Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenzustellen. Dies sind unsere Oktober-Highlights …
Lea W. Frey: Plateaus
Als uns Lea W. Frey das letzte Mal begegnet ist, hat sie direkt bleibenden Eindruck hinterlassen: Vor einigen Monaten stellte die Berlinerin erstmals Songs ihres neuen Albums vor und hatte sich dafür die Spitze der ehemaligen Abhörstation auf dem Teufelsberg ausgesucht. Wer schon mal da war und ihr gewaltiges Street-Art-Piece kennt, in dem der Sensenmann die Welt am seidenen Faden baumeln lässt, der weiß um die Wirkung der Location (und wer nicht, der schaut besser bald vorbei, ehe das Gelände womöglich für immer kommerziell umgewidmet wird). Passend zum Ort spricht auch aus Freys Musik existenzialistische Dramatik. Begleitet unter anderem von Notwist-Drummer Andi Haberl entwirft die Sängerin auf „Plateaus“ klangkomplexe, tiefenatmosphärische, fantasielustig zwischen Electronica, Jazz und Easy Listening schillernde Kompositionen, die etwa an Saint Etienne (demnächst mit Comeback-Gig in Berlin!) oder die seligen Broadcast denken lassen. Das Release-Konzert zum Album findet übrigens am 31. Oktober in der Katine am Berghain statt. In der Main Hall mit ihrem gewaltigen Soundsystem hätten wir Lea W. Frey lieber erlebt.
Kadavar: Rough Times
Es ist eine der rar gewordenen Erfolgsgeschichten im klassischen Rockmusikgeschäft: Noch vor wenigen Jahren spielten Kadavar in ihrer Heimatstadt Locations wie Magnet und White Trash, und selbst vor anderthalb Jahren (schon nach dem Erfolg ihrer LP „Berlin“ und Gigs im Astra) klebten die Psychedelic Hard Rocker als lokaler Support auf dem Poster des 8mm Musik Festivals geklebt. Nun headlinen sie bald in der Columbiahalle – und all das mit einem Sound, der nun bei aller Liebe nicht als hip oder Hype durchgeht. Stattdessen huldigen Christoph „Lupus“ Lindemann, Christoph „Tiger“ Bartelt und Simon „Dragon“ Bouteloup auch auf ihrem mittlerweile vierten Longplayer verschwurbelt schwerrockend ihren Helden von Gestern. Echte Neuerungen Fehlanzeige und auch kein bisschen gewollt. Brandneu hingegen die Produktionsumstände: Für die Aufnahmen zu „Rough Times“ hat das Trio eigens ein Studio in Neukölln gebaut. Vorbeigeschaut haben wir noch nie, aber jede Wette, dass an den frischen Wänden schon das eine oder andere Flower-Power-Poster pappt?
BSMG: Platz an der Sonne
Hinter dem Kürzel BSMG steckt nicht etwa die erweiterte Neuauflage eines legendären Musikbiz-Players, sondern das Trio aus Megaloh, Musa und Ghanaian Stallion. Black Superman Gang heißt das Ganze unverkürzt daher auch, und der Name, eine Referenz an die Blaxploitation-Bewegung der 1970er-Jahre, ist, natürlich, Programm: In den 18 starken, oft wütenden Tracks des Konzeptalbums „Platz an der Sonne“ sezieren die zwei Rapper zu den Beats des Moabiter Produzenten den Status Quo des afrikanischen Kontinents, die Finger immer mit Wucht in den Wunden. Freunde schauen dafür natürlich nur zu gern vorbei, unter ihnen Joy Denalane und der französisch-senegalesische Rapper Fonz.
Louka: Lametta
Bonus-Track: Vor einiger Zeit haben wir ja die Debüt-EP von Louka gefeiert wie irre, nun ist mit „Lametta“ das Debütalbum erschienen. Zu hören: Neues aus dem Textschatz-Steinbruch, den sich die Berlinerin auch durch breitenwirksames, künstlerisch aber höchst fragwürdiges Support-Placement bei Alexa Feser (!) und Andreas Bourani (!!!) nicht hat versauen lassen. Unverändert spannend!