Wagner ist Leipzigs berühmtester Sohn. Wagner ist Leipzig. Oder ist Leipzig Wagner? Im Zuge des 200-Jahre Jubiläums steht die Stadt zwischen Walküre, Götterdämmerung und Siegfried Kopf. Einer steht mittendrin und könnte nicht gelassener auf das Thema drein schauen. Schwarwel – Animator, Karikaturist, Comiczeichner, u.v.m.
Schwarwel und sein Team arbeiteten an der Trickfilmverfilmung „Richard – Im Walkürenritt durch Wagners Leben“. Circa 93.000€ kostet der mit über 6.000 selbstgezeichneten bebilderte 7:36 Minuten-Film. Wer mit so viel Liebe den Bleistift schwingt, ist sicherlich ein echter Wagnerist – könnte man meinen. Wagner sei zwar ein Rockstar seiner Zeit gewesen (Schwarwel: „Er musste sich dauernd Geld pumpen, jagte nach Weibern und liebte Musik.“), doch Respekt habe Schwarwel vor Leipzigs berühmtesten Sohn eher weniger. Bereits mit 12 Jahren forderte Wagner in der Schule: „Ich bin ein Genie! Für mich gelten andere Regeln!“. Jene Sonderstellung von Künstlern lehnt Schwarwel generell ab.
„Außer Beethoven stehe ich sowieso nicht auf Klassik.“
Auch fällt Schwarwel bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Trickfilms sichtlich auf. Zwischen Leipzigs Anzugsgrößen sitzt er halb eingesunken im Sessel und beklagt sich mehrmals über die unchristliche Zeit. Locker, lässig. 11 Uhr ist aber auch ein Unding. Der Kurzfilm soll dem lieben Wagner, der Stadt Leipzig und auch dem MDR wohl ein bisschen Feuer unterm Hintern machen. Frisch, laut und neu-interpretiert reitet Wagner von einem Gitarrenriff zum nächsten. Schwarwel wird wohl dennoch nie zu einem Wagnerianer. „Das Thema Wagner ist sowieso mit Vorsicht zu genießen. Wagners Leben und Denken sowie auch seine nachfolgenden Befürworter gestalten die ganze Sache recht ambivalent. Außer Beethoven stehe ich sowieso nicht auf Klassik.“ Letztlich darf sich jeder sein eigenes Bild machen. Über Wagners Schaffen, das Jubel-Jubiläum und dem Richard-Zeichentrickfilm. Schließen wir es in diesem Sinne in Wagners Worten ab: „Die Kunst ist frei.“