Wenn dich die „WINEderlust“ packt ... Vinolympics 2020 – Ein Erfahrungsbericht

Von einer Frau, die vinolympische Visionen hat und von einem wirklich weintastischen Tag!

© Vinolympics
Als meine Freundin und ich am Rennbahnsteg eintreffen, sind wir nicht die Ersten. Denn es haben sich bereits mehrere Olympioniken eingefunden. Einige sind kostümiert, andere sportlich gekleidet und wiederum andere ganz leger angezogen. Und inmitten dieser bunt gemischten Truppe steht Brini – die Veranstalterin der Vinolympics. Wie ein Honigkuchenpferd grinst sie über beide Ohren und verteilt die personalisierten Probiergläschen. Zu unserer großen Verblüffung kennt sie den Namen jedes Teilnehmers auswendig. Ihr Markenzeichen ist das Herz am rechten Fleck. Und das spürt man sofort. Denn die Vinolympics leben von dem Herzblut, das sie und ihre Mitstreiter im Vorfeld unermüdlich in diese Veranstaltung hinein gesteckt haben. Und die Sonne, die an diesem grauen Sonntagmorgen bislang noch am Himmel fehlt, trägt Brini eindeutig im Herzen und von dort zu den Menschen, die sie umgeben. So viel Herz kommt nicht von ungefähr, denn Brini alias Sabrina Schulz ist nicht nur Veranstalterin der Vinolympics, sondern noch zahlreicher weiterer Herzensangelegenheiten, die auf ihrer Internetpräsenz www.heartrules.de zu finden sind. Der Name der Website scheint kein Zufall, sondern ihr Lebensmotto zu sein: Das Herz regiert! Und wie! 

Don’t complain.

Don’t hurry.

Don’t stress.

Just run and wine.

(Aufschrift auf den Gläsern)

© Vinolympics
Nachdem alle Gläser verteilt sind, beginnt sie ihre kurze, herzliche Ansprache auf Berlinerisch: „Ihr Lieben, ick freu mich riesig, dass ihr da seid.“ Neben all dem Spaß und all der (Vor-)Freude ist Brini aber auch eines ganz wichtig: unsere Sicherheit. Das betont sie immer wieder und bürgt dafür, dass sämtliche Hygienemaßnahmen und Empfehlungen eingehalten wurden, um diese Veranstaltung durchführen zu können. Am Ende lautet dann die Ansage „Trotzt dem Wetter! Und trinkt ein Gläschen mehr Wein!“ Dem ist nichts hinzuzufügen und so fällt um Punkt 10 Uhr der Startschuss für die zweite Auflage der Vinolympics hier in Leipzig. Mit rund 160 Teilnehmern treten in diesem Jahr knapp viermal so viel wie bei der ersten Auflage 2019 an. Entstanden ist die Idee in Anlehnung an den Marathon du Médoc in Frankreich, der durch seinen besonderen Charakter und die Weinverkostungen auf der Strecke Teilnehmer aus aller Welt anzieht. So auch Brini vor wenigen Jahren. Nachdem sich der anvisierte zweite Marathon du Médoc unerwartet für sie zerschlagen hat, ließ sie jedoch den Kopf nicht hängen. Ganz im Gegenteil. Frei nach dem Motto „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg eben zum Propheten“, holte sie den Marathon du Médoc einfach nach Deutschland und taufte ihn Vinolympics.

Und da sind wir nun. Auf den Vinolympics. Vom Rennbahnsteg geht es rauf auf den Fockeberg, wo uns die erste Verpflegungsstation erwartet. Danach verläuft die Strecke, die gelaufen oder auch gegangen werden kann, durch den Auwald, an der Elster entlang und schließlich querfeldein Richtung Cospudener See. Verpflegungs- oder besser gesagt Verführungsstationen gibt es alle zwei bis drei Kilometer. Neben der Verköstigung von Weißwein, Rotwein und Rosé tragen allerlei weitere Köstlichkeiten zu reinsten Gaumenfreuden bei. Und wie es sich für eine zünftige Weinprobe gehört, gibt es natürlich Käsespieße und Baguette. Dazu noch allerlei frisches Obst und für den süßen Zahn Kekse, Kuchen und Gummibärchen. Sogar Eis steht auf dem Speiseplan. Es fehlt wirklich an nichts!

© Franziska Jung
Entsprechend der Corona-Schutzmaßnahmen gibt es Desinfektionsmittel, die Helfer tragen Handschuhe und Mundschutz und reichen den Wein und das Essen persönlich an. Unterwegs treffen wir viele Gleichgesinnte. Alle sind begeistert. Vor allem von der familiären, persönlichen Atmosphäre und der Liebe zum Detail. Die Helfer und Helferinnen an den Verpflegungsständen sind ehrenamtlich hier. Sie haben sich von Brinis Euphorie anstecken und mitreißen lassen. Und das nicht nur heute. Die meiste Arbeit musste im Vorfeld geleistet werden. Bemerkenswert ist ebenso das unschlagbare Preis-Leistungsverhältnis (27€), das für die antikapitalistische Grundidee dieser Veranstaltung steht. Es ist eben ein „Herzensding“, wie Brini selbst es nennt. Das klappt nur mit Sponsoren im Hintergrund und zahlreichen engagierten Helfern. Unterstützt wird diese Veranstaltung auch von vielen Leipziger Unternehmen: Wein und Feines, Chateau9, 1/achtel, Weingalerie, Getränkefeinkost, Südhang und die Sternburg Brauerei haben das kostbare Nass geliefert, das Café NiMo den Kuchen gespendet, Küchen-Konzept hat die Räumlichkeiten für die Essenszubereitung zur Verfügung gestellt und auch das Sportgeschäft Rothai hat diese Veranstaltung unterstützt.
© Franziska Jung

„Wir feiern das Leben, das Laufen und den Wein, denn genau darüber definieren die Vinolympics das Sein“ 

Am Cossi angekommen, kann man sich dann nach zehn gelaufenen Kilometern direkt ins Ziel begeben oder noch die Ehrenrunde um den See drehen und so die 21 knacken. Wir tun es. Und wir tun es vielen gleich. Wir laufen den ganzen halben Marathon, laufen um den Cossi, nehmen noch ein Sommergewitter und das ein oder andere Glas Wein mit, um dann gegen 15 Uhr weinselig im Ziel anzukommen. Und damit stehen wir ganz gewiss nicht alleine da. Die Medaille – wie könnte es anders sein – ein Weinkorken als Schlüsselanhänger.

Und wer nun selbst ein bisschen oder ganz viel „WINEderlust“ verspürt, der kann sich jetzt schon auf nächstes Jahr Juli freuen, denn dann wird die dritte Auflage der Vinolympics hier in Leipzig stattfinden.