Ziel: "Im Grunde müssen wir bis 2020 ein solider Zweitligist werden." Uni-Riesen Leipzig über Ziele, Uli Hoeneß & Fußballvereine mit Basketballabteilungen

Der gebürtige Kölner Marcus Albanus lebt seit Oktober 2016 in Leipzig und engagiert sich bei den Uni-Riesen. Er ist davon überzeugt, dass Basketball in einer Stadt wie Leipzig eine große Zukunft hat.

© Philipp Kirschner / PK Fotografie
Der gebürtige Kölner Marcus Albanus lebt seit Oktober 2016 in Leipzig und engagiert sich bei den Uni-Riesen. In seiner Vita spielt Basketball eine große Rolle: Er arbeitete mehrere Jahre für die 1. Bundesliga, außerdem für den Weltverband FIBA und hat in Deutschland die Damen-WM 1998 mitorganisiert. Nach einem Jahr bei den NINERS Chemnitz führte sein Weg zu den Riesen. Er ist davon überzeugt, dass Basketball in einer Stadt wie Leipzig eine große Zukunft hat.  

Steckbrief Marcus Albanus 

© Geli Megyesi


Position:
Marketing & Kommunikation 

Bisherige Vereine: Leichlinger TV, TV Konstanz, BG Chemnitz, Baskets Bayreuth, NINERS Chemnitz,
Bei Uni-Riesen Leipzig: Seit Oktober 2016

Wie kam es zum Engagement bei den Uni-Riesen? 

Schon in meiner Zeit bei Chemnitz habe ich gesagt: Wenn sich Leipzig ein bisschen strafft und gut gearbeitet wird, dann kann man dort viel erreichen. Weil die Stadt einfach die besten Voraussetzungen hat. Und nachdem meine Kinder schon hier waren, lag es nah, mich hierhin zu orientieren. Seit Oktober 2016 habe ich mich dann ehrenamtlich in dem Verein eingebracht, um herauszufinden, was hier wie läuft.

Und in der Zeit bis jetzt hat sich die Überzeugung entwickelt, dass wesentlich mehr gehen könnte.

Vorausgesetzt?

Vorausgesetzt, die Strukturen werden dafür geschaffen. Es muss professioneller gearbeitet werden. In einer Großstadt ist die Infrastruktur genauso wichtig wie der sportliche Erfolg. Das sehen wir gerade in Dresden. Die sind wohl etwas blauäugig in die 2. Bundesliga aufgestiegen und sind schon jetzt nicht mehr in der Lage, die Klasse zu halten. Obwohl sie wohl genug Geld zusammen hatten. Eine Großstadt ist ein schwieriges Pflaster.

Was muss denn an den Strukturen bei den Uni-Riesen geändert werden? 

Wir brauchen eine Hauptamtlichkeit, im Kern jedenfalls. Es muss sich mindestens einer hauptamtlich um den Profi-Basketball kümmern können. Dann müssen die ehrenamtlichen Strukturen so angepasst werden, dass jeder in der Lage ist, seine Arbeit zu machen, ohne überfordert zu werden. Das passiert sehr schnell, wenn alles ehrenamtlich ist. Die Leistung, die mittlerweile abgerufen werden muss, können Ehrenamtliche alleine einfach nicht schaffen. Wenn man in einer Großstadt in einer Profiliga mitspielen will – und das sind wir in der ProB – dann muss man auch die Infrastruktur entsprechend aufbauen, sonst funktioniert es nicht.

Wie kann man das finanzieren? 

Es ist immer die Frage, wie man die Sponsorengelder einsetzt. Im Grunde muss man bei allem, was man akquiriert, dafür sorgen, dass man in Zukunft auch in die Infrastruktur investiert. Wenn man in der Regionalliga aufsteigen will, nimmt man das Geld und steckt es nur in die Mannschaft, dann kriegt man alles andere auch ehrenamtlich hin. Ab der ProB funktioniert das so nicht mehr. Weil die Arbeit einfach zu viel ist. Das ist bei jedem Profiverein so. Da verdient der Manager, die Sekretärin und alle anderen angemessen Geld, damit alles aufrechterhalten wird. Das ist dann ja ein normaler Job. Und wenn man dann nicht funktioniert, macht man den auch nicht lange. 

Also ist die Sponsorensuche die Hauptaufgabe für die nächste Zeit? 

Genau. Wir müssen Sponsoren finden. Und die Sponsoren müssen wir von dieser Idee, die wir für den Basketball in Leipzig haben, überzeugen – möglichst langfristig. Und das bedeutet, nicht nur zu sagen, dass wir gut mitspielen wollen, sondern wir müssen ein Ziel definieren. Das Ziel sehe ich auf jeden Fall im Erreichen der 2. Bundesliga im Laufe der nächsten Jahre. Das ist hier allemal drin. Wenn man entsprechend arbeitet und die Strukturen weiter verbessert, dann ist in einer Stadt wie Leipzig nach oben hin alles offen. 

Bis wann ist das Ziel definiert?

Im Grunde müssen wir bis 2020 ein solider Zweitligist werden. Es wäre super, wenn man den Aufstieg in den nächsten zwei Jahren angehen könnte. Wenn er nicht klappt, dann spätestens im Jahr darauf.

Sie sagen selbst, das alles ist abhängig von Sponsoren. Wie sieht die Situation in Leipzig aus? Ist es schwieriger mit Konkurrenten wie RB Leipzig und SC DHfK? Ist das ein Problem in Leipzig? 

Nein. Das ist ein Großstadtproblem. Es gibt viel Konkurrenz. Und im Augenblick machen der SC DHfK und natürlich RB Leipzig alles viel besser als wir. Ich kann jetzt aber nicht darüber weinen und sagen, wir probieren es erst gar nicht. Basketball ist eine andere Sportart. Wir haben auch ein Publikum, das ein bisschen anders ist als beim Handball oder Fußball. Zum Beispiel haben wir im Basketball einen höheren Frauenanteil und das Basketball-Publikum in der Großstadt ist im Schnitt jünger als beim Handball. Wir haben zwar keine große Tradition. Was uns aber in die Karten spielt, ist die Verbreitung des Basketballsports über die sozialen Medien. 

Wenn man in Leipzig Kinder auf dem Schulhof fragen würde, Namen von drei Handballern und drei Basketballern zu nennen, würde ich jede Wette eingehen, dass sie die Basketballer oft nennen könnten, aber die Handballer häufig nicht. 

Basketball wird sich unabhängig von unserem Engagement weltweit entwickeln. Jetzt müssen wir nur den Rahmen schaffen, dieses Produkt in unserer Stadt hochzuhieven. Dann wird es sicher immer jemanden geben, der, bevor er die 120. VIP-Karte im Handball oder die 500. beim Fußball nimmt, in die Sportart Basketball investiert und erst mal lieber ein Großer unter den Kleinen ist. 

Es gibt also genug Platz für Zuschauer und Sponsoren?

Genau. Wir müssen uns auf den Wettbewerb einlassen. Ich bewundere die Handballer für die Art, wie sie arbeiten und in den letzten Jahren gearbeitet haben. Aber das wird mich nicht davon abhalten, an den Erfolg des Basketballs hier zu glauben. In z.B. Kiel oder Flensburg würde ich dem Basketball wesentlich schlechtere Karten zuordnen – da ist nicht so viel Platz, weder für Sponsoren noch für Publikum. Aber in einer Großstadt ist das möglich. 

War der Umzug von der Arena Leipzig in die Brüderhalle ein Fehler?

Nein, das ist im Augenblick angemessen, weil wir einfach noch nicht das Publikum ziehen. Aber grundsätzlich muss die Arena das Ziel sein. Das ist ein großer Vorteil von Leipzig. Die Arena ist eine erstligareife Halle. Wenn uns jetzt jemand ein paar Millionen geben würde, könnten wir in drei Jahren 1. Liga spielen. Das könnten nicht viele. Ich würde es so angehen, wie es die Handballer auch gemacht haben: Sobald die Strukturen stimmen, können wir uns um einen Platz in der Arena Leipzig bemühen. 

Apropos irgendjemand gibt ein paar Millionen Euro … Sucht ihr einen Mäzen oder Großinvestor à la RB Leipzig

Wenn einer kommt, freuen wir uns. Gezielt suchen kann man den nicht. Wir bemühen uns eher um kleinere und mittlere Sponsoren, in der Hoffnung, dass auch ein paar größere darunter sind. Wenn das dann solide steht und noch ein ganz großer dazukommt, ist alles wunderbar. Aber auf einen Mäzen zu setzen, ist illusorisch. Der kommt, oder er kommt nicht. 

© Philipp Kirschner / PK Fotografie

Ein interessantes Thema ist auf jeden Fall, wie Basketball zum Fußball passt. Seit Uli Hoeneß entschieden hat, Basketball und Fußball passt bei den Bayern gut zusammen, denken vielleicht auch andere Vereine darüber nach.

Das ist auch eine Fragestellung für das Big City Basketball Symposium, welches wir im Januar 2018 in Leipzig ausrichten werden: Wie funktionieren die Sportarten nebeneinander? Vielleicht ja sogar miteinander? Der FC Barcelona ist ja nicht nur ein Fußballverein, sondern es gibt auch einen Handball- und eine Basketballabteilung. Die sind ebenfalls international sehr erfolgreich. In der Türkei und Griechenland haben die Fußballclubs fast immer auch ein Basketballteam.

Schlummert da etwa die Idee, auch mal an Dietrich Mateschitz heranzutreten? 

Wir müssten erst mal so gut arbeiten, dass überhaupt irgendjemand mit Potenzial auf uns aufmerksam wird. Außerdem, wenn Herr Mateschitz morgen irgendwo einen Basketballverein haben will, dann kann der sich die Stadt aussuchen (lacht).

Aber das hätte mit dem Konzept FC Barcelona und Bayern München ganz gut gepasst …

Wir versuchen herauszufinden, was in der Zukunft vielleicht mal Sinn ergibt. Wir wissen ja, dass Herr Mateschitz mit Uli Hoeneß zusammen eine Arena in München plant. Er hat dort schon einen Eishockeyverein und da wird er zumindest beobachten, was das Basketballteam so macht. 

Im Gegensatz zu einer Sportart wie Handball, glaube ich, dass Red Bull den Basketball durchaus auf dem Radar hat. Es passt einfach vom Lifestyle und Image her super mit dem Produkt zusammen. Das ist einer der Vorteile, den wir haben. Handball hingegen hat den Vorteil, dass Deutschland die stärkste Liga der Welt hat und der Sport eine große Tradition hierzulande besitzt. Aber bei uns baut sich eine große Zukunft durch die steigende Beliebtheit des Basketballs insgesamt auf. Diesen Lifestyle und die Verbreitung des Basketballs über die sozialen Medien gibt es in keiner anderen Sportart so. Jedes Kind kennt die NBA – doch kaum jemand war jemals da. Wie gesagt, Leipzig ist eine vielfältige, moderne, prosperierende Stadt und ich sehe keinen Hinderungsgrund, mit Basketball hier erfolgreich zu sein. 

Gibt es eine Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig? 

Unsere Aufgabe ist jetzt erst einmal, der Stadt überhaupt aufzufallen. Wir sind in der Situation, wo wir das Vertrauen erst mal aufbauen müssen. Wenn wir dann erfolgreich sind, wird auch die Stadt Leipzig auf uns aufmerksam. Da mache ich mir keine Sorgen. Aber das ist auch Großstadt. Es gibt keinen Grund zu denken, irgendjemand müsse den Basketball automatisch unterstützen. Erfolg muss man sich gerade hier hart erarbeiten.

Spiel: Uni-Riesen Leipzig gegen Licher BasketBären am 4. März 2017 um 19:30 Uhr in der Brüderhalle.