Traurig schöner Indie-Pop I Filigranes aus der Elektro-Küche I Orchestraler Intellekt-Pop I Fluffige Mutmach-Sounds 4 x neue Musik aus Berlin: Fil Bo Riva, Apparat, Die Heiterkeit, Anna Loos

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im März …

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im März …

Fil Bo Riva – Beautiful Sadness

© Juliane Späte
Filippo Bonamici, den meisten sicherlich besser bekannt unter seinem Künstlernamen Fil Bo Riva, ist ein Paradebeispiel für das fleischgewordene Berlin im Hier und Jetzt. Ständig auf der Suche, zwischen Euphorie und Melancholie pendelnd und nach allen Seiten offen, reißt der gebürtige Italiener mit der leidvollen Stimme die letzten Mauern ein, die noch stehen. Auf seinem Debütalbum „Beautiful Sadness“ präsentiert der junge Globetrotter eine facettenreiche und aufwühlende Melange aus kitschbefreitem Indie-Pop, melodischem Folk und handgemachtem Indie-Rock. Hymnen des Aufbruchs („Time Is Your Gun“, „Go Rilla“) stehen hier genauso im Vordergrund wie Berührendes aus der Denk-nach-Abteilung („Baby Behave“, „Is It Love?“). Schön und traurig. Traurig und schön. Und vor allem: richtig gut!

Apparat – LP5

© Studio LordZ
Sechs Jahre nach seinem letzten Studioalbum „Krieg und Frieden“ widmet sich Sascha Ring alias Apparat den musikalischen „Fragmenten einer Sprache der Liebe“. Auf „LP5“, so der Titel seines neuen Longplayers spannt Apparat eine elektronisch zirpenden Klangbogen zwischen verkopfter Unruhe und tiefenentspannter Harmonie. Im Frühjahr 2019 hinterlässt Filigranes auch abseits der opulenten Moderat-Gesten große Spuren. Angereichert mit souligen Vocals, unterlegt mit dem rhythmischen Groove von Battles-Drummer John Stanier und verfeinert mit Posaune, Saxofon und Harfe ziehen die Songs auf „LP5“ ihre Bahnen in einer musikalischen Umlaufbahn fernab des Elektro-Standards. Apparat hat ihn am Start: den perfekten Klangbegleiter für den Chill-Down nach, oder den Aufputsch vor der großen Samstagabend-Sause.

Die Heiterkeit – Was passiert ist

© Gloria de Oliveira
Im Reich der Heiteren hat sich was getan. Sicher, der unterkühlte Unterton ist immer noch präsent. Aber irgendwie klingt das vierte Studioalbum von Stella Sommer und Co auch offener, wärmer und leichter. Die atmosphärische Veränderung an einem bestimmten Song festzumachen, fällt schwer. Es ist eher das große Ganze. Gespickt mit orchestralen Bläsersounds und kratzigen Lo-Fi-Pop-Einschüben fungieren die elf neuen Songs wie wärmende Decken in einer Zeit, in der sich Gefühlsdämonen wie Einsamkeit, Desillusionierung und Orientierungslosigkeit wie dunkle, kalte Schatten über die Gesellschaft legen. „Was passiert ist“? Völlig wurscht. Wichtig ist nur, dass etwas passiert ist. Ein Hoch auf die Heiteren!

Anna Loos – Werkzeugkasten

© Kristian Schuller
Debütalben sind was für junge Leute? Pustekuchen! Anna Loos beweist: Wer Talent besitzt und Lust auf Neues hat, der kann auch mit 48 Kerzen auf dem Geburtstagskuchen noch als Solo-„Newcomer“ durchstarten. Auf ihrem ersten Longplayer unter eigenem Namen widmet sich die TV-Dauerbrennerin und Silly-Frontfrau lebensbejahenden Pop-Klängen, die untermalt mit intelligenten Aus-dem-wahren-Leben-Texten definitiv Lust auf mehr machen. In Annas „Werkzeugkasten“ gibt es viel zu entdecken. Anna macht Mut, predigt die Liebe und feiert das Leben. Das alles eingehüllt in eine fluffige Klangwolke aus detail verliebt arrangiertem Indie-Pop ergibt ein rundum stimmiges Gesamtpaket, das jeder Branchen-Anhänger gerne mit auf Reisen nimmt.