Bei den Sportwissenschaftlern normal, bei den Juristen undenkbar: die Professoren und Dozenten duzen. Wenn Dr. Meier plötzlich zum Lutz wird und Professorin Müller zur Katrin, scheinen sich die eisernen Hierarchien an den Hochschulen etwas aufzulockern. Eine vertraute Anrede muss immer im gegenseitigen Einverständnis entstehen und bringt im Universitätsalltag gewisse Vor- und Nachteile mit sich.
CONTRA
Eine strikte Rangordnung in den Hochschulen wird von den Lehrkräften bewusst aufrechterhalten. Professoren sind durch ihr zumeist umfassendes Wissen Autoritätspersonen und sollten daher mit einer guten Portion Respekt belohnt werden. Diese Anerkennung verliert ihre Wirkung, wenn durch das Duzen eine schon fast freundschaftliche Basis geschaffen wird.
Ein zu lockeres Miteinander ist spätestens dann problematisch, wenn Noten verteilt werden. Unbewusst erwartet man als Student mehr Nachsicht, wenn man mit dem Dozenten per Du ist – hat man sich doch während des Semesters öfter mal ein gemeinsames Späßchen erlaubt. Doch die Anrede allein macht aus einer 3 eben keine 2.
Demgegenüber hat keine Lehrkraft das Recht, die Studentenschaft ungefragt zu duzen. Studenten sind erwachsene Menschen und sollten deshalb von den Dozenten nicht als Schüler angesehen werden. Das „Sie“ schafft eine professionelle Distanz.
FAZIT: Duzen kann man seine Freunde, nicht aber seine Profs!
PRO
Die Zeiten des unanzweifelbaren Professors und seiner blind folgenden Studentenherde sind glücklicherweise vorbei. Die Hochschule ist nicht mehr nur Ort des Wissens, sondern auch der Diskussion. Ein lockerer Umgangston hilft den Studenten, keine Angst vor kritischen Nachfragen zu haben.
Zweifelsohne herrscht im Seminarraum eine Hierarchie. Durch das gegenseitige Duzen wird diese aber nicht einfach so aufgelöst. Respekt hat nichts mit der Anrede zu tun. Durch das „Du“ zeigt der Professor seinen Studenten, dass er sie als Wissensträger genauso ernst nimmt wie sie ihn. Immerhin sind Studierende Erwachsene, die sich bewusst für eine Weiterbildung an einer Hochschule entschieden haben.
Mit dem Abschaffen des Siezens rücken Lehrkräfte und Studenten auch auf persönlicher Ebene näher zusammen. Probleme und Defizite lassen sich leichter klären, wenn die Beteiligten miteinander offen reden können – das „Du“ ist dabei ein wichtiger Schritt.
FAZIT: Durch das Duzen geht der Respekt nicht flöten!
Eine Kommilitonin von mir ist auch gleichzeitig Mitarbeiterin der Hochschule, hat somit gut gepflegten Kontakt zu allen anderen dort und duzt auch Leute, die wir als nicht Mitarbeiter niemals duzen würden. Ich finde die Situation etwas schwierig. Jetzt duzen sie sich „privat“, also außerhalb des Studiums, aber siezen sich, sobald sie in der Vorlesung bei uns sitzt. Das ein oder andere Gerücht ist aber trotzdem schon entstanden. Da macht man sich nicht so viele Freunde, auch wenn es berufstechnisch gar nicht anders zu handhaben ist.
Ich persönlich finde, dass mein Erfolg durch Leistung erkannt werden soll, aus diesem Grund würde ich es stringent vermeiden, meinen Professor überhaupt jemals zu duzen, selbst wenn er es anbieten würde. Dafür brodelt es in der Gerüchteküche zu gewaltig.
Brauchen das für deutsch und der Artikel hat uns sehr geholfen das zu verstehen (von beiden Seiten)