Vom ersten Schritt bis zum besten Wolladen Stricken lernen in Leipzig

Draußen ist es noch immer kalt und nass. Es ist verlockend, sich alleine in circa 28 warme Decken zu verkriechen und sich ständig nur noch den Sommer herbeizusehnen. Überraschenderweise bietet die kalte Jahreszeit allerdings weitaus mehr Möglichkeiten, als man denkt. Ich wollte in diesem Winter einer für mich ziemlich neuen Beschäftigung nachgehen. Ich wollte Stricken lernen.

Das Bild zeigt zwei Wollknäuel neben zwei (noch verpackten) Stricknadeln
© Max Henky
Erste eigene Wolle + Stricknadeln

Der Erste Schritt: Omas Expertise

Aber wo fängt man an mit dem Stricken? Klar, Youtube-Tutorials sind cool, aber woher bekommt man tatsächliche Praxis, am besten mit einer professionellen Anleitung? Ich musste also meine Oma besuchen. Nach einem leckeren Mittagessen und einer kurzen Einweisung konnte ich mit einem Probeprojekt beginnen. Und bereits nach einem Besuch wurde dieses Projekt länger und länger. 

  • Die beste Strick-Location ist meistens deine Oma.
Das Bild zeigt das Aufnehmen von Maschen an zwei zusammengebundenen Stricknadeln
© Max Henky
Zunächst sollten die Maschen aufgenommen werden

Grundlegende Techniken des Strickens

Zunächst lernte ich zwei essentielle Skills. Erstens: Das Aufnehmen von Maschen. Zweitens: Das Stricken von rechten Maschen. Beim Aufnehmen von Maschen werden zunächst die Nadeln benutzt. Diese Nadeln werden immer wieder mit Faden umschlungen, der in der linken Hand gehalten wird. Das ist erst etwas kompliziert, wird mit der Zeit aber immer leichter. Danach werden die Maschen auf eine der Nadeln transferiert. Die andere Nadel nutzt den Faden, um eine neue Reihe von Maschen zu stricken. Damit probierte ich erst mal etwas herum, um ein Gefühl für das Stricken zu bekommen. Nach ein paar Tagen Training erreichte ich langsam eine Routine in diesen Grundlagen.

Das Bild zeigt den Anfang eines Strickstücks neben einem großen Wollknäuel
© Max Henky
Die Anfänge eines Schals

Weiterbildung im Grassi Museum

Jetzt wo ich die rechten Maschen kannte, wurde es Zeit, linke Maschen zu lernen. Da ich nun wieder in Leipzig meinen Lernprozess fortsetzen wollte, brauchte ich eine neue Möglichkeit zum Lernen. Freundlicherweise durfte ich dafür das offene Handarbeitsatelier im Grassi Museum besuchen. Hier treffen sich mittwochs und freitags Menschen zum Nähen, Stri­cken und Re­pa­rie­ren ihrer persönlichen Projekte. Nach der anfänglichen Überraschung darüber, dass ich als Mann Stricken lernen möchte, wurde mir hier in herzlicher Atmosphäre gezeigt, linke Maschen zu stricken. So entstand schnell der erste physische Teil meines Schal-Projekts.

  • Das offene Handarbeitsatelier im Grassi Museum ist ein fantastischer Ort um anzufangen oder die eigenen Strickkünste auf das nächste Level zu bringen.
Das Bild zeigt das Stricken, eines halb fertigen Schals, gebunden um ein Wollknäuel
© Max Henky
Der Faden sollte aus der Mitte des Wollknäuls kommen

Ehrenamtliche Helfer:innen

Eine freundliche ältere Frau namens Julia half mir gerade am Anfang sehr. Und ich denke, sie ist definitiv eine Erwähnung wert. Julia und eine weitere sehr freundliche Frau namens Jule bringen euch hier jeden Freitag ehrenamtlich Stricken, Nähen und vieles mehr bei. Das ist gerade in dieser Zeit eine fantastische Möglichkeit, etwas Neues zu lernen. Gerade für nicht-FLINTA*, denn außer mir waren an diesem Freitag tatsächlich ausschließlich Frauen* Teil des Handarbeitsateliers im Grassi.

Das Bild zeigt einen lang gestrickten Schal. Das Stricken ist so fortgeschritten, dass von der Wolle kaum noch etwas übrig ist
© Max Henky
Schneller als man denkt, wird der Schal länger und länger

Der erste eigene Schal

Nachdem ich beim Handarbeitsatelier meine Grundlagen erweitern konnte, hatte ich nun alle Werkzeuge für einen Schal. Und ich verlor mich in jeder freien Minute in dieser neuen Fähigkeit. Stricken hat etwas Hypnose-ähnliches, man fällt in eine Art Flow-Zustand und möchte nicht mehr damit aufhören. Zwei Tage nachdem ich meinen Schal begonnen hatte, war das Wollknäuel bereits aufgebraucht. Ungeduldig lernte ich durch Internet-Tutorials noch den letzten grundlegenden Schritt, das Abketten. Hierbei werden immer wieder zwei rechte Maschen genommen und durch Faden verbunden – so lange, bis keine Maschen mehr vorhanden sind. Und kurz nachdem ich das Abketten einigermaßen gemeistert hatte, konnte ich schon meinen ersten selbstgestrickten Schal in den Händen halten!

Das Bild zeigt das letzte Verketten der Maschen um beim Stricken den Schal fertigzustellen
© Max Henky
Das Abketten in der Praxis

Fazit zum Stricken

Nach diesem intensiven Start kann ich nur ein Fazit ziehen: Ich werde Stricken als Hobby beibehalten. Der Grund dafür ist einfach: Weil es sich lohnt! In der kurzen Zeit, in der ich Stricken gelernt habe, bin ich komplett darin versunken. Und es gibt noch so viel mehr zu lernen. Nicht nur, dass das Stricken noch viel tiefer geht, nein, auch die anderen Felder des Handarbeitens sind für alle Menschen äußerst nützlich. Die Fähigkeit, die eigene Kleidung zu reparieren oder von Grund auf zu erschaffen, ist extrem praktisch, erfüllend und nicht mal so kompliziert. Innerhalb der ersten Woche ist es bereits möglich, einen Schal zu kreieren. 

  • In Jules Stoffkiste findet ihr alles, was ihr generell zum Handarbeiten brauchen könntet.
Das Bild zeigt einen fertig gestrickten Schal
© Max Henky
Ein fertiger Schal ist gestrickt!

Stricken lernen lohnt sich!

Also nutzt das Ende der kalten Monate! Kuschelt euch ein, besucht eure Großeltern und geht zu Handarbeitstreffen. Denn es gibt so viel Talent, so viele bewundernswerte Fähigkeiten, die wir gerade von den älteren Menschen um uns herum noch lernen können. Das ist eine Gelegenheit, die nicht ungenutzt bleiben sollte. Und gerade wir Männer sollten hier auch mal unsere Quote steigern. 

Also falls ihr noch nicht strickt, lohnt sich das Lernen. Und falls ihr erfahrene Strickmeister:innen seid, helft auch gerne im Grassi Museum aus. Dort sind sowohl freiwillige Helfer:innen, als auch Neulinge sehr willkommen. Wir sehen uns dort 😉

Top Locations zum Stricken in Leipzig

Deine Oma
Of­fe­nes Hand­a­r­beit­s­ate­li­er im Grassi

📍Gras­si Mu­se­um (Bon­ve­non Raum) Johannisplatz 5-11, 04103 Leipzig

Zeiten:

  • Mittwoch von 11-13 Uhr
  • Freitag 15-17 Uhr

Kosten für beides: Keine

Pöge-Haus Leipzig

📍Hedwigstraße 20, 04315 Leipzig

Im Leipziger Osten findet ihr das Pöge-Haus. Hier gibt es einen regelmäßigen Handarbeits-Treff.

Zeiten: Immer Freitags ab 16 Uhr

Café Moh Come & Knit Stricktreff

📍 Demmeringstraße 21, 04177 Leipzig

Jeden Mittwoch ab 17 Uhr treffen sich im Café Moh Strickgesinnte, um in entspannter Atmosphäre gemeinsam zu stricken und Erfahrungen auszutauschen. Egal, wie erfahren ihr seid, bringt einfach eure Strickprojekte mit!

Zeiten: Immer Mittwochs 17 Uhr

Wollläden in Leipzig

Wolle von der Scholle

📍Arthur-Hoffmann-Str. 28, 04107 Leipzig

Regionale Wolle von Leineschafen, die entlang der Parthe und auf dem Gebiet der Kulkwitzer Lachen weiden. Faire Bezahlung der Schäfer und Schäferinnen, versponnen in der Lausitz.

  • Öffnungszeiten: Mittwochs 16:30-18:30 Uhr
Idee Creativmarkt Leipzig

📍Nikolaistraße 27-29, 04109 Leipzig

Im Idee Markt bekommt ihr eigentlich grundsätzlich alles, was ihr für den Start eurer Strickreise braucht. Es ist ein größerer Laden, der Grundmaterialien in hoher Qualität anbietet.

  • Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10-20 Uhr
Jules Stoffkiste

📍 Papiermühlstraße 10a, 04299 Leipzig

Ein Muss für Näh-und Strickfreunde ist auch Jules Stoffkiste. Hier findet ihr Stricknadeln und Wolle, aber auch weiteres Zubehör für das Handarbeiten.

Öffnungszeiten:

  • Dienstag bis Freitag 10-18 Uhr
  • Samstag 10 bis 12:30 Uhr