit einer Theater­pädagogin daran, ein verlagseigenes, inklusives Magazin von Menschen mit und ohne Behinderung he­rauszubringen.

© Brimborium

Gesellschaftskritische Themen

Daneben soll das thematische Brimborium-Spektrum sozial- und kulturkritisch aufgestellt sein, Empowerment für FINTA und Migrant:innen sein, Kinder- und Jugendbücher ohne Rassismus und Sexismus fördern, kulturelle Diversität spiegeln und Genderneutralität thematisieren. Kurzum: Marsha möchte ein sprichwörtlich großes Brimborium um jene Themen machen, die immer noch viel zu kurz kommen und Probleme ansprechen, von denen viele Menschen häufig nichts wissen wollen. Ihr Verlag steht für urbane und gesellschaftskritische Belletristik, Humor, Sa­tire, progressive Sach- und Lesebühnenliteratur.

© Brimborium

Bisher erschienen

Im Dezember erschienen die ersten drei Brimborium-Bücher: „Romeo und Julia: Reanimiert“ von Jan Lindner, eine Version des Shakespeareklassi­kers, den der Autor ins digitale Zeitalter holt, um diese bekannteste aller Liebesgeschichten ins Hier und Jetzt zu versetzen und diesen zeitlosen Stoff damit auch für jüngere Generationen zugänglicherzu machen. Außerdem erschien der Gedichtband „Lyric ist nice und macht Spaß“ von Sven Hensel und die Kurzgeschichtensammlung „nö“ von Marsha selbst. Im März 2022 wird das Programm bereits um zwei Werke erweitert. Der queere Gedichtband „fluide“ von Sovia Szymula und „stets bemüht“ von Stefanie Menschner sind die neuesten Werke, die für ein ordentliches Brimborium sorgen sollen. Im Laufe des Jahres sollen rund sieben weitere Bücherherauskommen. Marsha selbst trifft dabei die Auswahl der Manuskripte und übernimmt die Kommunikation mit den Autor:innen, ist Lektorin, Programmchefin, Geschäftsführerin in Personal­union und hat auch ein Auge auf das Layout. Soll heißen: Alles geht durch Marshas Hand. Doch ganz auf sich gestellt ist sie nicht, denn beim Lektorat, Korrektorat, Buchcoverdesign und Webseitenlayout hat sie sich bereits Unterstützung ins Haus geholt. Kaufen und oder bestellen kann man die Brimborium-Bücher in jeder Buchhandlung oder direkt über den Verlag, nicht jedoch bei Amazon. Das sei auch gar nicht nötig, so Marsha, denn „wir sind genauso schnell.“

www.brimborium-verlag.de | Instagram: @brimboriumverlag