Land in Sicht Album des Monats: „Verbrannte Erde“ von MANUMARO

Spätestens seit Caspers „Hinterland“ (2013) wissen wir, dass akustischer Rap kein Oxymoron ist. Im selben Jahr mischte auch MANUMARO (bürgerlich Manuel Rohan) seine ehemalige Heimatstadt Karlsruhe auf. Einige Jahre später ging es für den Acoustic Rapper und Singer/Songwriter nach Leipzig, wo er in Parks, auf Straßen und in Bars keine Gelegenheit zur Performance auslässt. Im August 2021 erschien sein Debüt-Album „Verbrannte Erde“. Aber hinterlässt er die damit wirklich?

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Wo Schatten ist …

Auf dem Album stellt MANUMARO meist kurze Gitarren­themen in den Fokus seiner Tracks, die er loopartig bis zum Ende durchzieht – mal mit akustischer, mal mit cleaner E-Gitarre. Da er sich nicht ausschließlich als Acoustic Rapper, sondern eben auch als Singer/Songwriter bezeichnet, ist der Einsatz der E-Gitarre durchaus vertretbar und sorgt für mehr Klangvielfalt. Diese hat das Album auch dringend nötig, denn es sind gerade die geloopten Themen, die ohne spürbare Dynamikvariation, Verdichtung von Arrangements oder sonstigen Steigerungselementen leider ein wenig dafür sorgen, dass sich der ein oder andere Song in der Beiläufigkeit verliert. Dazu trägt neben Komposition und Arrangement auch die Produktion bei. Generell sind die Instrumentale einfach gestaltet. Gut, das passt wiederum ins Konzept, da MANUMARO im Gegensatz zu oft überproduzierten Hip-Hop-Tracks lieber einen Gang zurückschaltet. Für die Rhythmusarbeit setzt er dabei auf Songwriter-Percussion. Allerdings täte dem Ganzen gerade im Low End, also im Bassbereich, eine ordentliche Portion mehr Punch gut, der nicht zuletzt als rhythmischer Impulsgeber ausschlaggebend für den Flow eines Rappers ist. Ein wenig mehr stimmliche Variation wäre darüber hinaus durchaus wünschenswert und würde zu gesteigerter Aufmerksamkeit beim Zuhören führen.

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… da ist auch Licht

Für echte Lichtblicke sorgen beispielsweise die Tracks „Daheim“ „Mantra“, „Land in Sicht“ und „Das Ziel“. Lichtblicke im wahrsten Sinne des Wortes, da sich der Tonus des Albums beim ersten Hinhören zwar eher depressiv bis resigniert gestaltet, auf den zweiten aber auf dieser Basis eine akzeptierende Haltung aufbaut. „Leben, lieben, spielen, siegen“ lautet das optimistische „Mantra“, das MANUMARO seinem Publikum im gleichnamigen Song mit auf den Weg gibt. Immer wieder gibt sich der Musiker lyrisch selbstbewusst und persönlich offenbarend. Die Basslines in den genannten Songs sind ebenfalls gut herausgearbeitet. Im Mittelteil des letzten Tracks findet man im Low End für kurze Zeit genau das, was man bei anderen Tracks vermisst: Mehr Fülle und Wärme. Dafür sorgt beispielsweise auch eine Trompete bei „Land in Sicht“. Es sind genau solche organischen Elemente, die Gefühl erzeugen und mitreißen.

Ein bisschen mehr Heraustreten aus der Komfort­zone in den genannten Punkten – et voila: Die Erde der Hip-Hop-Welt wäre gleich viel verbrannter.

www.manuelrohan.wixsite.com/manumaro | Instagram: @manu7maro

© MANUMAROCD Cover Andreas Preis
Album Veröffentlichung von „Verbrannte Erde“ war am 1.8.2021