Panorama-Seeblick in Grünau Made in Leipzig: Wohnungsgenossenschaft „Lipsia“ eG

Was verbirgt sich eigentlich hinter der Wohnungsgenossenschaft „Lipsia“ eG – Wir haben nachgefragt

Wer sich jemals auf die Suche nach einer Wohnung in Leipzig begeben hat, der kam wohl nicht an einer der größten Wohnungsgenossenschaften der Messestadt, der „Lipsia“ eG, vorbei. Was sich genau hinter dem Begriff „Genossenschaft“ verbirgt und warum Grünau ein zu Unrecht unterschätztes Viertel ist, verrät uns die Vorstandsvorsitzende Nelly Keding.

  

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Mehr „Made in Leipzig“ gibt es wohl nicht: Die Ursprungsgenossenschaft, aus der die „Lipsia“ eG entstand, wurde im Oktober 1954 gegründet. Während der DDR diente sie noch unter dem Namen „Arbeiter Wohnungsbau Genossenschaft (AWG)“ dem Zweck, dass sich Arbeiter und Angestellte zu einer Gemeinschaft zusammenschließen und sich so selbst um die Verwaltung ihrer Wohnungen kümmern konnten. Nach der Wende wurde vieles umstrukturiert und es entstand die Wohnungsgenossenschaft „Lipsia“ eG. Die etwa 8.000 Wohnungen, die zum Bestand der Genossenschaft gehören, finden sich vor allem in Grünau, Mockau, Gohlis, Möckern und Kleinzschocher, aber auch im gesamten Stadtgebiet, so zum Beispiel rund um den Westplatz oder in Connewitz. Weitere knapp 1.400 Wohnungen gehören zu der Wohnungsgenossenschaft „Elsteraue“ eG, die nach der Wende aufgrund des Altschuldenhilfegesetzes von der Lipsia abgespalten wurde, aber immer noch mit verwaltet wird.

Doch was genau unterscheidet nun eine Genossenschaft von anderen Immobilienunternehmen? „Um eine Wohnung bei uns mieten zu können, muss man keine Kaution zahlen, sondern zahlt Anteile, um Mitglied der Genossenschaft zu werden“, erklärt Vorstandsvorsitzende Nelly Keding. Je nach Größe der Wohnung müssen mehr oder eben weniger Anteile gezahlt werden, dafür gab es dann auch in den letzten Jahren eine Dividende von 4 Prozent. Alle Genossenschafts-Mitglieder wählen ihre Vertreter. In der jährlichen Vertreterversammlung wird dann zum Beispiel der Aufsichtsrat gewählt und der Vorstand überwacht. „Die Genossenschaft lebt von diesem demokratischen Prinzip“, so Nelly Keding weiter.

Wohnen in Gesellschaft: Der „Lipsia-Turm“

Mit den Anteilen der Mieter wird unter anderem neu gebaut – so zu sehen am „Lipsia-Turm“ in der Nähe des Kulkwitzer Sees in Grünau, in den Ende Juni die ersten Bewohner eingezogen sind. In dem imposanten Dreizehngeschosser spiegelt sich der eben erwähnte Genossenschaftsgedanke: „Hier sind nicht nur einfach 60 Wohnungen entstanden, das Wohnen wird hier mit Gemeinschaft verbunden“, schwärmt Vorstandsmitglied Nelly Keding von dem neuen Projekt.

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Als Betreiber des Hauses wurde die Volkssolidarität ausgewählt, die den zu großen Teilen älteren Bewohnern mit Rat und Tat zur Seite steht. Auf den Etagen gibt es Gemeinschaftsräume, in denen sich die Mieter zusammensetzen können, wenn sie nicht allein sein wollen, in der Cafeteria im Erdgeschoss finden verschiedene Veranstaltungen statt. Ein bisschen wie ein Wohnheim also – nur dass die Wohnungen hochwertiger und größer sind.

Bis auf eine Wohnung ist der „Lipsia-Turm“ auch schon voll vermietet. Das ist aber nicht in allen Wohnlagen der „Lipsia“ eG so. „Knapp vier Prozent unserer Wohnungen stehen derzeit leer“, so Nelly Keding. Das sei wegen der Mieter-Fluktuation und den damit verbundenen Sanierungsarbeiten normal – steht aber auch im Kontrast zur viel zitierten  Wohnungsknappheit in der Messestadt. „Der Genossenschaftsgedanke besagt, dass jeder eine bezahlbare Wohnung findet, wenn er möchte. Die Durchschnittsmiete für einen Quadratmeter beträgt bei der Lipsia gerade einmal 5,14 Euro.“ Viele Interessenten würden jedoch Wohnungen in den nicht zentrumsnahen Stadtteilen nicht mal in Erwägung ziehen.

Warum Grünau trotz vermeintlich schlechtem Image fetzt

Für den Stadtteil Grünau will Keding deshalb gerne eine Lanze brechen. „Man muss das so sehen: Stadtplanerisch ist Grünau super konzipiert, jeder Wohnkomplex hat Zugang zu einer guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, einer Apotheke, einem Supermarkt und Kultur. Man hat den Kulkwitzer See vor der Haustür und wenn die Wohnung dann im zehnten oder elften Stock liegt, einen wunderbaren Ausblick ins Grüne!“

Wohnungssuchenden gibt sie deshalb den Tipp: „Seid offen für alle Stadtteile und schaut euch die Wohnungen einfach mal an!“ Die Angebote der WG „Lipsia“ eG sind auf verschiedenen Wohnungs- und Immobilienportalen und natürlich der firmeneigenen Homepage zu finden. Wer es persönlicher mag, kann auch zum Hörer greifen.