Antonius und Kleopatra
Wir befinden uns in Ägypten und Rom in den Jahren 40 bis 30 vor unserer Zeitrechnung: Die Weltpolitik wird als Bühne genutzt, um private Befindlichkeiten auszufechten. Die ägyptische Königin Kleopatra und der römische General Marcus Antonius sind im Liebeswahn miteinander verbunden und innerlich zerrissen von Machtgier und Hedonismus. Leidenschaften sind ihre Stärke und ihr Untergang. Der dramatische Freitod beider Beteiligten beendet nicht nur eine Affäre, sondern besiegelt auch die Entscheidung über die Weltherrschaft.
Intimität und Imperium. Hysterie und Hybris. Am Beginn der Neuzeit, als England gerade dabei war, das Erbe Roms anzutreten, schrieb William Shakespeare eine private Tragödie über die berüchtigten Liebenden — und gleichzeitig eine die gesamte damals bekannte Welt umfassende Historie. Mit Rom und Ägypten stehen zwei unterschiedliche Zeitrechnungen einander gegenüber: das lineare Streben hin zum Weltreich und die Idee der Zeit als Kreislauf der Natur ohne Ziel. Sinnlich berückende Poesie trifft auf geschäftskalte Heuchelei. Und es offenbaren sich in dem Aufeinandertreffen nicht wenige exotistische Fremdzuschreibungen. In der direkten Auseinandersetzung bieten Kleopatra und Antonius großes Kino, aber sie bleiben nicht aufrichtig miteinander. Am Ende werden Verführungskunst und Hormonsteuerung als schlechte politische Ratgeber gebrandmarkt. Und die Alternative West oder Ost soll aufgelöst werden: Octavius, der spätere Kaiser Augustus, macht sich daran, beides künftig durchzuverwalten.