Stephan Thanscheidt über das Highfield-Festival

Das Highviech wird dieses Jahr volljährig! Stephan Thanscheidt, Managing Director und Head of Festivalbooking des Highfield-Veranstalters FKP Scorpio, beantwortete uns einige Fragen rund um das Festival.

Das Highviech wird volljährig! Bereits zum 18. Mal findet das Highfield-Festival dieses Jahr statt, zum fünften Mal in Großpösna am Störmthaler See (14. bis 16. August 2015).
Stephan Thanscheidt, Managing Director und Head of Festivalbooking des Highfield-Veranstalters FKP Scorpio, beantwortete uns einige Fragen rund um das Festival. Neben seiner geschäftsführenden Tätigkeit des Konzert- und europaweit größten Festivalveranstalters FKP Scorpio ist Stephan Thanscheidt für das Programm und Booking der Festivals zuständig.  

Steckbrief Highfield

Veranstaltungsort: 1998-2009 Hohenfelden bei Erfurt, seit 2010 Störmthaler See (Großpösna)

Veranstalter: FKP Scorpio und semmel concerts

Genres: Indie-Rock, Punk-Rock, Alternative, Pop, Hip Hop          

Kapazität: 25.000 Besucher

Web: www.highfield.de

Seit 2010 findet das Festival am Störmthaler See statt. Was bringt die Location mit sich?

Es ist eine wundervolle Location, eine der allerschönsten, die wir in Deutschland haben. Nachdem wir jetzt auch einige Jahre ins Gelände investiert haben, ist es noch schöner geworden. Am See an sich ist es natürlich schon toll, aber auch der Strand ist z.B. weiter ausgebaut worden. Und die Halbinsel, die in diesen See positioniert ist, bietet für uns als Veranstalter ein großartiges Gelände, um die Bühnen optimal zu verteilen. So können wir auch bei diesem größeren Festival noch kurze Wege und eine familiäre Atmosphäre gewährleisten. Es ist also landschaftlich wirklich toll und trotzdem verkehrsmäßig sehr gut angebunden durch die nahe Autobahn.

War es anfangs doch ein Wermutstropfen, dass ihr von Hohenfelden wechseln musstet?

Schon, alles andere wäre nicht ehrlich. Wir waren auch damals in Hohenfelden bei Erfurt sehr gerne, aber das Gelände stieß irgendwann an seine Grenzen, auch was die Kapazität anging. Und da haben wir mit dem Gelände des Störmthaler Sees einen ganz tollen Ersatz gefunden. Natürlich mussten wir die Leute ein bisschen von dem neuen Gelände überzeugen, gerade weil uns im ersten Jahr das schlechte Wetter nicht gerade geholfen hat. Aber das hat sich über die Jahre jetzt sehr gut etabliert.

Nach dem Festival ist vor dem Festival … wann beginnt die Planung und Aufgabenverteilung für das Highfield-Festival?

Mehr oder weniger immer, nachdem das Festival gelaufen ist. Das erste, was man macht, ist, sich zu überlegen, welche Bands im nächsten Jahr spielen sollen. Mit den großen Bands fängt das dann an. Man schaut, wen man präsentieren könnte. Manchmal geht es sogar soweit, dass quasi jetzt schon für 2016 geplant wird, aber im Regelfall ist es so, dass wir nach dem Festival mit der Version des nächsten Jahres beginnen.

Wie viele Leute arbeiten insgesamt an der Organisation dieses Festivals?

Das ist schwierig zu sagen, weil sie ja nicht nur für das Highfield-Festival arbeiten. Insgesamt sind wir ungefähr 100 Leute, aber machen alle auch das ganze Jahr über viel anderes. Das Highfield ist ein großes Projekt, das uns sehr am Herzen liegt und auch eine der wichtigsten Sachen im Festivalkalender ist. Es gibt in so vielen Bereichen etwas zu tun – vom Ticketing über Marketing, Promo, Presse und PR, bis hin zum Booking und der Orga. Es sind also ganz viele Departments, in die man viel Energie steckt, um das bestmögliche Festival zu finden. 

Welche Planungsbereiche gibt es?

Im großen und ganzen gibt es zwei Bereiche: Booking und Organisation. Darunter gliedert sich das ganze in viele Teilbereiche auf. Unter der Orga stehen die ganzen behördlichen Sachen mit den Gemeinden, mit der Polizei, Feuerwehr, Sanitäter usw., die technische Abwicklung, was Bühne, Ton, und Licht angeht sowie die Dinge, die das Gelände betreffen, also Zäune, Sanitäranlagen, und natürlich auch das Marketing. 

Es gibt sicher massig Dinge zu bedenken. Wie kann ich mir die Planung grob vorstellen?

Grob gesagt geht es mit dem Booking los, und da man ja irgendwann den Vorverkauf eröffnet, kommt das Ticketing mit der gesamten Orga ins Spiel. Darüber hinaus ist die Organisationsseite des Festivals auch immer schnell dabei, nachdem das Festival durch und bewertet ist. Es muss ja abgebaut und alles bereinigt werden, und dann überlegt man sich auf Seiten der Organisation: was war gut, was können wir nächstes Jahr besser machen, wo sind wir am Ziel angekommen? Denn Stillstand ist für uns nie gut, wir wollen das Festival immer weiter entwickeln und besser machen, um Service, Spaß und den Wohlfühlfaktor durch die Atmosphäre, das Gelände und die Deko zu erhöhen. Im Prinzip arbeiten also die Orga und das Booking durchgehend an dem Festival. Da gibt es dann natürlich so Hochphasen wie jetzt z.B., wo das Line-up durch ist, man das Festival bewirbt und die ganzen Details plant wie Bühnentechnik, Ton, Licht, Catering usw.

Zum Booking: Wie werden die Acts ausgewählt? Wer entscheidet, wer die Headliner werden?

Das mache ich als Booker mit einem Team, das mich unterstützt. Es ist immer so eine Frage zwischen Wunschdenken und Realität (lacht). Wir haben sehr gute Kontakte zu den Künstlern, Managements, Künstleragenten und Plattenfirmen. Wir bekommen also irgendwann mit, dass ein Künstler gerne im nächsten Jahr spielen will oder aber wir treten aktiv an sie heran. Das kommt auf ganz unterschiedliche Art und Weise zustande. Und aus dem, was dann möglich ist, nachdem ich mit allen eine Runde gesprochen habe, überleg ich mir: Ah, schau, die drei wären toll als Headliner, die drei wären toll als Co-Headliner, und hier gibt es noch ein paar junge Bands, die noch keiner so richtig kennt, die wir aber unbedingt mit aufbauen wollen. So findet das dann auf allen Ebenen statt. Generell ist es so, dass die Entscheidung, wie eine Band gebucht wird, davon abhängig ist, was gerade passiert. Ist die Band gut, zieht sie Leute, gibt es eine neue Platte, eine interessante Geschichte um die Band, passiert etwas in den Medien. Es ist eine Mischung aus verschiedensten Faktoren, warum eine Band erstens beim Highfield spielt und zweitens ob sie Headliner ist, als Opener oder irgendwo in der Mitte spielt.

Was ist der anstrengendste Part an der Organisation?

Also erstmal muss ich vorweg schicken, dass uns das allen großen Spaß macht, sonst würden wir es nicht machen (lacht). Aber es ist natürlich ein anstrengender Job, das ist ganz klar. Es ist immer sehr, sehr viel Arbeit, wir legen Herzblut da rein und sind auch Perfektionisten. Wir wollen ein gutes Festival abliefern. Wenn 100% das Ziel sind, wollen wir auf 120% kommen, das ist auch nicht nur Gerede. Alles andere würde uns auch keinen Spaß machen und mit einer halb-okayen Nummer würden wir uns einfach nicht zufrieden geben. Richtig anstrengend wird es, wenn irgendwas schiefläuft, was zum Glück ganz selten der Fall ist. Im Vorfeld ist alles sehr routiniert, wir machen das Festival ja auch schon lange. Da hat man halt eine Menge Arbeit, und kurz vor dem Festival wird es auch fordernd, weil eben viel ins Detail organisiert werden muss. Echt anstrengend ist es auch, wenn wir über drei Tage während des Festivals richtig schlechtes Wetter haben und es Matsch gibt und alles. Ansonsten sind wir einfach lange auf den Beinen, was zwar auch schlaucht, aber wenn es alles so läuft wie es geplant wurde, dann ist das nicht das größte Problem für uns.

Wer vom Team ist beim Festival dann vor Ort?

Im Normalfall alle. Das ist selbstverständlich. Wir würden das jetzt nicht planen und dann übergeben und sagen „Hier, macht mal“.

Andersherum gefragt: Gab es für dich auch ein persönliches Highlight, ein Lieblings-Highfield, einen besonderen Moment, der dich auch in deiner Arbeit bestätigt?

Generell ist es für mich immer ganz toll, wenn das Wetter gut ist, ich auf der Bühne stehe und ins Publikum runtergucke und 10.000 bis 30.000 Leute vor der Bühne stehen und feiern. Das ist so ein bisschen der handwerkliche Part meines Jobs, wo ich das Ergebnis meiner Arbeit, die ich das ganze Jahr über betrieben habe, auch sehe. Wenn die Leute alle Spaß haben, die Stimmung gut ist, du ein tolles Festival hast, das ist schon der schönste Moment für mich. Es gab aber auch tolle Shows beim Highfield in den letzten Jahren, wie die der Foo Fighters damals oder Macklemore letztes Jahr, das sind auch Highlights.

Highfield hat sich ja als Indie-Rock Festival etabliert, aber es kommt schon immer mehr Hip Hop und Rap dazu. Ändert das Highfield seine Richtung?

Nee, das nicht. Wir sind nach wie vor ein Indie-Rock-/ Popfestival, wir hatten diese Einflüsse auch immer, nur dass die damals anders hießen. Das waren Fanta 4 oder Fettes Brot, jetzt sind es eben K.I.Z., Alligatoah, Prinz Pi usw. Generell gehen wir einfach ein bisschen mit der Zeit. Wir wollen immer den programmatischen Mix präsentieren, der die Menschen, die festivalaffin und musikbegeistert sind, vereint. Wenn man die Bands mal durchzählen würde, hätte man wohl immernoch 60 bis 70% (Indie)-Rock-Bands und einen Bruchteil Hip-Hop-Acts. Aber die kommen gerade sehr gut an und viele derer, die das hören, interessieren sich auch für den Indie-Rock-Part. Nur wenn wir programmatisch still stehen würden, noch 30 Jahre Indie-Rock machen, komme was wolle, dann würde uns das nicht gut zu Gesicht stehen und auch irgendwann zu Problemen führen. Man muss modern bleiben, sich aber auch nicht wie das Fähnchen in den Wind hängen und nur machen, was gerade in den Charts ist. Aber wenn moderne Einflüsse mitspielen, sollte man die auch aufnehmen, sonst programmiert man irgendwann an den Leuten vorbei. Man braucht eine gute Mischung, bei der sich alle eingeladen und berücksichtigt fühlen und es alle cool finden. Deswegen können auch Bands wie Clueso und Silbermond dort spielen, die eher aus dem Pop-Bereich kommen. Das Festival ist stark genug, um das miteinander zu vereinen und die Leute auch.

Es kommen auch noch immer mehr neue Festivals hinzu, obwohl der Markt als übersättigt gilt. Wirkt sich das auch auf eure Arbeit aus?

Wenn ich nein sagen würde, würde ich lügen. Aber wir haben Gott sei dank sehr starke und lange etablierte Marken. Ich glaube, wenn jemand mit einem ganz neuen Festival um die Ecke kommt, braucht er ein unglaublich tolles Gelände, eine Riesenidee, gute Kontakte und Geld. Also eine Kombination aus diesen vier Dingen, was gar nicht so einfach ist heutzutage. Mit einer ganz neuen Idee zu kommen, ist sehr schwierig, glaube ich. Wir sind einfach schon, vor allem mit dem Highfield, lange da und gerade dieser Mix, was die Künstler angeht und auch der Beach, das macht es einfach aus. Das ist ja schon ein Musikurlaub, zum Highfield zu fahren. Man geht schwimmen, spielt Beachvolleyball, fährt Banana Boot, und das kann nicht jedes Festival bieten.

Das Lollapalooza in Berlin z.B., das dieses Jahr erstmalig stattfindet, bietet kein Camping an und gibt sich familienfreundlich. Denkst du, dass das ein guter Ansatz ist?

Das ist eine ganz andere Art von Festival, halt ein Stadtfestival auf dem Flughafen, wo auch so konzipiert wird, dass da keiner bleibt, sondern Leute mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an- und abreisen. Wir haben auch Stadtfestivals außerhalb von Deutschland, das kann eine gute Idee sein, muss es aber nicht immer. Die Erfahrung, die wir mit unserem deutschen Publikum gemacht haben, ist halt, dass sie, wenn sie auf ein Festival fahren, auch diese Art Musikurlaub haben wollen. Sie wollen sich tagsüber und bis tief in die Nacht hinein auf dem Gelände aufhalten, mit den Bands vergnügen und eine riesen Party feiern können. Das ist, glaube ich, eine Mischung, die für unsere Festivals sehr wichtig ist. Berlin ist eine große Stadt und das könnte dort auch funktionieren, für uns ist es auf jeden fall nicht das Konzept, das wir verfolgen.

Vom Musikalischen mal abgesehen – wandelt sich sich euer Konzept noch? Es gibt ja z.B. das Projekt „Grün rockt“.

Ja, das Highfield wandelt sich natürlich immer weiter. Es wird dafür nichts über Bord geworfen, es wird nur ergänzt. Genau wie das Green Camping, Grün rockt, das Lotsenprojekt und diese Sachen. Wenn ich sage, wir haben zwar jetzt die Hochphase, arbeiten aber das ganze Jahr an dem Festival, meine ich: Wir wollen das Festival immer besser machen, vom Service, von der Atmosphäre her und auch, was Nachhaltigkeit und grüne Aspekte angeht. Es wird sich also immer weiter wandeln, um noch größer, schöner, besser zu werden.

Sind Müll und Zerstörung eine große Hürde und auch Gründe für das Aus von Festivals?

Nö, das glaube ich ganz und gar nicht. Man muss es nur ordentlich machen. Es gibt einige, bei denen das bisschen zweifelhafter passiert, für uns ist es aber das A und O. Wenn man sich die Fläche vom Störmthaler See ein paar Tage nach dem Festival anguckt, findet man da nicht mehr einen Schnipsel auf dem Gelände. Und dass da irgendwie Naturschäden verursacht werden, ist seltenst bis nie der Fall. Es ist eher das Müllproblem, aber der wird ordentlich eingesammelt, getrennt und abgefahren. Das wird von uns sehr ernst genommen. Ich denke nicht, dass das ein Problem für die Zukunft ist, nur eine Aufgabe.

Seit 2014 ist auf dem Gelände ist mittlerweile das 5-Sterne-Luxusressort „Lagovida“. Es heißt, dass sich mit dem Besitzer geeinigt wurde und das Festival weiter stattfinden kann. Wie läuft die Zusammenarbeit? Einigen Besuchern stieß die Kooperation eher negativ auf.

Wir haben mit Lagovida eine schöne Kooperation, wodurch dort Komplettpakete inkl. Unterkunft von unseren Highfield-Gästen gebucht werden können. Wir legen also Wert auf eine gute Nachbarschaft. Die Besucher, die sich da aufregen, sind eher die jungen, die drei Tage zum Festival fahren, um dort komplett zu eskalieren. Es ist aber für uns wichtig, auch die Herrschaften unterzubringen, die ein paar Jahre älter sind und immernoch Lust auf ein Festival haben. Deswegen gibt es zusätzlich einen anderen Standard, aber das muss man ja nicht buchen, man kann ja auch campen.

Highfield Festival Laden

Hier gibt’s Tickets, Merch, Livebands und Aktionen rund ums Festival!
Wolfgang-Heinze-Str. 8, 04277 Leipzig
Geöffnet ist Mo bis Sa 13 bis 18 Uhr

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