Eine Collage verschiedener Situationen
Trotzdem beschreibt er selbst sein Werk weniger als autobiografisch, denn als sozialkritisch. „Für mich ist es eine Collage verschiedener Situationen und Bilder. Themen, die mich in meinem Alltag beschäftigt haben und auf die ich aus unterschiedlichen Blickwinkeln schaue. Das geht vom klassischen Battle-Rap über Satire und ja, auch persönliche Gefühle“, erzählt uns Sir Mantis am Telefon aus dem Zug, während er auf dem Weg zu einem Konzert ist. „Ich würde gern noch viel mehr von mir erzählen, tue das aber tatsächlich sehr wenig. Weil da oft der Gedanke ist: Je mehr ich von mir preisgebe, desto weniger anschlussfähig bin ich.“
Ein Gefühl, das den Transmann auf vielen Stationen seines Lebens begleitete. Doch seine persönliche Identität möchte er nicht groß zum Thema machen. „Ich sehe mich nicht als Repräsentant für etwas. Viele Leute wollen mit mir darüber sprechen, aber ich habe eigentlich keine Lust, das hervorzuheben. Ich möchte zum Beispiel eher darüber diskutieren, wie Rapper mit Frauen umgehen.“ Immer wieder positioniert sich der Künstler klar gegen Sexismus, toxische Männlichkeit und neoliberale Ideologien.
Drei Jahre Arbeit stecken in seinem Erstlingswerk, das auf dem Berliner Label Springstoff erschienen ist. Bis auf zwei Songs, bei welchen der 26-Jährige mit dem Hannoveraner Produzenten Maximilian Ikarus zusammenarbeitete, sind alle Beats, Lyrics und Melodien „Marke Eigenbau“. Neben seinen eigenen Projekten hat sich Sir Mantis als Produzent, Mixing Engineer und Förderer insbesondere in der queeren Musikszene längst einen Namen gemacht. Seit 2021 arbeitet er aus einem Tonstudio in Halle (Saale) mit Newcomer:innen aus ganz Deutschland zusammen. Um sich selbst weiterzuentwickeln und einen offiziellen Abschluss in der Tasche zu haben, beginnt der Musiker demnächst ein Audio-Engineering-Studium am SAE Institute in Leipzig. Zudem arbeitet er derzeit an den Planungen für eine Album-Tour im kommenden Jahr.