Jeder kennt die auffälligen Retro-Flyer, die in regelmäßigen Abständen in den Uni-Toiletten hängen oder in Bars und Cafés ausliegen. Zusätzlich kursieren die wildesten Gerüchte über halb-illegale Polyester Club-Partys in verlassenen Häusern. Doch was ist dran an den Geschichten, und wer steckt eigentlich hinter der Party-Reihe?
Zusammen mit Thomas Kuwatsch steht er hinter den Retro-Partys, die regelmäßig viele Leipziger anlocken.
2002 kam der Kulturwissenschaftler zum Studieren an die Uni Leipzig und merkte schnell, dass in Leipzig etwas fehlte: „Nach einem Jahr durch die Clubs wandern, fehlte mir eine Party, die so ähnlich war wie eine Retro-Partyreihe aus meiner Heimatstadt Rostock.“ Also veranstaltete er den ersten Polyester Club, der so erfolgreich war, dass eine ganze Serie daraus wurde. So konnte er nicht nur praktische Erfahrung für sein Studium sammeln, sondern sich auch nebenbei finanzieren. „Wir haben einfach ohne groß drüber nachzudenken eine Party organisiert, in einem schönen Raum, mit Musik, die uns gefällt und es unter den Claim „Disco mit Herz“ gepackt“, sagt Oliver.
„Wir wollen zeigen, dass wir eigentlich gar nicht so hypermodern sind, wie wir immer denken“
Dabei ist den beiden Gründern wichtig, dass den Besuchern nicht nur was fürs Ohr geboten wird, sondern auch etwas fürs Auge: Wer einen Polyester Club besucht, taucht in eine ganz andere Welt ein. Manchmal sind das alte Filme, besondere Dekoration oder auch Retro-Werbeclips, die nebenbei auf die Wände projiziert werden. „Wir wollen zeigen, dass wir heutzutage eigentlich gar nicht so hypermodern sind, wie wir immer denken, sondern dass es zum Beispiel in den 50ern und 60ern schon genauso viele Designrevolutionen, moderne Musik, Möbel und Autos gab wie heute“. Der Name Polyester Club leitet sich daher auch von dem Modestoff dieser Zeit schlechthin ab.
Mythos: Partys an illegalen Orten
Auch in Erfurt konnte sich die Veranstaltungsreihe einige Zeit etablieren und lockte sogar noch mehr Gäste an als in Leipzig. Da das Kulturbundhaus jedoch sehr baufällig war, verbot das Ordnungsamt nach einiger Zeit dort weitere Veranstaltungen und es mussten andere Locations gefunden werden. An den vielen Gerüchten, dass die Partys an illegalen Orten stattfinden oder von der Polizei aufgelöst wurden, ist aber nichts dran. Der wohl außergewöhnlichste Polyester Club fand mal in einer Box-Trainingshalle im Westwerk statt, bei dem die Sofas spontan in den Boxring gestellt wurden und sich die Gäste zu später Stunde gegenseitig in die Seile hauten. Derzeit ist das Elipamanoke Heimstätte für den Polyester Club geworden. Doch auch ein Polyester Club am Strand wäre noch ein Traum der beiden Veranstalter.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, der sollte sich den 8. Juni vormerken, denn in Zukunft werden die Veranstaltungen aus Zeitgründen exklusiver gehalten und nur noch vier bis fünfmal im Jahr stattfinden. Der nächste Polyester Club steht unter dem Motto „Alte Schätze im neuen Glanz“ und findet am 8. Juni 2013 im Elipamanoke in Plagwitz statt.
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