Betritt man den frisch gepflasterten Innenhof des Werks, so springt einem die Vergangenheit des Geländes förmlich ins Gesicht. Die alten Hallen wurden 1848 als Gasmesserfabrik eröffnet und in der DDR als VEB Werkstoffprüfmaschinen weitergeführt. Als 1992 die Nutzung als Kulturfabrik begann und gleichzeitig der Verein gegründet wurde, setzte man bewusst auf den Industriecharme. „Die Idee war es, Kultur ins alte Fabrikgelände zu bringen“, so Jürgen Ackermann, Vorstandsvorsitzender des Vereins, der heute etwa 40 Mitglieder umfasst.
Musik, Theater, Film und Literatur
Kultur – ein schemenhafter Begriff. Im Falle des Werks bedeutet dies, dass Musik auf Kurse, Theater, Film und Literatur trifft. Katja Krause, seit 2011 Geschäftsführerin des Soziokulturellen Zentrums, fasst es so zusammen: „Wir bieten Kultur für alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen an, quasi Kultur zum Machen.“
Halle 1 und Halle D im Werk 2
Gegen Faschismus, Sexismus und Rassismus
Dass Kultur in Leipzig auch oftmals mit einer politischen Haltung verbunden ist, sieht man auch am Werk 2. „Zum Glück sind wir in der Position, dass wir entscheiden können, wer bei uns auftritt“, so Katja Krause. Denn, typisch für Connewitz eben, positioniert sich das Werk 2 klar gegen Faschismus, Sexismus und Rassismus. Katja Krause nennt ein Beispiel: „Es kam schon vor, dass wir Bands aufgrund ihrer frauenfeindlichen Texte abgelehnt haben.“ Außerdem versucht die Kulturfabrik, möglichst eigene Securitys einzustellen, um rechtsradikale Einstellungen von vornherein auszuschließen. „Wir drücken unsere Haltung durch Handeln aus“, so Krause.
Es ist diese Mischung aus Alternativität und guter Musik, die das Werk 2 seit 20 Jahren das Stadtbild des Südens prägen lässt. „Wir wissen, dass wir für Connewitz stehen“, sagt Jürgen Ackermann. Um das zu feiern, gibt es noch bis zum Ende des Jahres Konzerte, die einen Querschnitt der Geschichte des Werks darstellen sollen. Mit dabei sind u.a. Atari Teenage Riot, Mono & Nikitaman oder Cargo City.
Die ominöse Schaufensterpuppe
Zum Schluss erzählt Katja Krause noch, wer die ominöse Schaufensterpuppe ist, die hoch oben im Kran auf die Besucher der Halle A schaut. „Vor einigen Jahren gehörte die Puppe mal zur Deko einer Party. Nachdem sie immer wieder auf mysteriöse Weise an verschiedenen Orten auftauchte, landete sie irgendwann im Deckenkran.“ Für einige Leipziger gehört die Puppe schon fest zum Inventar des Werks. Genau so, wie das Werk 2 eben zum festen Inventar der Leipziger Kulturlandschaft gehört.