Jetzt haben wir ihn – einen Spieler im RB-Leipzig-Team, der die Sympathie-Lager spalten wird. Einen sogenannten „Typen“, an dem sich höchstwahrscheinlich die Geister scheiden werden. Terrence Boyd ist der frischeste und teuerste (ca. 2 Mio. € soll er gekostet haben) Neuzugang bei den Roten Bullen und regiert jetzt schon die Schlagzeilen in der Leipziger Medienlandschaft.
Fußball ist die Medien- und Publikumssportart Nummer 1. Das Geheimnis ist simpel: leicht verständliche Spielregeln, Spannung durch nicht inflationär fallende Tore, nachvollziehbare Bewegungsabläufe – im Gegensatz zur Formel 1, Dramatik bei der Wendung eines Spiels – und der Sport lebt von seinen Idolen wie z.B. das sympathische Supertalent Neymar, das Enfant terrible Zlatan Ibrahimović, der Weltfußballer und Boulevardmeister Cristiano Ronaldo … und und und!
Nun haben wir auch in Leipzig so einen Typen, der ordentlich für Zündstoff sorgen wird. Dieser Typ heißt Terrence Boyd, ist 23 Jahre alt und kommt vom österreichischen Erstligisten Rapid Wien. Boyd erhält einen Dreijahres-Vertrag bis 30. Juni 2017 und die Rückennummer 18. Neben der deutschen besitzt der Offensivspieler auch die amerikanische Staatsbürgerschaft und bestritt vier Junioren- sowie 13 A-Länderspiele für die USA. Mit 15 Toren wurde der Neu-Leipziger drittbester Torjäger der Liga.
Als ob der neue Kampf für die Stammplätze in der 2. Bundesliga nicht schon interessant genug wäre – Stichwort: Was wird aus Daniel Frahn und Yussuf Poulsen? Man kann schon jetzt erahnen, dass Boyd ein lauter Spieler ist, dem der Begriff Dezenz nicht viel sagen wird.
Extrovertiert, redselig und ehrgeizig – Kevin-Prince könnte das gefallen
Der Deutsch-Amerikaner spielte u.a. für die U23-Teams von Borussia Dortmund und Hertha BSC. Und er weiß, wie es läuft. Mit derzeit 18.639 Likes auf seiner Facebook-Fanseite und 206.000 Followers auf Twitter ist er auf jeden Fall schon mal ein Social-Media-Schwergewicht – inklusive jeder Menge Selfies. Sogar Facebook-Mitteilungen wie „Ich habe gerade ein Foto gepostet“ wird von seinen Fans mit hunderten von Likes belohnt.
Extrovertiert, redselig und ehrgeizig – mit Spielern wie ihm, wird umso mehr deutlich: Leipzig spielt jetzt in der 2. Bundesliga und damit bekommt die Fußballstadt auch andere Spieler-Kaliber aus dem Milliardengeschäft Fußball. Die Vermutung liegt nah, dass Kevin-Prince Boateng mit einem Terence Boyd einverstanden sein könnte …
Ersten Ärger jedenfalls gab es schon mit dem teuren Neuzugang. Seine 200.000 Twitter-Followers informierte Boyd über den Leipziger Transfer noch bevor der Vertrag save war.
„Ich würde gerne die Fans sehen, die Geld ablehnen, weil es ein bestimmter Konzern ist“
Im Vorfeld gab es viele Anfeindungen, als er sagte, dass es ihm um die österreichische Liga an sich gehe. „Ich will einfach hier raus“, so der 23-Jährige in einem Interview mit Laola1. Außerdem sagte er: „Ich kann die Fans natürlich verstehen. Ich weiß, wie Rapid tickt. Ich bin jetzt zwei Jahre hier, habe mir gegen Salzburg immer den Arsch aufgerissen. Ich habe immer gesagt, dass ich nicht zu RB Salzburg gehe, das kann ich Rapid nicht antun. Das will ich auch nicht.“
Nun ist es RB Leipzig geworden. Ein schlechtes Gewissen hat der Profi nicht. Sein Stiefvater ist Elektriker und wenn der ein Angebot von einer Firma bekäme, wo er mehr Geld verdienen könne, bliebe er auch nicht da, weil ihm die Mitarbeiter so gefallen. „Ich würde gerne die Fans sehen, die ein Angebot und Geld ablehnen, weil es ein bestimmter Konzern ist. Am Ende des Tages musst du auf dich schauen, das muss auch einmal gesagt werden.“
Dass diese Meinung nicht jedem gefällt, ist selbstredend. Auf Reaktionen zu seinem Wechsel zu RB Leipzig muss der 1,88m-Hühne auf seiner Facebook-Seite nicht lange warten. Beispielsweise: „Wigan Sporting alles Egal aber zu den Scheisshausclub musst Wechseln.Hoff du hast die Geile Stimmung bei Rapid Genossen denn jetz hast Schonkost was die Stimmung Betrifft bei der Ratten Pisse Leipzig.“
Eines ist jetzt schon gewiss: Mit Terrence Boyd bekommt RB Leipzig einen Spieler, der seinen Marktwert (1,75 Mio. € – Vergleich Daniel Frahn: 400.000€) und das Fußball-Business genau kennt, der schon in Wien mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hielt. Bei RBL wurde schon immer betont, dass Spieler nicht nur von der Spielphilosophie ins Team passen müssen, sondern auch charakterlich. Das kann bei Boyd eigentlich nur eines bedeuten: Entweder er wird zum Leader oder er kann sich demnächst einen neuen Verein suchen. Rum wie num: es wird in der 2. Bundesliga mit RB Leipzig äußerst spannend!