Bischofsstadt an der Mulde Unterwegs im Leipziger Umland: #7 Wurzen

In Teil sieben unserer Umlandreihe überprüfen wir, ob das bekannte Sprichwort „Vor Wurzen wurd’s ihm schlecht. Nach Wurzen wurd’s ihm besser” stimmt oder ob es sich in der über 1.000 Jahre alten Kleinstadt nicht doch aushalten lässt.

© Cindy Hiller
Der Dom

Auf den Spuren von Ringelnatz

Wer mit dem Regional-Express anreist, ist in 16 Minuten vor Ort. Mit dem Auto oder der S-Bahn dauert die Anfahrt bis zu einer dreiviertel Stunde. Wurzen ist wegen seiner kompakten Größe gut zu Fuß zu erschließen. Vom Bahnhof aus gelangt man über die Parkanlage des Alten Friedhofs und die Wenceslaigasse in die Altstadt. Hier liegt der Marktplatz, wo sich auch die Touristeninformation befindet. Vor dem kleinen Rathaus steht der Ringelnatz-Brunnen. Er wurde im Jahr 1983 zu Ehren des 100. Geburtstages des berühmtesten Sohnes der Stadt aufgestellt. Hans Gustav Bötticher (1883–1934), besser bekannt unter seinem Pseudonym Joachim Ringelnatz, wurde in Wurzen geboren. Auf dem sogenannten „Ringel­natzpfad“, bestehend aus dreizehn Stationen, kommt man an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei. Die Stationen werden durch eine Stele mit dem Porträt des Lyrikers und Malers, einem Zitat und einer kleinen Skulptur markiert. Zu diesem Pfad gehört unter anderem das Geburtshaus von Ringelnatz, welches allerdings zurzeit saniert wird. Ein weiterer Punkt dieser Tour ist das Kulturhistorische Museum. Neben der bedeutendsten Ringelnatzsammlung Deutschlands beherbergt das schöne Renaissancegebäude auch alles Wissens- und Sehenswerte zur Geschichte der Stadt und der Region.

© Cindy Hiller
Blick vom Markt in die Domgasse

Residenz der Bischöfe

Vorbei am Museumsgebäude und entlang der Domgasse erreicht man den Domplatz. Geprägt wird die eng bebaute Fläche vom Dom St. Marien und dem dahinter befindlichen Bischofsschloss. Wurzen ist eine der ältesten Städte Sachsens und wurde im Jahr 961 erstmals urkundlich erwähnt. Gegen Ende des 10. Jahrhundert kam das Wurzener Land an die Bischöfe von Meißen. Um seine geistliche und vor allem weltliche Herrschermacht zu festigen, gründete der Bischof Herwig († 1119) im Jahr 1114 ein Kolle­giatsstift und ließ eine erste Kirche bauen. Durch einen Brand im Jahr 1470 wurde dieses Gebäude größtenteils zerstört. Der Wiederaufbau des heutigen Domes erfolgte zusammen mit der Errichtung des Schlosses von 1491 bis 1497 unter dem damaligen Bischof Johann VI. von Saalhausen (1444–1518). Bis zum Jahr 1581 blieb Wurzen die Residenzstadt der Bischöfe von Meißen. Heute kann man in den spätgotischen Gewölben nicht nur speisen wie ein Kirchenfürst, sondern auch übernachten. Seit 2004 befinden sich im Schloss ein Hotel und ein Restaurant, welches sich perfekt für eine Mittagspause während eines Altstadtspaziergangs eignet.

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Das Bischofsschloss

Vielfache Wanderrouten

Durch Wurzen führen viele Wanderwege, die sich auch hervorragend für ausgedehnte Radtouren eignen. In der Stadt kreuzen sich beispielsweise der Jakobspilgerweg und der Lutherweg. Da die Mulde an der Kleinstadt vorbei­fließt, führt natürlich der Mulderadweg dort vorbei. Entlang dieser Route kommt man auch durch den Ortsteil Dehnitz. Hier kann man entweder mit der Fähre auf die andere Flussseite nach Schmölen übersetzen oder am Gasthaus „Zur Fähre“ eine kulinarische Pause einlegen. An dieser Stelle hat schon Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) auf seine Überfahrt gewartet. Allerdings wohl etwas länger, denn in seinem „Urfaust“ ließ er einen der Protagonisten sagen: „Bey Wurzen ists fatal, da muß man so lang auf die Fähre manchmal warten.“

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Der Bismarckturm

Wer sich gerne mit lokalen Köstlichkeiten eindecken möchte, sollte im Hofladen des Landgutes Nemt vorbeischauen. Hier gibt es zum Beispiel verschiedene Käsesorten aus der hofeigenen Molkerei und ein kleines Café, in dem selbst gebackene Kuchen angeboten werden. In Dehnitz liegt auch der 148,5 Meter hohe Wachtelberg. Im Jahr 1911 wurde dort das erste und damit älteste Naturschutzgebiet Deutschlands eingerichtet. Auf dem Berg steht der Bismarckturm, der zu bestimmten Zeiten auch begehbar ist und einen schönen Blick über die Landschaft bietet.

Mehr Infos findet ihr unter:

www.wurzen.de und www.mulderadweg.de

Event-highlights

  • Josef Hien im Konzert | 04.02.2022 | Konzert „… freitags im Crostigall 14“ im Seepferdchen im Schweizergarten
  • Valentinstag – Menü für Verliebte | bis 14.02.2022 | im Restaurant und Hotel Schloss Wurzen
  • Wurzen im Fokus – Stadtbilder | bis 26.02.2022 | Ausstellung in der Städtischen Galerie Am Markt