Nachtgesang 65
ALFRED SCHNITTKE (1934 –1998)
Konzert für Chor
MDR-Rundfunkchor
Peter Dijkstra – Dirigent
»Diese Lieder, deren Verse von schwarzer Trauer bis zum Rand gefüllt, dichtete ich, der ich um die menschlichen Leidenschaften weiß, da ich die meinen kenne und bewerte.« Vor über tausend Jahren entstanden, bilden diese und ähnliche Klagen aus dem Buch der traurigen Lieder des armenischen Mystikers Gregor von Narek die Grundlage für Alfred Schnittkes berühmtes Konzert für Chor, das 1986 in Moskau uraufgeführt wurde. Obwohl sich dieses gewaltige Werk eine immense musikalische Gestaltungsfreiheit und stilistische Modernität bewahrt, lehnt es sich dennoch eng an die Stimmung orthodoxer Gottesdienste an. Dabei war der Glaube Alfred Schnittke durchaus nicht in die Wiege gelegt, da das russische Schulwesen zu dieser Zeit gänzlich atheistisch geprägt war und auch seine Eltern als überzeugte Kommunisten keinen Bezug zur Religion hatten. Dennoch glaubte Schnittke, »das ganze Leben (sei) angefüllt mit dem ständigen und allmächtigen Gefühl dessen, dass es etwas Größeres gibt als unser eigenes Dasein und dessen Inhalt«.