Geht nicht, gibt’s nicht Made in Leipzig: Kreidezauber

Wir nahmen uns etwas Zeit für einen Ausflug ins schöne Knauthain, der idyllischen Heimat von Anja Krabbes Kreidezaubereien.

In Knauthain, einem romantisch verträumten Dorf, etwa acht Kilometer südwestlich des Stadtzentrums, schlägt der Puls ruhiger. Eine Reihe Gründerzeithäuser und ein schmuckes „Schlösschen“ bieten einen reizvollen Anblick. Jenes Gutshaus lag 1289 im Besitz der Herren von Knuth, die der Siedlung Hain schlussendlich ihren „knaut(sch)igen“ Namen verliehen. Heute ist der idyllische Ort Heimat von Anja Krabbes Kreidezaubereien, die uns unweigerlich in die Zeit des Landadels zurückversetzen. 

© Anne Gahlbeck

„Oh, ist das schön hier“ – ein Satz, den Anja Krabbes regelmäßig vernimmt, wenn (Neu-)Kunden ihr beschauliches Lädchen in der Knauthainer Seumestraße betreten. Was wohl daran liegt, dass jeder, der das erste Mal einen Fuß in das Dorf setzt, von dem märchenhaften Flair, der sich bis in ihre Kreidewerkstatt zieht, überwältigt ist. Hinter der mit Efeu bedeckten Hausfassade verbirgt sich eine (Landhaus-)Welt, in der kein Möbelstück vor Anjas Kreidepinseln sicher ist. Es ist eine verträumte Welt ohne Vorschriften, in der allein die künstlerische Fasson den (Farb-)Ton angibt – ein Privileg, welches der ehemaligen Grundschullehrerin in einer lehrplanbestimmten Schulwelt nicht zukam. Dementsprechend „leicht“ fiel es Anja Krabbes, die Schule für ihren Kreidetraum an den Nagel zu hängen – ganz nach dem Motto: Geht nicht, gibt’s nicht!

  

„Dinge werden, wie sie werden wollen, nicht wie sie werden sollen“

Die Leidenschaft für alte Möbel und dem Landhausstil entwickelte Anja in den USA, wo sie immerhin fünf Jahre ihres Lebens verbrachte. In der Burgenstadt Schlitz entdeckte sie schließlich ihre Begeisterung für Kreidefarben – eine Leidenschaft, die sie bis heute nicht loslässt. Irgendwann meinte Anjas Ehemann: „Das mit der Kreide darfst du nur weiterführen, wenn du auch bereit bist, Dinge zu verkaufen.“ Seitdem pilgern Menschen aus Nah und Fern in ihren Knauthainer Zaubergarten. Ob Möbel, Blumentöpfe, Vasen, Kisten, Uhren, Gläser, Gießkannen, Schneiderpuppen: Egal in welche Ladenecke unser Blick fällt, überall gibt es etwas zu bestaunen, dem sie neues „altes“ Leben einhaucht. Das wollen wir auch können!

© Anne Gahlbeck

Gut, dass die „Werkbank” im hinteren Ladenteil bereits mit all den Utensilien gedeckt ist, die wir zum Verzaubern benötigen. Anja hat sogar an Kaffee und Kuchen gedacht. „Das mit der richtigen (Unterrichts-)Vorbereitung ist noch ein Überbleibsel aus Lehrertagen“, lacht sie. Auf dem Stundenplan steht heute Kunst – natürlich mit Kreide. Gestärkt und voller Tatendrang widmen wir uns im ersten Arbeitsschritt einigen nackten Weihnachtskugeln und lernen „Paperclay“, feinen Ton mit flexiblen Zellulosefasern, kennen. Dahinter verbirgt sich eine Art Modelliermasse, die uns an Knete erinnert und bei Anja regelmäßig an Schränken, Stühlen oder Tischen zum Einsatz kommt – vor allem, weil sich daraus wunderschöne, ganz unterschiedliche Borten, Figuren oder sonstige Ornamente zaubern lassen. Einfach das „Paperclay“ in die gewünschte Form drücken, vorsichtig wieder herausholen und das Motiv mit Hilfe von Deko-Leim (Bastel- oder Serviettenkleber funktionieren genauso gut) auf einen beliebigen Untergrund legen. Hier ist Eile geboten, da der „Ton“ – einmal an der Luft – schnell austrocknet. Im Anschluss kommt die Kreide ins Spiel: Wir verwenden „Chalk Paint“, eine Farbe, die von der britischen Designerin Annie Sloan hergestellt wird. Es ist gar nicht so einfach, sich bei der breiten Farbpalette für einen Ton zu entscheiden. Aber Anja sagt: „Hier wird sowieso alles so, wie es werden will und nicht, wie es werden soll.“ Vieles, das in ihrer Werkstatt entsteht, entwickelt(e) sich aus einem Zufall heraus. Den Meisten fällt es trotzdem schwer loszulassen – dabei ergeben sich auf diese Weise wundervolle Dinge.

Nach drei Stunden Handarbeit werfen wir einen stolzen Blick auf unsere Kreidekugeln – abschließend haben wir den Schmuckstücken in der Glitzerwerkstatt einen nostalgischen Gold-Schliff verliehen. Und wenn es nach uns geht, würden wir direkt weitere Gegenstände in ein kreidiges Gewand hüllen. Irgendwie verstehen wir jetzt besser, was Anjas Ehemann mit „nur weitermachen, wenn verkaufen …“ meinte. Auch der kleine Zaubergarten platzt ein bisschen aus den Nähten. Insgeheim hegt Anja den Wunsch, sich zu vergrößern. Aus Knauthain weggehen, kommt allerdings nicht in Frage. Wäre auch schade, da es kein schöneres Plätzchen Erde für ihre schönen Kreidezaubereien gäbe. 

© Anne Gahlbeck

Zauberhaft!

Die einzelnen Kreide-Grundtechniken lehrt Anja für 69 € in unterschiedlichen Workshops – je nachdem, ob ihr Blumentöpfe, Möbel oder Accessoires mit nach Hause nehmen wollt. Wer zwei linke Hände hat, darf jederzeit zum Stöbern und Verzaubernlassen vorbeischauen. 

www.kreidezauber.de | Seumestraße 150 | geöffnet Do & Fr 13 - 18, Sa. 10 - 13 Uhr

Workshop-Termine | Dauer: 3h, Preis: 69€

Weihnachtskugeln aus Kreide: 8.11., 29.11., 6.12.2019, jeweils von 16 – 19 Uhr

Bilderrahmen & Glasmalerei mit Kreide: 16.11., 30.11., 7.12.2019, jeweils von 10 – 13 Uhr

Bitte immer per E-Mail (anja.krabbes@kreidezauber.de) oder telefonisch (0171 2135369) anmelden.